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Löbliches Vorhaben von Microsoft

xafford / 12 Antworten / Flachansicht Nickles

An oder aus? Microsoft will Windows-Nachrichtendienst abschalten



Microsoft plant nach Angaben in der US-Presse die Standardeinstellungen des Windows-Nachrichtendienstes und
der eingebauten Firewall zu ändern. Zukünftig will man den Nachrichtendienst abschalten und die Internet
Connection Firewall (ICF) einschalten. Im ersten Halbjahr 2004 soll Service Pack 2 für Windows XP die
entsprechenden Einstellungen vornehmen. Damit reagiert Microsoft auf massive Vorwürfe von Unternehmen und
Anwendern, die bisherige Konfiguration nach einer Installation sei unsicher und provoziere Angriffe auf
Endsysteme.

Mit dem Nachrichtendienst kann man in Windows-Netzwerken Meldungen versenden und empfangen. In einem
Pop-up-Fenster erscheint der empfangene Text. Allerdings macht diese Funktion für Privatanwender selten
Sinn. Im Gegenteil, bei der Einwahl ins Internet kann dieser Dienst missbraucht werden. Dubiose Texte
erscheinen auf dem Bildschirm und werben unerwünscht für Viagra und Pornoangebote oder erschrecken Anwender
mit gefälschten Warnungen. AOL hat vergangene Woche darauf reagiert und schaltet den Dienst mittlerweile
über die AOL-Update-Funktion ab. Darüber hinaus ist der Dienst selbst verwundbar. Durch eine Sicherheitslücke
im Nachrichtendienst kann ein Angreifer sogar vollen Zugriff auf das System erhalten. Wer nicht auf Service
Pack 2 warten möchte, kann den Nachrichtendienst auch manuell abschalten:

Arbeitsplatz->Verwalten->Dienste und Anwendungen
->Dienste->Nachrichtendienst->Deaktivieren


Vor Belästigungen und Angriffen könnte eigentlich die eingebaute Firewall schützen. Gerade die ist aber
per Default abgestellt, zumindest für LAN-Verbindungen. Bei DFÜ-Adaptern ist sie in der Regel aktiviert.
Zeitgleich bastelt man auch schon an einer neuen API für den RPC-Dienst. RPC verwenden viele andere
Windows-Dienste zur lokalen Kommunikation und im Netzwerk. Leider kann dieser Dienst auch angesprochen
werden, wenn man mit ISDN oder Modem im Internet unterwegs ist. Über die bekannten Sicherheitslöcher
finden dann Würmer wie Lovsan/Blaster und Trojaner ihren Weg in den heimischen PC. Auch das Zonen-Modell
des Internet Explorers will Microsoft überarbeiten, um beispielsweise Angriffe über manipulierte Webseiten
zu erschweren. (dab/c\'t)

[ Quelle: Heise online http://www.heise.de/newsticker/data/dab-29.10.03-002/ ]
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xafford Nachtrag zu: „Löbliches Vorhaben von Microsoft“
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Ich denke, daß die Überladung mit "Standard-Diensten" in einer normalen und unbereinigten Installation noch eines der geringeren Probleme sind, mit denen ich Microsoft bei Windows rumschlagen muß. Meiner Ansicht nach liegen die Gefahren schon viel tiefer im Grundprinzip von Windows begraben.
Der Ausdruck "it´s no bug, it´s a feature" ist meiner Meinung nach nicht so verkehrt. Dank DDE, OLE und COM ist der Datenaustausch zwischen Anwendungen denkbar einfach implementiert, jeder Programmierer kann bei der Erstellung seiner Anwendung in diese COM impleneitieren und vielfältige Schnittstellen schaffen. Auch das Treibermodell bietet Schnittstellen für binäre Treiber von Drittanbietern.
Dies macht Windows auf der einen Seite sehr einfach handhabbar und erleichtert vieles im Umgang. Auf der anderen Seite ist aber diese tiefe Verzahnung äußerst problematisch.
Oder nehmen wir einmal die zentrale Datenbank für Konfigurationseinstellungen, die Registry. Auf der einen Seite ein immenser Vorteil, wenn (fast) alle Programme und das System selbst ihre Einstellungen an einem zentralen Ort verwalten. Auf der anderen Seite wird dieser Vorteil aber wieder mit einigen Nachteilen erkauft. Die Verwaltung der Zugriffsrechte auf einzelne Unterzweige der Registry gestaltet sich schwierig, wer bearbeitet seine Registry schon mittels regedt32 und stellt die Zugriffsrechte auf die einzelnen Zweige manuell so sicher wie möglich ein? Es gibt zwar auch von Haus aus Hilfsmittel, dies besser abzusichern, was aber selbst in Firmen selten genutzt wird.
Zusätzlich ist die Registry noch in einem proprietären Format und nicht im Klartext les- und bearbeitbar. Es gibt z.B. einen netten Proof of Concept um in der Registry mittels der NativeAPI Einträge zu erzeugen, wleche nicht sichtbar, nicht bearbeitbar und nciht löchbar sind ohen Programmierkenntnisse. Eine einfache XML-Datei als Registry würde, wenn man schon auf eine zentrale Stelle setzt, einiges transparenter machen.
Microsoft hat wohl viele Jahre wesentlich mehr Wert auf Usability als auf Sicherheit in Mehrbenutzerumgebungen gelegt wie es mir scheint. Sieht man sich die Entwicklung der Microsoftsysteme an, so ist dies auch nicht verwunderlich. Es ist noch nicht lange her, daß selbst Micrisift die Wichtigkeit des Internet entdeckt hat, viele interna des Betriebssystems und Teile des grundlegenden Designs stammen aber noch aus Zeiten, als Windows (selbst NT) höchstens in Intranets zuhause waren, welche als eher vertrauensvolle Umgebung angesehen werden können.
Es ist definitiv wesentlich schwerer und fehleranfälliger ein offen designtes Stück Software nachträglich abzusichern, als von Anfang an Sicherheit im Kern schon zu implementieren. Wenn dann noch jahrelang offensichtliche Konfigurationsschwächen nicht behoben werden muß man sich schon fragen warum. Nehmen wir doch einmal die Protokollbindung:
In Windows ist es immer noch nur mit einigen Verrenkungen möglich gewisse Protokolle (und damit meine ich nicht TCP/IP und Co, sondern RPC, DCOM, uPnP) an spezifische Adapter zu binden, oder ihre Bindung zu lösen. Dies deutet darauf hin, daß Microsoft schon beim Design dies nicht als Möglichkeit implementiert hatte und die tiefe Verzahnung von Anwendungen, Treibern und Protokollen dies problematisch machen.
Aber anstatt schwache Schnittstellen zu redesignen wird oftmals nur geflickt und dafür neue Features eingebaut.
Ich will Microsoft auf keinen Fall verteufeln, Windows 2000 ist das System auf dem ich mit Abstand am liebsten Arbeite obwohl ich einige andere kenne und Microsoft ist definitiv nicht die einzige Firma, die Fehler macht. Ich wollte nur mal zu bedenken geben, daß es zwar ein schöner (und marketingmäßig wirksamer) Vorsatz ist auf Sicherheit setzen zu wollen, aber wesentlich mehr dazu gehört, als Workarounds für Designschwächen zu finden.

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