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Computer- und Musikindustrie: Tod der Individualität?

Olaf19 / 14 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo zusammen!

Die Kleinen schlucken die Einzelkämpfer, die Großen schlucken die Kleinen, die Größten schlucken die Großen - das Fusionskarussell dreht sich in schwindelerregendem Tempo weiter:

Symantec übernimmt PowerQuest
Bertelsmann Music Group (BMG) möchte gern übernommen werden

Wo soll das eigentlich noch hinführen? Immer mehr Macht für immer weniger Firmen? Immer zentralere Gesamtverwaltungen mit immer weniger Mitarbeitern? Wenn mit immer weniger Arbeitskräften immer mehr geleistet werden kann - wo bleiben dann eigentlich die Absatzmärkte?

Weil es gerade so gut in den Kontext passt - click here.

Wer den Markt beherrscht, der beherrscht vor allem eine Gruppe: Die Endverbraucher. Das schon oft via Marktmacht entstehende Preisdiktat ist dabei nur ein Problem - ebenso schlimm finde ich das Geschmacksdiktat. Weniger Firmen, das bedeutet: Weniger Vielfalt, mehr Einfalt - der Weg in die totale "Vermassung".

Noch einmal zum Beispiel Musik. Vor knapp 10 Jahren hat in der Hamburger Innenstadt ein Laden der Plattenfirma Virgin (heute EMI-Tochter), der Virgin Mega Store eröffnet. Hab ich mir damals aus Neugier mal angeguckt. Das Konzept dieses Ladens: Unmengen von CDs in den Regalen, aber nur wenige verschiedene Titel; dafür kartonweise ein und dieselbe CD, wenn es ein Erfolgstitel war. Im Klartext: drei oder wie viel Stockwerke mit null Auwahl.

Den Laden habe ich damals kopfschüttelnd verlassen und nie wieder betreten. Andere Leute haben es mir offensichtlich gleich getan: Nach nicht mal einem Jahr war der selbst ernannte "Mega Store" weg vom Fenster. Im Vergleich dazu war der MediaMarkt der frühen bis mittleren 90er ein wahres "Underground-Paradies": Zwar auch eher mainstreamig, aber so schlecht war die Auswahl nicht.

Wenn ich mich heute bei MediaMarkt umschaue, sehe ich - im Vergleich zu damals - eine klare Tendenz: Immer mehr Mainstream - immer weniger Auswahl. "Haben wir nicht da, müssten wir erst bestellen" - den Satz habe ich in den letzten Jahren immer häufiger zu hören bekommen. Immerhin: "Wir bestellen den Titel, dann hören Sie erstmal rein - sie müssen nicht gleich kaufen", das nenne ich guten Service. Aber wie lange noch? Bestellung gleich mit Vorkasse, damit das Geschäft nicht auf dem non-mainstream-Ladenhüter sitzen bleibt, scheint mir eher das Modell der Zukunft zu sein.

Was hat das nun alles mit der Thread-Überschrift und dem Thema Fusionen zu tun? Ich meine sehr viel. Ich behaupte, dass der Trend zur Ent-Individualisierung und zur "Massengesellschaft", der Rückgang der Vielfalt eine ganze Menge auch damit zu tun hat. Wenn das unabhängige kleine Underground-Label erstmal unter den Fittichen eines Konzernmolochs steht, dann ist es bald vorbei mir der Individualität - vorsichtig gesagt: Dann müssen Kompromisse eingegangen werden.

Vielleicht sind wir "Endverbraucher" aber doch schlauer, als man es uns im allgemeinen zutraut? Vielleicht sind die oben angeführten Tendenzen maßgeblich oder zumindest mit Schuld daran, dass immer weniger CDs verkauft werden? Damit sollte sich die Musikindustrie einmal auseinander setzen. Wäre natürlich unbequem - Abkehr von lieb gewonnenen Gewohnheiten. Ist ja auch viel einfacher, nach alt bekanntem Muster (Home Taping is killing Music - and it's illegal (1981) <=> Copy kills Music (1999)) den Raubkopierern allein die Schuld in die Schuhe zu schieben.

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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Amili Olaf19 „Computer- und Musikindustrie: Tod der Individualität?“
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Auch wenn du keine Frage gestellt hast fällt mir dazu ergänzend ein:

Ich denke dass sich immer mehr Leute schon längst vom Konsum abgekoppelt haben - gerade beim hier passenden bzw. erwähnten Beispiel Musik:
Alle, vom Kind bis zum Rentner, kopieren doch im Freundeskreis. Ich nicht mehr, denn ich habe seit drei Jahren alles. Seitdem gab es nur drei oder vier Titel, an die ich mich nach Monaten erinnern konnte und die ich mir dann 'besorgt' habe, die kleine Ausnahme eben.

Ich weiß auch nicht, ob es 'heutzutage' an den Schulen wirklich so schlimm ist mit dem Markenterror (Mode) - die Medien lügen und überziehen ja sonst auch mit möchtegern-reißerischen Themen.

Also - ob Symantec oder sonst jemand irgend einen anderen kauft ist mir egal, da ich eh kostenlose Firewalls, Virenscanner etc nutze.
Und so ist das - zumindest bei mir und den Leuten die ich kenne - dass man, zusätzlich verstärkt durch Arbeitslosigkeit, Geldmangel aus anderen Gründen, Älterwerden, einfach kaum noch *irgend etwas* kauft, außer dem Essen und ein bisschen Kleidung im Wesentlichen. Bier trinken, feiern, Abendessen - das alles wird jetzt im Garten erledigt, unter Freunden.

Bei den 'Jüngeren' ist allerdings ein Problem gegeben: Denn nach dem, was sie nie kennengelernt haben, können sie auch nicht verlangen - am besten vielleicht auch am Beispiel Musik zu erklären: Ein Freund von mir 'kannte' keine Country-Musik, als ich ihm davon erzählte. Man muss sie nicht mögen, kein Problem, aber wenn man nicht weiß, dass es so etwas gibt, dann denkt man eben, dass der 'Mainstream' das einzig Vorhandene ist.
Gerade gestern habe ich mir für eine Fahrt über die Stadtgrenze ein Auto geliehen (und vergessen, eine CD mitzunehmen, da ja heute alle Autos CD-Player haben). Also musste ich Radio hören, mit der Lari-fari-Musik, und war ein bisschen entsetzt und verwundert ob des Mischmaschs, den ich da ertragen 'musste'. Und ich bin auch erst in den Dreißigern. Allzu sehr hatte ich mich an die Musik gewöhnt, die man eben selbst hört oder bei Freunden zu hören bekommt - zeitlos unter anderem.

Nun, wo führt das hin?
Die Großen werden immer größer, aber damit auch weniger - und das führt zur beschleunigten Teilung der Gesellschaft, weiter noch als derzeit in den USA. Und wo eine Nur-noch-1%-Führung endet weiß man spätestens seit der Französischen Revolution - also immer kampfbereit halten ...

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