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Bukowski ```` R.I.P. ´´´´

Anonym / 7 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Killer

Harry war gerade aus einem Güterwagon geklettert und ging jetzt die Alameda entlang in Richtung auf Pedro\'s, wo er sich einen Kaffee genehmigen wollte.
Es war früh am Morgen, doch er erinnerte sich, dass sie um 5 Uhr aufmachten. Bei Pedro kostete der Kaffee 5 Cents, und man konnte einige Stunden damit sitzen. Man konnte über einiges nachdenken. Man konnte sich überlegen, was man falsch gemacht hatte und was man richtig gemacht hatte.
Sie hatten auf. Die Mexikanerin, die ihm seinen Kaffee eingoss, sah ihn an, als halte sie ihn für einen Menschen. Die Armen kannten sich mit dem Leben aus. Ein gutes Girl. Naja, gut genug. Trouble bedeuteten sie alle. Alles bedeutet Trouble. Er erinnerte sich an einen Ausspruch, den er mal irgendwo gehört hatte - die Definition von Leben ist: Trouble.
Harry setzte sich an einen der alten Tische.
Der Kaffee war gut. Harry war 38, und er war erledigt.
Er schlürfte seinen Kaffee und erinnerte sich daran, was er falsch gemacht hatte - oder richtig. Er war es einfach leid geworden, die Tour mit den Versicherungspolicen, die kleinen Büros mit den hohen Trennwänden aus Glas, die Kunden. Er war es leid geworden, seine Frau zu betrügen, Sekretärinnen im Fahrstuhl und auf dem Flur zu kneifen; er hatte die Weihnachtsparties satt, die Neujahrsparties und Geburtstage, die Ratenzahlungen für neue Wagen und Möbel, die Rechnungen für Strom, Gas, Wasser - dieses ganze blutsaugende Sortiment von Zwängen.
Er war es leid geworden und er hatte aufgesteckt, das war alles.


Und ausserdem ist die Miete zu hoch

Kleine Bestien sitzen im Salzstreuer
Flugzeuge schwirren in der Kaffeekanne
die Hand meiner Mutter klemmt
in der Handtasche, und unter allen Löffeln
gellen Folterschreie von winzigen
Lebewesen.

Im Wandschrank steht die Leiche eines
Ermordeten mit einem brandneuen grünen
Schlips um den Hals
und unter den Dielen schnappt
ein Engel mit bebenden Nasenflügeln
nach Luft.

Es fällt schwer, hier drin
zu wohnen. Sehr schwer.

Bei Nacht sind die Schatten
larvenhafte Kreaturen
Spinnen unter dem Bett
ersticken winzige weiße
Gedanken.

Die Nächte sind schlimm
die Nächte sind sehr schlimm
ich trinke bis zum Umfallen
ich betäube mich, um
schlafen zu können.

Am Morgen, beim Frühstück
sehe ich wie sie auf der Straße
die Leichen wegschaffen
(in der Zeitung steht davon
nie ein Wort).

Und überall hocken Adler -
auf dem Dach, auf dem Rasen
in meinem Wagen. Die Adler
sind alle blind und
riechen nach Schwefel.
Es ist sehr entmutigend.

Leute besuchen mich
sitzen mir auf Stühlen
gegenüber
und ich sehe sie alle
wimmeln von Ungeziefer -
grün und goldgelb
gesprenkelte Wanzen
die sie nie abklopfen.

Ich wohne schon viel zu lange hier.
Es wird Zeit, dass ich
nach Omaha verschwinde.
Es heisst, dort sei alles
wie aus Jade geschnitzt
reglos und ruhig.
Das Wasser soll so still sein
dass ein Stein darin
keine Kreise zieht;
die Olivenbäume
so hoch, dass man in ihnen
schlafen kann.
Ich frage mich, ob das
wahr ist.

Jedenfalls, hier kann ich
nicht länger bleiben.


Aber es gab auch hier den Kampf ums Überleben, die Begierde, den Mord, den Wahnsinn, den Verrat, die Sinnlosigkeit, die Angst, den Stumpfsinn, falsche Götter, Vergewaltigung, Trunksucht, Rauschgift, Hunde, Katzen, Kinder, Fernsehen, Zeitungen, Toiletten gestrichen voll, blinde Kanarienvögel, Einsamkeit [...] Das Fernsehen hält mehr kaputte Ehen zusammen als gemeinsame Kinder oder die Kirche. Wenn man an all die Millionen denkt, die zusammenleben ohne es zu wollen, und die ihren Beruf hassen und Angst haben, ihn zu verlieren, dann wundert es einen nicht, dass ihre Gesichter so aussehen, wie sie aussehen. Es ist fast unmöglich, sich ein durchschnittliches Gesicht anzuschauen, ohne sich nicht schließlich wegdrehen zu müssen und woanders hinzuschauen, was anderes anzuschauen, eine Apfelsine, einen Felsen, eine Flasche mit Terpentin oder den Arsch von einem Hund. Selbst in den Gefängnissen und Irrenhäusern findet man keine vernünftigen Gesichter mehr...

Leider sind dies nur unvollständige Auszüge aus verschiedenen Fanpages , wer Buk noch nicht kennt und etwas wirklich gutes lesen möchte , ( Vorsicht ! genial kaputte Geschichten von einem genial kaputten Typ über kaputte Typen ) sollte sich mal eines seiner Bücher kaufen . Der ultimative Weihnachtstipp für diejenigen , die lieber einen Haufen Scheiße anbeten , als an die großartige Gerechtigkeit und Unfehlbarkeit eines Typen zu glauben , der es nicht mal schafft , den Regen , der uns hier den Sommer vermiest hat , stattdessen lieber in ein Dürregebiet in Afrika zu schaffen !

Heil Arschhaar !






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Gevatter Schnitter Anonym „Bukowski ```` R.I.P. ´´´´“
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Hi,
zieh Dir unbedingt mal "Der Mann mit der Ledertasche rein", ein Frühwerk von "Buk". Hol Dir nen Sixpack vom nächsten Getränkemark und lies das Buch in einem Zug durch - so hab ich es vor 20 Jahren auch gemacht!
Außerdem kann ich Dir nur empfehlen, mal was von Henry Miller zu lesen, z.B. "Wendekreis des Krebses bzw. des Steinbocks". Wenn Du Buk magst, wird Dir auch Henry gefallen!
Alles Arschhaar!
gevattern

Sei zuerst einmal gewillt, so viele Fehler zu machen, wie nötig sind, damit du lernen und wachsen kannst.
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