Schüler dürfen beim Portal Spickmich Lehrer bewerten, entschied das OLG Köln. Eine Lehrerin hatte dagegen geklagt, weil sie sich verunglimpft fühlte.
Die Benotung von Lehrern sei durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, meinte das Gericht und bestätigte damit ein Urteil des Kölner Landgerichts.
Quelle: futurezone
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Find' ich prinzipiell gut und richtig, solange es halbwegs differenziert abgeht und nicht in plumpe Beleidigungen und sog. "Schmähkritik" ausartet. Schließlich sind Lehrer(innen) selten perfekt, und die Schüler sind umgekehrt ihren Launen, Marotten und manchmal Ungerechtigkeiten noch weit mehr ausgeliefert. Ich würde allerdings eine (zusätzliche) verbale "Beurteilung" für sinnvoller halten als die bloße Einordnung in ein paar relativ platte Kategorien und Notenstufen.
Die Größe sollte, nein muss man als demokratisch gesinnte Lehrkraft haben, sich dem zu stellen, zumal in einem so relativ geschützten nichtöffentlichen Raum. Sowas kann für alle Beteiligten sogar wertvolle Impulse und Gesprächsanstöße liefern und so ein Übungsfeld für vernünftigen Diskurs eröffnen. Ich habe sehr viel mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und bin diesen unendlich dankbar, nicht nur für viele schöne und intensive Momente, ich habe auch sehr viel durch sie gelernt. Übrigens gerade durch Konflikte, die sich fast immer produktiv wenden lassen, und durch sog. "schwierige" Kinder, die einem mit beneidenswerter Klarheit die eigenen Grenzen zeigen und somit zum gemeinsamen Weiterlernen anregen - jedenfalls wenn man aufrichtig und dafür offen ist. Wenn Kinder das spüren, werden sie schnell zugänglicher und weniger "schwierig". Wer indes jedes Problem von oben herab einseitig beim Kind sieht und es in die "Bösewicht"-Schublade steckt, hat es zwar bequemer, wird aber weder sich noch das Kind weiter entwickeln. Und macht sich zum bevorzugten Ziel von Hohn und Spott.
Übrigens, warum ausgerechnet die oft so alternativ-fortschrittlich denkende (oder sich gebende) GEW gegen das Projekt wettert, erschließt sich mit nicht.
Gruß, Manfred
An unser alten Schulen, gab es auch manchmal fragebögen die "anonym" ausgefüllt werden konnten, und auch eine mischung von Kommentaren und einen bewertungssystem beinhalteten und ich vermute mal das es auch aufgrund der von dir aufgeführten gründen sinnvoll ist^^
..und wie soll genau das gewährleistet werden?
Da soll sich bitteschön jeder selbst mal fragen, wie er es fände im Internet durch Heranwachsende seine Arbeit beurteilt zu bekommen.
Du darftst im Inet die GEZ nicht beim Namen nennen, Firmen nicht ihrer Verfehlungen bezichtigen aber Einzelpersonen dürfen hier massiv einer zweifelhaften weil fast zwangsläufig massiv subjektiven Beurteilung ausgesetzt werden.
Da wird mit zweierlei Mass gemessen.
Ich (selbst keine Lehrkraft) habe den Lehrerberuf durch einige gute Freunde, die ihn ausführen, als sehr anspruchsvolle und ausserordentlich arbeitsintensive sowie mitunter hochbelastende Tätigkeit kennen gelernt, die viel Idealismus erfordert. Die Gelder werden ständig gekürzt, die Ansprüche steigen, der Arbeitsaufwand sowieso, muß man da jetzt immer noch draufsatteln?
Manfred, ich weiss net was du mit den Jugendlichen gemacht hast, aber es ist ein Unterschied ob du eine Freizeit mit denen organisierst oder ob du die unterrichten musst.
Ich bräuchte das jedenfalls net!
..und wie soll genau das gewährleistet werden?
Muss ich das wirklich beantworten? Wie wird es denn hier gewährleistet? Vor der Frage steht letztlich jeder Betreiber einer Website der Web 2.0 - Generation. Und sie ist bekanntlich lösbar.
Manfred, ich weiss net was du mit den Jugendlichen gemacht hast, aber es ist ein Unterschied ob du eine Freizeit mit denen organisierst oder ob du die unterrichten musst.
Nee, nee, keineswegs nur Friede, Freude, Freizeit! Ich habe so einiges mit Kids und Jugendlichen gemacht und erlebt, bin zwar kein Lehrer, aber auch Profi in dem Bereich und hatte mit mindestens ähnlichen Schwierigkeitsgraden wie ein Lehrer zu tun. Mich hat es nicht in die Resignation getrieben - im Gegenteil: wie schon angedeutet, kann es durchaus auch eine Kraftquelle sein. Du kannst mir jedenfalls glauben, dass ich weiß, wovon ich rede.
Aber bleiben wir mal beim Lehrer. Leider erfährt dieser Beruf nicht mehr die gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung, die er braucht und verdient, und die zu allererst mal in Mittel- und Personalausstattung und angemessenen Klassengrößen, die noch sinnvolles Arbeiten ermöglichen, zum Ausdruck kommen müsste. Viele ambitionierte Lehrer werden leider im Schulbetrieb zerrieben und von wirklich sinnvoller pädagogischer Arbeit abgehalten. Es ist ein Skandal, wenngleich aufschlussreich, dass sich eine der reichsten Industrienationen der Welt keine anständige Schulbildung für alle Kinder aller Schichten leistet. Die Lehrer baden damit in gewisser Weise als Prügelknaben ein gesamtgesellschaftliches Versagen aus, welches wiederum m.E. viel mit offener und versteckter Kinderfeindlichkeit zu tun hat.
Nur: es ist keine Lösung, solche Probleme an die noch Schwächeren weiterzugeben bzw. diesen deshalb den Mund zu verbieten. Ich sag es mal so plakativ: Wenn unsere Kinder später mal unsere Gesellschaft besser machen sollen, muss man sie auch stark und kritikfähig machen, muss ihnen demokratische Werte vermitteln wie den der Meinungsfreiheit, und man muss sie ermutigen, davon Gebrauch zu machen. Ich bleibe deshalb ganz entschieden dabei, dass man sich gegen die Falschen wehrt, wenn man Kindern eine "Lehrerbenotung" zu verwehren trachtet, anstatt hinzuhören, was sie zu sagen haben. Dieser Standpunkt entspingt übrigens dem gleichen Idealismus, den auch Du erwähnt hast!
Gruß, Manfred
Hier handelt es sich nicht um reale Personen, sondern Nicks, die von Dritten angegangen werden und es kommt dennoch zu erheblichen Beleidigungen etc. obwohl sich mehrere (Erwachsene) ggfs. nach Hinweis der Betroffenen um Löschung kümmern. Die Leute die sich hier tummeln, sind freiwillig und häufig genug hier um sich gegen Verunglimpfung wehren zu können.
Ich finde es eine Zumutung, das Lehrern abverlangt wird sich öffentlich benoten lassen zu müssen.
Warum führen wir das nicht für jeden Arbeitnehmer ein? Dann kann jeder im Net mal genüsslich jedem einen reinwürgen, den er auf dem Kieker hat. Alles Meinungsfreiheit! Oder wie sieht es denn umgekehrt aus? Warum nicht auch die Noten und Verfehlungen der lieben Kleinen veröffentlichen?
..
Idealismus bedeutet nicht den Willen zur grenzenlosen Selbstaufgabe!
Vielleicht bist du ja jemand, der seine reale Existenz gerne öffentlich ausbreitet aber die Entscheidung überlässt du wohl dennoch besser jedem selbst.
Das ist übrigens imho ebenfalls im Sinne einer "besseren" Gesellschaft zur Anregung gedacht!
Zu den "demokratischen Werten": Artikel 5 des Grundgesetzes schränkt die Meinungsfreiheit dort ein, wo es an die Verletzung der persönlichen Ehre Dritter geht..
Genau das habe ich auch getan - siehe mein allererster Satz. Im Übrigen: Meinungsfreiheit bedeutet auch Meinungsvielfalt. Niemand muss meinen Standpunkt teilen.
Gruß, Manfred
Das Lustige ist, dass es in der restlichen Arbeitswelt so ist, dass Vorgesetzte ihre Untergebenen beurteilen, und nicht andersrum.
In diesem speziellen Fall bin ich hulks Meinung. Diese Benotung auf einer Internetseite, wo man sich ohne Weiteres mit einem Fake-Account anmelden und die Lehrer dann auch noch unter so pädagogisch wertvollen Gesichtspunkten wie "sexy" beurteilen kann, ist sicher auch nicht in Deinem Sinn zielführend, Manfred.
Wenn die Schulen Fragebögen verteilen (von mir aus auch anonym), ist das je nach Kritikfähigkeit des Lehrers eine sinnvolle Sache. Aber das hier?!?
Gruß
Rheinlaender
Die Nachricht steht heute auch bei uns in der Zeitung. Was dort genauer steht ist, dass Schüler die Lehrerin im Berich "witzig, sexy" ihr eine 4- gegeben haben. Damit konnte sie anscheinend nicht leben und hat Spickmich verklagt.
Meine Meinung:
Meinungsfreiheit in Deutschland! Das ist zwar in Ordnung so, aber man sollte es nicht so sehr übertreiben, dass es auf Kosten anderer geht. Die Idee Lehrer zu bewerten ist damit meiner Meinung nach zwar in Ordnung, aber Punkte wie Sexy oder Hässlich sollten rausgenommen werden, da das die Gürtellinie unterschreitet und statt dessen mehr Punkte bringen, die mehr auf den Unterricht bezogen sind.
Ansonsten sollten Lehrer die Sache etwas gelassener sehen und statt zum nächst besten Anwalt zu rennen, lieber mal darüber nachdenken, warum die Bewertung so ausgefallen ist und das als Anreiz sehen es künftig besser zu machen.
Andererseits: Würdet ihr gelassen reagieren, wenn euer Name mit schlechten Bewertungen im Netz zu finden wären? Mir fiele dies aus dieser Perspektive eher schwer und würde es als Rufmord interpretieren (aus der Sicht als Schüler allerdings nicht).
Wie man sieht gibt es 2 Seiten die beide gute Argumente haben und dies wird wohl ein Thema sein, wo noch lange darüber gestreitet wird.
MfG
BeChri
Ich denke es geht in die richtige Richtung. Ich bin Student und wir können nach jedem Semester an einer Evaluation teilnehmen und unsere Professoren und deren Vorlesungen nach verschiedenen Kriterien bewerten. Im nächsten Semester wird versucht darauf einzugehen um die Qualität zu steigern. Warum gibt es sowas nicht an Schulen? Viele Schüler könnten so auch selber den Unterricht mitbestimmen und gegebenenfalls verändern. Das sich einige Lehrkräfte da so strickt gegen wehren halte ich für Sturheit usw. Ich bekomme selber mit, dass ältere Profs weniger an ihrem System ändern wollen, dagegen jüngere Profs um so mehr.
@Rheinlaender:
Das Lustige ist, dass es in der restlichen Arbeitswelt so ist, dass Vorgesetzte ihre Untergebenen beurteilen, und nicht andersrum.
Die Sprache verrät oft mehr als der Sprecher beabsichtigt. Dieser Vergleich offenbart eine Denkweise, die sehr aufschlussreich ist und hinsichtlich der von mir erwähnten gesellschaftlichen Misere (latente Kinderfeindlichkeit) einiges erklärt. Ich käme nie auf die Idee, mir anvertraute Kinder als meine "Untergebenen" anzusehen, geschweige denn Maßstäbe der Arbeitswelt an eine pädagogische Beziehung anzulegen.
@bechri:
aber Punkte wie Sexy oder Hässlich sollten rausgenommen werden
Wurden sie längst, siehe eingangs erwähnte futurezone-Quelle.
Gruß, Manfred
Na klar, man kann Atome spalten, warum sollte man es nicht mit Haaren tun? :)
Dir ist irgendwo schon klar, dass sich "Vorgesetzte" und "Untergebene" in erster Linie auf die "restliche Arbeitswelt" bezog? In dem Zusammenhang hatte ich gerade keine allgemeinere und allumfassendere Bezeichnung parat, die auch das Verhältnis Schüler-Lehrer adäquat abgedeckt hätte. Ich schiebe es eher auf mangelnde Bildung denn auf eine aufschlussreiche Denkweise. Trotzdem möchte ich meine ehemaligen Lehrer deswegen nicht an den Pranger stellen...
Gruß
die doofe Nuss