Ob zur Finanzierung einer eigenen Immobilie oder eines neuen Autos, zur Anschaffung einer Waschmaschine oder schlicht um dringliche Rechnungen fristgerecht zu zahlen, ohne durch Verzögerungen weitere Mahngebühren zu verursachen: Gründe für eine Kreditaufnahme gibt es viele. Dabei muss ein Kredit keinesfalls ein Indiz für eine finanzielle Schieflage sein - wichtig ist aber, dass Kredite umsichtig aufgenommen werden.
Am Anfang muss eine Bestandsaufnahme stehen: Wofür wird überhaupt Geld benötigt?
Grundlos werden Kredite nie aufgenommen, gleichermaßen sind sie aber, je nach Kredit, nicht zwangsläufig an eine bestimmte Verwendung geknüpft. In Deutschland werden einer Studie nach vorwiegend Kredite für neue Autos (Autokredit) oder Wohneigentum (Baufinanzierung beziehungsweise Immobilienkredit) aufgenommen. Statistisch abgeschlagen, nehmen Deutsche auch sporadisch Kredite zur Anschaffung einer neuen Wohnungseinrichtung, zur Rechnungszahlung oder zum Erwerb von teurer Unterhaltungselektronik wie Smartphones und PCs auf.
Am Anfang müssen sich angehende Kreditnehmer daher zwangsläufig zunächst über zwei Sachen einen Überblick verschaffen: Welche Kreditsumme tatsächlich benötigt wird und welche Kreditform dafür in Frage kommt. Zweckgebundene Kredite, wie Immobilien-, Auto- und Modernisierungskredite, setzen zwangsläufig voraus, dass das gesamte Geld aus dem Kredit tatsächlich auch für diesen Zweck eingesetzt wird. Im Gegenzug sind derartige zweckgebundene Kredite meist etwas günstiger: Denn die Immobilie oder beispielsweise das Auto dient der Bank als Sicherheit, die sich sicher sein darf, dass sie gegebenenfalls bei einem Kreditausfall die jeweilige Sache pfänden könnte, um die Kreditschulden effektiv so zu tilgen.
Kredite zur freien Verwendung tragen Bezeichnungen wie Raten-, Sofort-, Mini-, Klein- oder beispielsweise Onlinekredit. Aus Sicht der Bank sind diese Kredite meist mit einem höheren Risiko verbunden, denn sie gibt keine Vorgaben, wie das Geld genutzt werden kann. Aus diesem Grund haben nicht zweckgebundene Kredite häufig ein etwas höheres Zinsniveau, das aber normalerweise immer noch deutlich unter dem Zinsniveau von Dispositionskrediten liegt.
Tipp: Vorteilhaft ist immer, wenn der (nicht-)zweckgebundene Kredit eine Sondertilgung ermöglicht. Sollte sich die eigene finanzielle Situation zum Positiven ändern und höhere Tilgungen ermöglichen oder zu einem späteren Zeitpunkt eine Teilumschuldung anvisiert werden, wird das durch flexible Sondertilgungen überhaupt erst ermöglicht.
Nachdem die Verwendung feststeht: Kreditsumme bestimmen und Konditionen vergleichen
Steht die Verwendung fest, ergibt sich dadurch automatisch auch, welche Kreditformen überhaupt als Option zur Verfügung stehen. Nun muss es darum gehen, den tatsächlichen Finanzbedarf zu ermitteln. Auch hier haben nicht-zweckgebundene Kredite typischerweise eine weitaus geringere Grenze als beispielsweise Baufinanzierungen und Immobilienkredite.
Kreditnehmer sollten zur Ermittlung des Finanzbedarfs eine gründliche Haushaltsrechnung aufstellen. Diese liefert gleich mehrere Erkenntnisse: Erstens wie viel Geld über den Kredit tatsächlich benötigt wird, zweitens wie hoch die Tilgungsraten monatlich sein dürfen.
Aus offensichtlichem Grund sollten keine unnötig hohen Kredite aufgenommen werden, wenn so viel Geld praktisch gar nicht benötigt wird - denn jeder geliehene Euro wird von der Bank mit einem Zins belegt und verursacht folglich Mehrkosten. Das gilt allen voran, weil die Europäische Zentralbank über die letzten zwei Jahre signifikant die Leitzinsen erhöhte. Kürzlich wurde der Leitzins zwar um 25 Basispunkte reduziert, das Zinsniveau liegt aber immer noch deutlich über dem Mittel des vergangenen Jahrzehnts.
Der erstellte Haushaltsplan liefert, wie eingangs dargestellt, noch Erkenntnisse über die maximal möglichen Tilgungsraten. Dafür sind die fortlaufend generierten Einnahmen den regulären Ausgaben gegenüberzustellen. Die Differenz, die sich am Ende in der Summe ergibt, kann zur Kredittilgung genutzt werden. Kreditnehmer sollten aber nicht die komplette Differenz als Tilgung einplanen: Schließlich können immer unverhofft weitere Kosten oder Ausgaben entstehen. Es sollte also auch nach der monatlichen Tilgungsrate noch etwas Geld als Notfallpuffer über bleiben.
Dieser Puffer ist auch deshalb wichtig, weil die kreditgebende Bank ihn berücksichtigt. Der ist selbstverständlich eine vollständige und pünktliche Rückzahlung wichtig, weshalb auch diese einen Puffer einplant. Aus Kreditnehmersicht ist dieser schon allein deshalb wichtig, weil bei geplatzten Tilgungen weitere Kosten entstehen. Außerdem verschlechtert sich die Bonität auf signifikante Weise, wenn Kreditnehmer nicht in der Lage sind ihre Kreditschulden fristgerecht zu tilgen.
Tipp: Wer seine eigene Bonität nicht kennt, kann einen Auszug über diese einmal im Jahr kostenfrei bei der Auskunftei Schufa anfragen. Das ist auch deshalb empfehlenswert, weil sich da nicht selten alte Einträge befinden, die eigentlich hätten gelöscht werden sollen. Sollte dem so sein, können Privatpersonen eine ebenso kostenfreie Löschung dieser Einträge beantragen und damit ihre Bonität ebenso wie ihre Chancen auf eine erfolgreiche Kreditaufnahme steigern. Eine gute Bonitäts-Score ist beispielsweise auch bei der Anmietung von Wohnungen oder der Beantragung einer Kreditkarte hilfreich.
Den gewünschten Kredit rechtzeitig anfragen
Eine gewisse Bearbeitungsdauer gibt es bei der Kreditvergabe zwangsläufig, die unterscheidet sich aber maßgeblich nach der Kreditart. Immobilienkredite und Baufinanzierungen werden selbstverständlich nicht im Eilverfahren abgewickelt, von der ersten Anfrage bis zur Kreditzusage können da durchaus mehrere Wochen vergehen. Bei kleineren Ratenkrediten ist hingegen oft nur mit wenigen Tagen, wenn überhaupt, zu rechnen. Wird das Geld besonders schnell benötigt, empfehlen sich Sofortkredite - bei diesen erfolgt eine weitgehend automatisierte Prüfung, das Geld wird per Blitzüberweisung auf das Konto des Kreditnehmers überwiesen - der darüber oft noch am selben Tag verfügen kann.
Wichtig ist hierbei alle nachgefragten Unterlagen vollständig zu übermitteln. Fehlt es beispielsweise an Gehaltsnachweisen, sorgt das nur für eine unnötige Verzögerung. Daher sollten Kreditnehmer immer frühzeitig alle Dokumente in digitale Form bringen und am besten in einem separaten Ordner abspeichern. Benötigt werden normalerweise mindestens Passdokumente sowie Gehaltsnachweise, gegebenenfalls kann die Bank auch noch Nachweise über weitere Sicherheiten anfragen.
Die Kreditangebote am Markt vorab gründlich vergleichen
Der liberalisierte deutsche Kreditmarkt ermöglicht es Kreditgebern, ihre eigenen Konditionen frei zu bestimmen. Folglich können sich Gebühren ebenso wie der effiziente Jahreszins zwischen mehreren Banken unterscheiden. Kreditnehmer müssen einen Kredit nicht zwangsläufig bei der eigenen Hausbank aufnehmen, allen voran nicht wenn es sich um überschaubare Kreditsummen handelt. Stattdessen sollten die Angebote am Markt vorab gründlich verglichen werden. Ein niedrigerer effektiver Jahreszins oder nicht erhobene Gebühren sorgen dafür, dass die Kreditaufnahme in der Summe günstiger wird.
Wichtig dabei: Kredite sollten nur bei seriösen Kreditgebern aufgenommen werden. Die Webseiten, die Kreditvergleiche im deutschen Raum anbieten, stellen das normalerweise sicher. Moniert die Bank die Kreditwürdigkeit, können angehende Kreditnehmer auch darüber nachdenken, weitere Sicherheiten einzubringen - zum Beispiel über eine Bürgschaft. Dann bürgt eine zweite Person für die Kreditschuld der ersten Person. Da das offensichtlich viel Vertrauen voraussetzt, kommen Bürgschaften typischerweise aber höchstens aus der Familie.
Kreditaufnahme korrekt geplant: Das gibt Sicherheit
Deutsche sind zwar eher kreditscheu, aber ein Kredit aufnehmen ist ein ganz normaler Vorgang im Leben eines Erwachsenen - und muss kein Indiz für eine finanzielle Schieflage sein. Wichtig ist aus Sicht von Kreditnehmern aber, dass sie genau wissen, worauf sie sich mit dem Kredit einlassen - und die Konditionen umsichtig vergleichen, um sich für ein wirklich attraktives Angebot zu entscheiden.