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Für dich muss es ja ein ganz besonderes Erlebnis gewesen sein, ein von dir selbst gefahrenes "Arbeitsgerät" im Ruhestand wieder zu entdecken.
OT:
Da ist nix mit Ruhestand, die wird schon wieder fahren;-)
Die schwebt wahrscheinlich nur deshalb, weil das Laufwerk überarbeitet wird. Entweder bekommt das Pferdchen gerade neue Hufe, sprich die Radreifen werden überarbeitet, weil sie scharfgelaufen sind oder Einwalzungen haben oder die Achslager sind fällig. Das sind ja alles noch Gleitlager, die in regelmässigen Abständen neu ausgegossen werden müssen, wenn sie eingelaufen sind. Je nach Art und Möglichkeiten baut man dann nur die betreffenden Achsen per Achssenke aus oder hebt die ganze Kiste für alle Achsen so wie hier.
Ist eine schöne Baustelle, wenn man so die Stangen herunter nehmen kann, das Bremsgestänge rausfliegt und die Achsgabelstege weg müssen, die Federn aus dem Ausgleich rausbasteln und die Stellkeile ausbauen darf und noch so ein paar Kleinigkeiten. Und noch toller ist es, wenn hinterher alles wieder drin ist, beim Puzzle nix übrigbleibt und alles wieder funktioniert;-)
Meine Bestleistungen waren in einer Nachtschicht nach dem eigentlichen Fahren mit Ausschlacken, Abölen und dem ganzen Trara das Wechseln von drei gebrochenen Achsfedern, eine untere Luftpumpendichtung an Heiligabend und bei einer Altbau-99 bin ich nach 2 Nachtschichten von fünfen vor der dritten eher gekommen, weil die Kiste absolut keinen Nebel gemacht hat, obwohl beim Arbeitszug mehr Stehen und Rangieren als echtes Fahren angesagt war.
Die Mühle hat Wasser gesoffen ohne Ende und obwohl eigentlich nirgends etwas grossartig undicht wahr, war man ständig am Scharren. Das Reinigen der Rohre durch den Rechtsaussen mittels Regler und Steuerung war nicht wirklich erfolgreich, daher habe ich dann vor dem Dienst die Druckluftnadel genommen und damit die Rohre komplett freigeblasen. Einige von den unteren Heizrohren waren komplett zu.
Blöderweise ging das bei den Schmalspurdampfern nur von der Rauchkammerseite her, weil der Feuerschirm teilweise die Feuerbüchsrohrwand abdeckt und man an diese Rohre nur von vorne rankommt.
War ganz lustig, obwohl ich die Feuertür mit einem nassen Lappen abgehängt hatte, sah der Führerstand und ich hinterher aus wie Bergwerk und der mistige Russ und Kohlendreck sorgte für ein angenehm prickelndes Gefühl auf der Haut. Den Führerstand hat der Spritzschlauch geklärt, meine Klamotten die Reinigung und ich bin vor der eigentlichen Schicht dann erstmal zum Duschen gegangen;-)
Aber dann lief die Kiste und als wir hinterher mit etwas Last die Bude nochmal per Regler durchgeblasen haben, kam nochmal ein kleiner Atompilz aus dem Schornstein, aber es war ja eh finster - waren meine schönsten Jahre bei der damals noch Reichsbahn und später DB AG...