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Vielen Nutzern des Browsers Firefox droht im November eine böse Überraschung

Borlander / 50 Antworten / Flachansicht Nickles

Dem vor rund 15 Jahren vom Netscape Communicator abgespaltenen Browser Mozilla Firefox steht mit erscheinen von Version 57 eine tiefgreifende Änderung hervor.

Bei vielen erfahrenen Internetbenutzern ist Firefox durch die große Auswahl an nützlichen Browser-Erweiterungen (bei Firefox "Add-ons" genannt) sehr beliebt und kann sich damit nach wie vor gegen Groogles Chrome-Browser, als aktuell am weitesten verbreiteten Browser, behaupten. Diese Erweiterungen haben maßgeblich zur Verbreitung von Firefox beigetragen. Aktuell beliebte Erweiterungen, die auch viele Nickles.de User nutzen sind z.B.:

Die Zukunft der Add-ons wurde bereits vor 2 Jahren von einem Mozilla Mitarbeiter im Entwicklerblock veröffentlicht. In The Future of Developing Firefox Add-ons wird u.A. die Einführung der WebExtension API angekündigt die weitgehend kompatibel zum Erweiterungsmodell von Chrome und Opera sein soll. Dies ist jedoch nicht nur ein Vorteil, sondern hat auch einen entscheidenden Nachteil: Es sind nicht mehr so tiefgreifende Änderungen möglich wie mit den "alten" Technologien. Da die vorhandenen "alte" Technologien wurden gleichzeitig abgekündigt, was eine schon 5-seitige kritische Diskussion nach sich zog. Schon damals wurde davor gewarnt, dass Firefox auf diese Weise ein Alleinstellungsmerkmal in Form von besonders innovativen Erweiterungen aufgeben würde.

Die damals noch weit in der Ferne liegenden Folgen werden sich nun bald zeigen: Mit der für November geplanten Firefox Version 57 soll die alte Add-On-Schnittstelle endgültig angeschaltet werden. Add-Ons die bis dahin nicht auf die neue Web Extensions API migriert wurden können dann nicht mehr genutzt werden und werden zwangsweise deaktiviert. Die bewusst vom Nutzer installierte Zusatzfunktion steht dann nicht mehr zur Verfügung.

Bisher (in Firefox Version 55) gibt es keine Vorwarnung. Die bekommt der Nutzer erst bei Aufruf der Add-On-Verwaltung zu Gesicht:

Screenshot mit Beispiel-Liste von veralteten Add-ons

Anmerkung: Die Add-On-Verwaltung kann über die Adressleiste unter about:addons, oder über Menü (Extras) Add-ons aufgerufen werden.

Dort werden nicht unterstützte Add-Ons mit einer gelben Fahne als "Alter Add-on-Typ" gekennzeichnet. Diese verlinkt (nach Weiterleitung) auf die Erklärungsseite Modernisierung der Add-on-Technologie von Firefox. Eine echte Lösung bietet diese Seite für betroffene allerdings nicht. Die Empfehlung nur noch Add-ons mit der Kennzeichnung „Kompatibel mit Firefox 57+“ zu verwenden hilft nur weiter wenn es tatsächlich ein funktional gleichwertiges Add-On gibt.

Eine prominente Suchfunktion existiert auf der Add-On-Seite derzeit nicht. Etwas versteckt in der Suchfunktion kann jedoch nach Tags gefiltert werden und der Tag firefox57 scheint die Add-Ons zu liefern die als kompatibel gelten:
https://addons.mozilla.org/de/firefox/search/?platform=linux&tag=firefox57

Nach aktuellem Stand sind erst 3.710 von 19.986 (entspricht 18,5%) der Add-Ons kompatibel mit Firefox 57. Nutzer der anderen Add-Ons können nur darauf hoffen, dass in den nächsten zwei Monaten eine Migration auf die Web Extension API erfolgt. In vielen Fällen zeichnet sich jedoch bereits ab, dass die Entwickler schlicht und einfach keine Lust auf den Aufwand der Migration haben, oder bereits im Vorfeld feststellen mussten dass die Funktion mit der Web Extension API überhaupt nicht mehr umgesetzt werden kann. Den Nutzern dieser Erweiterungen droht auf jeden Fall eine frustrierendes Erlebnis nach dem Update auf Firefox 57. Vor allem dann wenn es keine Alternativen mehr gibt.

Eine temporäre Abhilfe gibt es noch: Die Nutzung der ESR-Version 52 von Firefox. Mitte 2018 ist mit der aber auch Schluss.

Borlander meint:

Ich nutze Firefox seit der Version 0.4. Damals hieß der Browser noch Phoenix. Die Produktpolitik von Mozilla kotzt mich schon länger nur noch an.

Über die Jahre hat Mozilla immer mehr Geld bekommen. Vor allem von Google für die Einbindung von Werbung. Von den Usern der ersten Stunde hat sich Firefox dagegen immer weiter entfernt. Zwischenzeitlich wurden immer mal wieder neue teure Projekte wie z.B. FirefoxOS begonnen die mit der Idee eines schlanken und flexiblen Browsers nichts mehr zu tun haben. Die Motivation dahinter habe ich nie wirklich verstehen können.

Richtig Grund zum Fluchen gab es nach Umstellung des Versionierungsschemals auf den Stil von Chrome: Möchlichst schnell die Major-Release-Nummer zu erhöhen. Das hatte  damals den unanangenehmen Nebeneffekte, weil die Erweiterungen als vermeintlich nicht mehr kompatibel erkannt wurden weil sie noch keine neue Versionsnummer enthielten. Das hat wahnsinnigen Aufwand bei den Entwicklern verursacht.

Vor einigen Jahren wurde dann auch mal eine Feedback-Seite für User eingeführt: http://input.mozilla.org/feedback/

Früher konnte man dort sämtliche Kommentare und Meinungen einsehen. Heute verstecken sie die Meinungen der Nutzer.

Wie man im Screenshot oben erkennen kann ist keines meiner Add-ons kompatibel mit Firefox57. Beim Ubuntu Add-On ist mir das egal. Bei uBlock als Werbeblocker stört mich das schon. Noch bin ich aber optimistisch, dass sich da eine Lösung finden wird. Bei Tree Style Tab schaut es sehr düster aus. Diese Erweiterung ist aber der Hauptgrund für mich Firefox zu nutzen.

Hinweis: Vielen Dank an Borlander für das Verfassen der News. Diese News stammt von einem Nickles.de-Teilnehmer. Die Nickles.de Redaktion übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt und die Richtigkeit dieser News.

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Borlander hatterchen1 „Aber Dir ist schon bewusst, dass der Entwickler von Tree Style Tab dieses AddOn als experimentell gekennzeichnet hat? Und ...“
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Aber Dir ist schon bewusst, dass der Entwickler von "Tree Style Tab" dieses AddOn als experimentell gekennzeichnet hat?

Ja. Diese Kennzeichnung hatte es aber nicht immer. Habe ich aber keine Bauchschmerzen mit, weil die Erweiterung es seit Jahren sehr stabil läuft. Ich schätze den Entwickler da einfach als recht vorsichtig ein. Der hat eine ganze Reihe von Add-Ons entwickelt und bietet bei Tree-Style-Tabs sogar eine dokumentierte API um eine Zusammenarbeit mit anderen Add-Ons zu ermöglichen.

gibt es heute schon massenweise kompatible AddOn

Derzeit nicht mal jedes 5.

Weiterhin muss man auch einmal bedenken, dass viele AddOn kein Geld kosten oder nie bezahlt werden. Die Entwickler also weitgehend für hohle Nüsse Arbeiten.

Deshalb ist den Entwicklern der Add-Ons auch kein Vorwurf zu machen, wenn sie nun keine Lust haben auf eine mehr oder wenige komplette Neuentwicklung. Mozilla kann man dagegen schon einen Vorwurf machen: Die bevorstehende Änderung macht die Arbeit die in tausende Add-Ons geflossen ist nutzlos.

Wenn ich weiterhin bedenke, dass noch zwei Monate Zeit bis zum shut down sind, also auch noch viele weitere AddOn bis dahin kompatibel sein werden

Ich halte Deinen Optimismus an dieser Stelle für wenig realistisch. Für nicht triviale Erweiterungen wird die Zeitspanne kaum ausreichen, wenn nicht bereits begonnen. Insbesondere auch weil viele Entwickler wie Du oben schon selbst angemerkt hast nicht Hauptberuflich das AddOn entwickeln.

Beim Anteil darfst Du zudem auch nicht vergessen, dass viele der Add-Ons Neuentwicklungen sind die von Anfang an auf der Webextensions API basieren. Der Anteil der tatsächlich von der alten Techologiebasis migrierten Add-Ons ist also sinifikant geringer als die oben genannten 18,5%. Ich habe sogar den Verdacht, dass es am Ende nur grob 10% sind die in einem Zeitraum von 2 Jahren migriert wurden. Leider wird man von Mozilla wohl keine Zahlen bekommen. Wenn sie den Prozess aktiver unterstützen würden, dann könnte man auch eine Grafik zum Zeitverlauf und Stand der Migrationen auf der Add-On-Seite einbinden.

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