"Den Fernseher kriegen Sie 100 Euro billiger" meinte der Verkäufer im Media Markt, als ich dort kürzlich vor der Kaufentscheidung eines Samsung 4K Fernsehers stand.
Mir wurde erzählt, dass von Samsung grad so eine Cashback-Aktion läuft, es bei ausgewählten Geräten, Fernsehern und Soundbars 100 bis 1.600 Euro (!) zurück gibt.
Praktischerweise war mein Gerät dabei, aber die Entscheidung musste rasch fallen, weil die Cashback-Aktion bereits kurz vor Ablauf war.
Eigentlich war diese Aktion bereits bei Beginn "recht kurz vor Ablauf": sie ging nur von 17.10 bis 7.11.2015, also drei Wochen. Hier gilt allerdings zu wissen, dass beim Modellwechsel und dem Preisverfall von TVs drei Wochen eine halbe Ewigkeit sind.
Als nicht ganz blöder Kunde fragt man sich natürlich, was der Scheiß mit dem Cashback überhaupt soll, warum der Fernseher nicht einfach gleich im Laden günstiger verkauft wird. Selbsterklärend haben auch Verkäufer auf diese Frage nur eine Antwort wie "das ist so weil Samsung das so macht". Aber es sei ganz einfach: online registrieren und dann wird die Kohle überwiesen, fertig.
Abzüglich der 100 Euro war das Media Markt Angebot für diesen Fernseher (an exakt diesem Tag) konkurrenzlos günstig. Also habe ich das mit dem Cashback-Krempel in Kauf genommen. Mit der Rechnung des Fernsehers für die Kasse hat mit der Verkäufer dann noch einen Samsung-Prospekt in die Hand gedrückt in dem stand, wie das mit dem "Geld zurück" genau funktioniert.
Zuhause hab ich den Fernseher dann erstmal in Betrieb genommen und an die Wand gehängt - das kriegt man bei einem recht großen Fernseher alleine kaum hin und weg kriegt man ihn auch schlecht alleine. Blöd, wenn man an dieser Stelle nicht die exakte Seriennummer von einem Aufkleber abgelesen und notiert hat: die wird später nämlich bei der Online-Registrierung verlangt und sie steht ausnahmslos auf dem Aufkleber auf der Rückseite des TV.
Im Samsung-Prospekt steht, dass die Registrierung über eine Webpräsenz namens Mehrwertpaket.com erfolgen muss. Die sieht generell aus wie eine Seite von Samsung, stammt aber nicht von Samsung. Erst im Verlauf der Registrierung oder bei Blick in das Impressum wird klar, dass sich ein ganz anderes Unternehmen um diese Cashback-Abwicklung kümmert: ein Unternehmen namens "marken mehrwert - brand added value AG". Im Media Markt wurde mir das nicht erzählt und aus dem Samsung-Prospekt ging es auch nicht sichtbar hervor.
So was hat immer einen gewissen Beigeschmack. Es ist unschön, wenn man es nach einem Kauf unerwartet mit einem weiteren Unternehmen zu tun kriegt, dem seine Daten aushändigen und dessen Nutzungsbedingungen akzeptieren muss.
Ich habe mich zähneknirschend registriert. Logischerweise müssen dabei Anschrift und Bankdaten angegeben werden, sowie eine Email-Adresse. Außerdem muss man als Nachweis für seinen Kauf die Rechnung einscannen und hochladen. Und weiter ist die Eingabe der Seriennummer des Geräts nötig, die sich bei TVs auf einem Aufkleber auf der Rückseite befindet.
Ich habe die Registrierung am 10.11.2015 durchgeführt, was auch von dieser "marken mehrwert AG" bestätigt wurde. Eher zufällig habe ich dabei mitgekriegt, dass es höchste Eisenbahn war! Denn: Registrierungen für diese Cashback-Aktion wurden nur bis 22.11.2015 akzeptiert. Kunden, die also vielleicht erst nach 14 Tagen dran denken, haben verschissen.
Es hat schon den faulen Beigeschmack, dass hier ganz bewusst drauf spekuliert wird, dass ein gewisser Anteil der Kundschaft die "Ausschlussfrist" versemmelt und dann keine Kohle erstattet kriegt. Rechtlich ist alles gedeckelt: auf Seite 4 des Samsung-Prospekts wird auf die Ausschlussfrist hingewiesen. Die extrem knappe Frist halte ich dennoch für Verarschung.
Der Kunde muss also genau hingucken und schnell handeln, wenn er seine Kohle sehen will. Die "marken mehrwert AG" scheint sich mit der Abwicklung dann aber großzügig Zeit zu lassen.
Am 4.11 wurde der Fernseher registriert (1) und die "marken mehrwert AG" teilte per Email mit, dass sich der Vorgang jetzt in Prüfung befindet. Rund drei Wochen später am 3.12 (3) folgte eine Email, dass meine Registrierung als "gültig" erachtet wurde.
Weiter wurde mitgeteilt, dass die Überweisung "in der Regel" innerhalb von 45 Werktagen erfolgt.
Wie immer man Werktage jetzt rechnen mag: von Beginn der Registrierung bis zum "Geld zurück" können also rund 66 Tage rund 9,5 Wochen vergehen. Im Samsung-Prospekt wird versprochen, dass die Kohle nach Registrierung "in der Regel" binnen 21 Werktagen auf dem Konto gutgeschrieben wird.
Ich will hier nicht kleinkarriert sein und der "marken mehrwert AG" keineswegs unterstellen, dass nicht alles reibungslos verlaufen wird, die Kohle nicht irgendwann kommt. Von Samsung fühle ich mich aber verarscht:
- weil im Prospekt nicht klar erkennbar ist, dass ich es mit einem weiteren Unternehmen zu tun kriege
- weil auch auf der von Samsung beschriebenen Webpräsenz www.mehrwertpaket.com nicht sofort klar ersichtlich ist, dass es sich nicht um eine Samsung-Webpräsenz handelt
- weil im Samsung-Prospekt erst auf Seite 4 erklärt wird, dass ich eine recht kurz bemessene Frist einhalten muss, um überhaupt eine Erstattung zu kriegen
Eine Frist versäumen und 100 Euro vergurken geht vielleicht noch. Bei der Cashback-Aktion geht es aber um bis zu 1.600 Euro (je nach Gerät) und das ist dann schon eher unlustig.
Weiter gilt, dass sich die Preise für Zeugs wie Fernseher rasend schnell verändern. Das kann von einem Tag auf den anderen durchaus auch mal um ein paar Hunderter hin und her gehen - siehe dazu auch meinen Tipp Fernseher: fiese Verkaufsmaschen erkennen, perfekte Schnäppchen machen.
Ja, man kann mit einer "Cashback"-Aktion sparen, wenn man Glück hat, keine Frist verpasst und der Preis eines Geräts nicht ein paar Tage später (nach Ablauf der Cashback-Aktion) gnadenlos purzelt. Auf jeden Fall ist es nicht ratsam, sich von so einer Cashback-Nummer zu einem spontanen Kauf hinreißen lassen. Denn genau das ist der Sinn dieser Aktionen.
Wie auf Mehrwertpaket.com ersichtlich, scheinen solche Aktionen bei Samsung keine Seltenheit zu sein. Es gibt sie auch für andere Geräte als Fernseher, also Smartphones, Tablets, Drucker usw.
Michael Nickles
Alekom
