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Windows Phone: Chip Redakteur ging durch die Hölle

Michael Nickles / 74 Antworten / Flachansicht Nickles
Microsoft machte ihm das Leben zur Hölle: Rupert Mattgey, Redakteur von Chip Digital. (Foto: Gefunden auf Xing.com)

Die Webpräsenzen der großen deutschen PC-Fachzeitschriften besuche ich (abgesehen von Heise.de) eigentlich niemals gezielt - da reg ich mich zu sehr auf, krieg vom Kopfschütteln Genickschmerzen.

Eher zufällig bin ich beim Rumsurfen bei einem Chip-Beitrag/Kommentar  gelandet und die Überschrift hat mich zum Lesen gelockt: 3 Monate Windows Phone: Mein Leben ist die Hölle.

Geschrieben hat den Kommentar Mitte Oktober Kollege Rupert Mattgey. Dessen Drama begann vor rund vier Monaten, als er sein Android Smartphone schrottete und spontan entschied es mal mit einem Windows Phone auszuprobieren. Schappe 140 Euro hat die Eintrittskarte zur Hölle in Form eines Lumia 640 gekostet.

Randnotiz: Auch ich habe mir schon öfters überlegt, es zur Abwechslung mal mit einem Microsoft-Smartphone zu probieren. Microsoft haut die Dinger teils schon sehr preiswert raus. Auch ist Microsofts Ökosystem durchaus interessant. Google hat kein nennenswertes Desktop-Betriebssystem zu bieten, Windows indessen läuft ab 10 allerdings durchaus auf allen Geräten (mehr oder weniger gut aber immerhin).

Es mal mit einem Windows-Smartphone auszuprobieren ist auch verlockend, weil das Zeugs inzwischen durchaus Zeit zum Reifen hatte. Auch die Masse der verfügbaren "Apps" sollte theoretisch kein Problem mehr sein. Bereits Anfang 2013 hat Microsoft den Meilenstein von 50.000 verfügbaren Apps für Windows 8 gefeiert.

Rechnet man jeden erdenklichen Schrott dazu, der inzwischen hinzugekommen ist, dürfte die Millionen-App-Grenze bestimmt schon geknackt sein (okay, aktuell sind es laut Wikipedia bislang nur 340.000, aber es sollen täglich (!) etwa 500 hinzukommen). Den bei Android und Ios losgetretenen "Masse wichtiger als Klasse"-App-Wahn wird es kurz über lang auch bei Windows Phpne geben. Klingt also alles recht "vielversprechend".

Ruperts Erstkontakt mit seinem Windows Smartphone verlief durchaus positiv, es sah zunächst recht vielversprechend aus, wurde dann aber rasch böse. Den Microsoft App-Store beschreibt der Höllenbesucher als Riesenreinfall, wie eine Party zu der man kommt, bei der alle schon gegangen sind beziehungsweise überhaupt noch nie jemand da war.

Bitter war für ihn auch die Erfahrung, dass die Windows Apps wohl alle darauf bestehen den Standort ermitteln zu dürfen. Wer das verweigert kriegt die App nicht und basta. Schwierig war es auch für wichtige Dinge überhaupt passende Apps zu kriegen. Wer etwa wie Rupert den Internet Explorer als Browser nicht mag scheint die Arschkarte zu haben, weil es da wohl gar keine nennenswerte Alternative gibt.

Bedienungstechnisch zermürbend waren dann auch die oft recht zähe Reaktionszeit des Geräts und schließlich auch extrem häufige Totalabstürze und die damit erforderlichen Neustarts. Wohlgemerkt hat Rupert mit dem 140 Euro "preiswerten" Lumia 640 kein Highend-Gerät gekauft und die "Hardware-Macken" lassen sich damit begründen (wobei ich sowas selbst bei einem Billigstgerät nicht akzeptabel finde - ein Gerät hat halbwegs ordentlich zu funktionieren).Vielleicht hat Ruperts Lumia 640 ja auch eine echten Schaden.

Weniger verzeihlich sind Schwachpunkte bei Software die täglich gebraucht wird. Die immerhin wenigstens überhaupt verfügbare Whatsapp-Version für Windows kann wohl keine aufgenommenen Videos automatisch keinrechnen, das Versenden ist entsprechend sinnlos weil zu teuer oder langwierig. Die Xbox-Music-App ist laut Rupert eine Katastrophe ist. Sie kann Ordner auf der SD-Karte nicht korrekt nach Titeln auslesen.

Richtig unbequem ist die Intelligenz bei der Kontakte-Verwaltung. Die werden beim Importieren wohl grundsätzlich auf zwei Worte gekürzt. Die Einträge "Becci Festnetz neu" und "Becci Handy neu" beispielsweise werden folglich beide als "Becci neu" aufgelistet.

Rupert räumt am Ende seines Kommentars ein, dass er sich über Dinge aufgeregt hat, die manche vielleicht nur als Kleinkram empfinden und dass mit Windows 10 für Phones (Ende Dezember) vielleicht alles gut wird. Bis dahin will Rupert aber auf jeden Fall zurück zu Android.

Trauriger Kaputtlachfaktor: Microsoft bewirbt das Lumia 640 mit "8 Gbyte Speicher für Nutzerdaten"

Noch was zum Lumia 640: Beim Recherchieren habe ich mir mal Microsofts Produktseite zu diesem Ding angeguckt.Dort wird (aus meiner Sicht bewusst missverständlich!) mit 8 GByte "Speicher für Nutzerdaten" geworben, also Speicher, den der Nutzer frei für seine Daten zur Verfügung hat - oder?

Der Fussnotenvermerk hinter der Angabe lässt erahnen, dass was faul ist. Wer den Fußnotenhinweis schließlich weiter unten auf der Seite findet kriegt beschrieben, dass die vorinstallierte Software und Apps "einen erheblichen Teil des Speichers belegt".

Microsoft redet wohlgemerkt nur von einem "erheblichen Teil", eine konkrete Angabe gibt es nicht. Die gibt es in einem Bericht der Computerbild zum Lumia 640: von den 8 GByte sind gerade mal lachhafte 2,9 GByte frei. Microsofts Bewerbung von 8 GByte Speicher für Nutzerdaten ist trotz des Fußnotenhinweises also knallharte Verarschung.

Sicher, so eine Verarschung ist heute normal. Bei anderen Geräten und Herstellern, anderen Betriebssystemen ist das auch üblich. Jetzt zählt halt auch Microsoft zu diesem erbärmlichen Club der Für-Dumm-Verkäufer. Aber hätte Microsoft eine Alternative? Würde ehrlich mit 2,9 GByte Speicher geworben werden, dann würde das Kaufinteressenten gewiss abschrecken. Ehrlichkeit funktioniert in dieser kaputten Ecke sicher nicht mehr.

Und damit ist die Diskussionsrunde hier auch schon eröffnet. Was sind Eure Erfahrungen? Wer ist von Android zu Windows Phone gewechselt und hat damit sein Glück gefunden oder ist rumütig zurückgekehrt. Oder gibt es vielleicht den umgekehrten Fall? Leute, die mit Windows Phone (oder Vorgängern) in die Smartphone-Welt gestatet sind, dann zu Android rüber und anschließend wieder zurück zu Microsoft sind?

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E4est Michael Nickles „Windows Phone: Chip Redakteur ging durch die Hölle“
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Interessant. Ich bin seit fast 3 Jahren in der Hölle, gut zu wissen.

Ich habe mir damals 2 Monate nach Release das Lumia 920 gekauft. Ich war derbe gehypet, da mir Windows 8 auf dem Tablet sehr gut gefallen hat und nach meinem "gammeligen" Android Phone habe ich nach einem etwas performanteren und langlebigeren Handy gesucht. Da mein Android Handy mit fast allen "interessanten" Apps inkompatibel war, vermisste ich vom ersten Tag an nichts. Mir war wichtig: Schnelle Kamera, gute Kamera, Offline Navi, immer aktuellstes Betriebssystem

Schnelle Kamera:

Inzwischen ist es endlich besser geworden, aber zu der Zeit gab es kein Smartphone, das die Kamera so schnell starten konnte wie ein Windows Phone.

Gute Kamera:

Zu der Zeit des Lumia 920, war es plötzlich das Maß der Dinge. Bildstabilisator und automatische Belichtungszeit für perfekte Nachtaufnahmen. Fand bis jetzt noch kaum eine andere Handykamera so gut. (Meistens neuere Lumias, die ich besser fand.) Wobei mich die neuen Sony Handys einigermaßen begeistern konnten, aber da kam ich gerade her.

Offline Navi:

Es gab unter Android die ein oder andere Open Source Lösung mit Offline Navi, aber die waren offen gesagt schlecht. "Cracken" war zu der Zeit ja noch kein Thema, aber wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, habe ich keine Lust auf ein versagendes Navi, das unterwegs vielleicht doch mal merkt, dass seine Software illegal ist. Damals noch Nokia Maps, jetzt Here Maps und unter Windows 10 auch Bing Maps. Alle mit Offline Karten und sehr guter (kostenloser!) Navi-Lösung. Inzwischen gibt es Here Maps auch für Android und meiner Meinung nach auch dort die beste Lösung.

Immer aktuellstes Betriebssystem:

In der Welt von Android kann man sich ja nur darauf "verlassen", wenn man ein Nexus hat. Und selbst da wird das Nexus 4 bereits als obsolet betrachtet. Bei solider Hardware Ausstattung. Wenn das Betriebssystem nicht so krass für jede Version auf jedes Gerät angepasst werden müsste, wäre das ja nicht so schwer, aber so könnte man die Leute ja nicht zum Kauf eines neuen Geräts zwingen. Wozu also die Softwarearchitektur verbessern? Nokia schien zu dem Zeitpunkt der enthusiastischste Hersteller zu sein, was die Windows Phone Welt anging. Wie gesagt, ich komme von Sony und ich habe keine Lust auf veraltete Software nach einem Jahr. Hier wurde ich auch nicht enttäuscht. Mein Lumia 920 ist fast 3 Jahre alt und läuft im Moment mit der Preview von Windows 10 Mobile. Wo außer bei Apple gibt es denn sowas? (Kommt mir nicht mit Custom ROMs, die sind meist "fertig", wenn die nächste Version rauskommt und die zu installieren, kann man keinem Menschen zumuten.)

Dazu kommt ein System, das flüssig funktioniert und immer das tut, was ich von ihm will. Selbst Doppeltippen zum Wecken (ganz ehrlich, wie kann man da Probleme haben?) funktioniert immer. Das Windows Phone ist bisher die beste Erfahrung, die ich als Smartphone Nutzer machen konnte. Jeder der möchte, dem kann ich nur empfehlen, es zumindest mal zu probieren. Wenn man nicht gerade für Chip arbeitet, wird man wahrscheinlich auch nicht so viele Mimimi-Momente erleben. Wer immer die neuesten coolsten Social Media und Games braucht, wird vielleicht nicht all zu glücklich, doch "Kein Snapchat" und "Zu wenig Tower Defense Spiele" (im Ernst, wurde mir mal gesagt) sollte meiner Meinung nach kein Problem für einen Erwachsenen Menschen sein.

Ich kann verstehen, dass einem nicht immer alles gefallen kann, aber der Beitrag von Chip, den du verlinkst, ist nichts auf dessen Basis man in irgendeiner Weise ein Urteil fällen sollte.

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Sehe ich auch so. Ventox
Danke. MfG GOROW GOROW