Allgemeines 21.934 Themen, 147.363 Beiträge

News: Smartphone statt Schlüssel

Schon 275.000 Euro für europäisches Türschloss der Zukunft

Michael Nickles / 87 Antworten / Flachansicht Nickles
Das Funktionsprinzip vom Türschloss der Zukunft. (Foto: Noki)

Noki, das "Türschloss der Zukunft", absolviert aktuell eine erstaunlich erfolgreiche Kickstarter-Finanzierung. Die Kampagne läuft noch 23 Tage und über 1.500 Unterstützer haben dazu beigetragen das Finanzierungsziel von 125.000 Euro weit zu übertreffen, bereits 275.000 Euro wurden eingesammelt. Bereits am ersten Tag wurde das ursprüngliche Finanzierungsziel erreicht.

Die einleuchtende Idee scheint anzukommen: das Türschloss "Noki" (Synonym für "No key", "kein Schlüssel) öffnet Türen automatisch wenn man kommt und schließt sie automatisch wenn man geht. Die Noki-Hardware ist ein schwarzes Kästchen, das direkt auf einem vorhandenen Türschlüsselloch montiert wird und das dann den realen Schlüssel bedient.

Aktuell werden EU-Zylinderschlosse unterstützt. Gesteuert wird das dann via Blutooth oder WLAN über eine Smartphone-App. Konkret wird also das Smartphone zum universellen persönlichen Schlüssel. Per Blutooth und GPS erkennt Noki automatisch, wenn sich ein Berechtigter nähert und öffnet dann die Tür. Das Smartphone muss also nicht aus der Hosentasche geholt werden.

Anlässlich des Knackens der 270.00 Euro Marke am 1. Juni haben die Entwickler jetzt mitgeteilt, dass die geplante Smartwatch-App für die Applewatch und Android-Smartwatches sowie die API-Schnittstelle umgesetzt werden.

Michael Nickles meint:

Irre, mit welch simplen Ideen enorme Begeisterung ausgelöst werden kann. Das "Internet der Dinge" wird uns wahrscheinlich noch viele Ideen aus generell zwei Klassen bescheren: sinnvolle und sinnlose. Zu welcher zählt Noki? Vielleicht denke ich zu negativ oder hab was nicht kapiert, aber ich halte das Projekt eher für sinnlos. Es scheitert an zu vielen Punkten.

Reden wir mal nicht von so Zeugs wie Preis oder irgendwelchen Sicherheitsbedenken sondern einfach vom Konzept direkt. Es scheitert bereits daran, dass mich Noki nicht vom Schlüsselbund befreien wird, sondern bestenfalls vom Haustürschlüssel. Fahrradschlüssel, Autoschlüssel, Briefkastenschlüssel und einige weitere, werde ich weiterhin in der Hosentasche mitschleppen müssen. Anderen mag es anders ergehen.

Die Befreiung vom Schlüsselbund muss auf jeden Fall mit der Abhängigkeit von Batterien bezahlt werden. Die AA-Standardbatterien in einem Noki halten laut Hersteller 10 Monate durch, bei 16maliger Nutzung am Tag macht das 4.800 Schließvorgänge. Dabei wird aber wohl von Zylinderschlössern ausgegangen, die optimal leichtgängig sind, nicht zu viel Kraft/Motorenleistung brauchen.

Und wenn die Batterie sich dem Ende neigt? Dann meldet das Türschloss das und auch die App schlägt Alarm. Und wenn ich das trotzdem verpasse? Bei Noki steckt innen der echte Schlüssel im Schloss. Und in einem normalen Zylinderschloss geht außen bekanntlich kein Schlüssel rein, wenn bereits drinnen einer steckt.

Was also tun, wenn die Batterie drinnen alle ist? Nicht ohne Grund empfehlen die Noki-Macher ein sogenanntes "Doppelzylinderschloss". Für einen Batterie-Notfall braucht man dann natürlich wiederum einen echten Schlüssel.

Und was ist wenn dem Smartphone mit den "Schlüsseldaten" unterwegs der Saft ausgeht? Oder wenn es geklaut wird oder kaputt geht? Hinzu kommen noch logistische Probleme. Was ist wenn zwei Personen berechtigt sind und einer im Haus bleibt und einer rausgeht? Wie soll sich das System dann richtig verhalten?

Wie gesagt, vielleicht bin ich auch nur zu skeptisch. Ein Leben ohne Schlüssel wäre natürlich schon praktisch.

bei Antwort benachrichtigen
:- mawe2
Es gehört mir! gelöscht_238890
alex179 Michael Nickles „Schon 275.000 Euro für europäisches Türschloss der Zukunft“
Optionen

Wenn ich das Bedürfnis hätte, eine Haus oder Wohungstür elektronisch zu öffnen, würde ich eher zu elektronischen Schliesszylindern bzw. Schlössern greifen. Die gibt es auch mit Zahlencode und auch mit Gesichtserkennung.

An meiner früheren Adresse hatten mal in der Nachbarwohnung Miet-Nomaden gehaust. Die haben sich irgendwann heimlich aus dem Staub gemacht und natürlich auch keine Schlüssel zurückgelassen. Da die Wohnungen alle neue Zylinder mit Anbohrschutz hatten, war der örtliche Schlosser 2-3 Stunden damit beschäfigt, diesen zu entfernen. Der Türbeschlag wurde dabei auch beschädigt. Da kann man sich überlegen, was einen für Kosten und Probleme drohen, wenn man sich so ein "Noki" an die Tür montiert, und das Ding plötzlich mal ausfällt. Doppelzylinder sind für viele Haustüren zu lang und werden deshalb kaum noch verwendet.      

bei Antwort benachrichtigen