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BData und DBank - Eine Story um BIG DATA

schuerhaken / 7 Antworten / Flachansicht Nickles

Im Sommer 2014 schickte mir die Deutsche Bank eine Studie zu. Die lag zunächst eine Woche bei mir herum. Dann begann ich zu lesen. Und nochmals zu lesen. Auf zahlreichen Seiten sammelten sich Markierungen an. Etliche Seiten bekamen „Eselsohren“.

Richtig fertig mit der Lektüre bin ich noch immer nicht. Zu vielen Aussagen in der Studie habe ich mir Zusatzinformationen aus dem WEB besorgt. Zu etlichen Aussagen fehlen mir noch vertiefende Informationen aus anderen Quellen.

Immerhin: „BIG DATA“ hat durch diese Studie für mich ein deutlicheres Gesicht bekommen. Dabei half mir auch eine zufällige Begegnung in der Nähe von Rantum. Da traf ich einen Videofilmer, der sich mit seinem Camcorder von einem Stativ aus selbst aufnehmen wollte, wie er auf einer Düne saß. Ich bot ihm an, für ihn die Kamera zu schwenken und mit ihr auf ihn heran zu zoomen. Naja, man konnte es ja mal versuchen...

Später – in einer „sansigen Bar“ – stellte sich heraus, dass ich es mit einem Forscher zu tun hatte, der bei einem Fraunhofer-Institut auf das Thema BIG DATA angesetzt war. Er meinte, die Furcht einzelner Individuen, in den Fokus ganz bestimmter einzelner „Ausspäher“ zu geraten, sei unbegründet. Es ließen sich zwar bestimmte „Profile“ erstellen, doch zuzuordnen seien diese Profile allenfalls den hinterlegten Email-Adressen. Bei Bezahldiensten sei das anders. Etwas anders sei es etwa auch bei Google (YouTube) oder Facebook und ähnlichen Diensten, wo man alles unternehme, außer den Email-Adressen auch Handy-Nummern herauszufinden und Konten miteinander zu „verknüpfen“. Auch werde zunehmend auf die Angabe von Klarnamen gedrängt.

Im Ergebnis erhalte man, so der Forscher zu mir, „Profile“ mit sehr vielen individuellen Charakteristika, doch sei man mit diesem Profil nicht allein auf der Welt. Es werde Hunderte, Tausende oder auch Zigtausende gleichartige Profile geben. Die könnten dann freilich zum Beispiel nach Geschlecht oder Region unterteilt und auf Zielgruppen herunter gebrochen werden. Aber nur, wenn ein – zahlender – Nachfrager sich interessiere.

Etwas verhaltener waren die Äußerungen zu BIG DATA angesichts der Daten bei Angeboten wie etwa AMAZON oder ebay. Da seien ja Klarnamen, Email-Adressen und volle Anschriften hinterlegt. – Wenn diese Daten nun mit Profilen anderer Anbieter wie Google oder Facebook verknüpft würden…? – Dann müsse jemand Interesse und Gelegenheit haben! – Hat jemand und kann jemand? – Wer weiß…? Aber dann dürfe man sich noch immer nicht vorstellen, dass da angesichts der Peta- und Exabytes an Daten jemand an einem Rechner sitze und sich ausgerechnet das Profil eines Web-Users aus Essen vorknöpfe. So sei das nicht, es gehe bei der riesigen Datenwolke immer um zielorientierte kleine Wölkchen, die sich über bestimmte Filter ermitteln ließen. Und selbst in diesen Wölkchen sei man unter vielen Tausenden, bei denen man zum Beispiel das Interesse an bestimmten Produkten vermuten könne. BIG DATA müsse am Ende auch Geld bringen und brauche deshalb vor allem zahlungskräftige Interessenten. Selbst die NSA müsse sich unterm Strich auch aus „staatlichem Allgemeininteresse“ bezahlt machen, also für die US-Wirtschaft etwas abwerfen. Man tue für die Zukunft gut daran, alles was mit der IT zusammenhänge – also etwa Microsoft, Apple, AMAZON, ebay, Facebook, Google sowie anderes Weltumspannendes – als Dependancen unter einer einzigen Holding zu betrachten, die sich USA nennt. Zu BIG DATA gehöre THINK BIG! Um zu ahnen, was morgen oder übermorgen kommen mag, müsse man sich ausdenken, wie es in vielleicht zwanzig oder fünfzig Jahren aussehen wird. Da werde es eine Arbeitswelt wie die heutige nicht mehr geben. Auch eine „Demokratie“ wie die heutige – die sei nur Fassade – werde es nicht mehr geben, sondern wahrscheinlich weltumspannend nur noch „Polizeistaaten“ in irgendeiner Form unter dem „BIG DATA“-Radar.

Wie bitte? – Und dazu eine „überflüssige Biomasse Mensch“, wie ich es zu den vernachlässigten Bevölkerungsteilen gern zu formulieren pflege.

Auch das. – Für die Politik und für die Wirtschaft seien Menschen nur Elemente, die man je nach Plan und Bedarf in dynamische Prozesse einbeziehe oder aus ihnen wieder entferne. Solange es den Kapitalismus gebe, werde das so sein und bleiben. Der Kapitalismus sei eine von Egoismen und Machtwahn getriebene Ideologie und die Demokratie nur eine „Potemkinsche Fassade“, hinter der mächtige Puppenspieler an den Fäden nesteln. 

Ob ich mit meinen eigenen Ansichten ein „Spinner“ sei… – Aber sicher, für den Mainstream auf jeden Fall! Die „Masse der Bürger“ sei sediert, desillusioniert, durch die Medien desinformiert und deshalb systematisch desorientiert, schlicht und einfach verblödet und nur auf den Konsum fixiert worden. Das gehöre immanent zur Methodik von „Demokratie“. Diese spüle über die Parteien verführbare Laien in Spitzenpositionen, wo sie von Lobbyisten vereinnahmt und den Interessen des Kapitals unterworfen werden können. Die hässliche Seite der Show spiele sich gut versteckt hinter der Bühne ab. Dass Demokratie nicht funktioniere, sehe man auch an der Tatsache, dass wie seit Menschengedenken der Krieg das beherrschende Element in Politik, Forschung und Wirtschaft sei. Auch im zivilen Leben seien Wettbewerbe sowie Kämpfe um Sieg oder Niederlage weit verbreitet. Der evolutionäre Element des „survival of the fittest“ sei fest bereits im Selbsterhaltungstrieb verankert, aus dem sich sogar Gier, Missgunst und auch bloße Angeberei ableiten ließen.

Angesichts von BIG DATA werde allerdings das Problem immer brennender, wie man die durch Verlockungen, Verführungen und Manipulationen gesteuerten Menschen durch entsprechende Kaufkraft auch zu „Konsumenten“ machen kann. BIG DATA mit den zu erwartenden Folgen zwinge auch dazu, über „Arbeit“, „Lohn“, „Einkommen“ und „Geld“ neu und ganz anders nachzudenken. Ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ für jeden Bürger sei dann unverzichtbar. Wer einer entlohnten Beschäftigung nachgehe, könne über dieses gewährte Einkommen hinaus hinzu verdienen. Und als „Arbeit“ müsse man alles definieren, was für die Gesamtgesellschaft einen Nutzen abwerfe, mithin also auch das, was heute „ehrenamtlich“ geleistet wird.

Solches und noch viel mehr zu erkennen sei das Gros der Politiker einfach zu „dumm“. – Und ja: Die Studie des Deutschen Bank sei „ganz gut“, man solle sie getrost auswendig lernen, sozusagen als Vorschau auf das „Wirtschafts-Einmaleins der Zukunft“. – Es kam noch zu zwei weiteren Begegnungen bei Keitumer Deichlamm, Burger vom Klosterschwein und Weinen aus der Pfalz. Wenn schon, denn schon. Geld kann man nicht essen, und man lebt nur einmal. Mit oder ohne „BIG DATA“.

Die Studie der Deutschen Bank (Download): BIG DATA – Die ungezähmte Macht.

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Nach Tagebuch-Notizen aus dem Sommer 2014
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