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Sinn und Unsinn von Passwörtern - wenn, dann richtig kryptisch!

Olaf19 / 71 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo zusammen!

Wir leben in einer Passwort-Welt. Für bald jeden Atemzug im digitalen Dasein muss man sich registrieren, einloggen, authentifizieren. Mittlerweile gibt es schon Software, um die Sintflut an Passwörtern zu verwalten, denn immerhin sollen wir ja

  • jedes Passwort nur 1x verwenden, also für einen Zweck,
  • Passwörter regelmäßig umstellen, für den Fall, dass es jemand geknackt hat,
  • Passwörter möglichst lang und kryptisch gestalten

Für mich ergeben sich in diesem Zusammenhang zwei Fragestellungen, in die die Sicherheitsexperten unter euch vielleicht ein wenig Licht bringen können.

Erste Frage: Es gibt bei mir zwei Passwörter, die die oben benannten strengen Kriterien nicht erfüllen. Das ist zum einen mein Benutzerkennwort für Mac OS X, zum anderen das Zugangskennwort für die Benutzung meiner Fritz!Box. Diese Passwörter sind kurz und einfach und ich ändere sie nie. Warum?

Nun, diese Passwörter unterscheiden sich von allen anderen in einem wesentlichen Punkt: sie sind "nur zuhause" nutzbar. Es hat wenig Sinn, in einem Internetcafé, "fritz.box" einzugeben - ich erreiche meine Fritz!Box damit nicht. Wenn überhaupt, dann vielleicht eine andere. Auch zuhause erreiche ich die Fritz!Box meines Nachbarn nicht, da ich ja über mein eigenes WLAN surfe und nicht über seins.

Bei Mac OS X verhält es sich im Prinzip genau so. Okay - mein MacBook nehme ich oft mit, wenn ich unterwegs bin. Würde es mir gestohlen, so könnte der Neubesitzer dort Software installieren, die nicht von Apple autorisiert ist - dafür, besser dagegen, ist das Passwort da. Nur, wenn das Book weg ist, könnte mir das auch egal sein. Dann hätte ich andere Sorgen.

Die Frage lautet also: welchen Sinn hätte es, für mein Mac OS X-Benutzerkonto oder die Fritz!Box kryptische Passwörter zu vergeben? Was habe ich da möglicherweise übersehen?

Zweite Frage: Gegen die Passwörter-Administrationsprogramme habe ich eine instinktive Abneigung. Ich möchte lieber zu einer eigenen, quasi "handgemachten" Lösung kommen. Folgende Idee möchte ich euch vorstellen und hätte dann gern eine Einschätzung, ob die Idee gut ist.

Beispiel ebay: Ich konstruiere zunächst eine "Passwort-Basis", zusammengebastelt aus Verwendungszweck, Datum und einigen Fantasiezeichen, die es darauf zu kryptifizieren gilt. Diese Basis könnte etwa so lauten:

ebay15nove14(§&)

Durch diverse Metamorphosen entsteht daraus:

y1%anObVee!4(§&)

Der Verwendungszweck (fett hervorgehoben) wird also rückwärts und in festen Abständen auf das Passwort verstreut, das Datum wird durch Einzelbuchstaben des Zwecks unterbrochen, die Zahlen bleiben teilweise stehen, teilweise werden sie durch das auf der gleichen Zifferntaste platzierte Sonderzeichen ersetzt. Die Buchstaben aus dem Datum erscheinen teils groß, teils klein. Nur den Stringmüll am Ende der "Basis" habe ich unverändert gelassen.

Ich weiß - meine Methode hat einen großen Nachteil: man muss das Prinzip der Verschlüsselung schon tief in Fleisch und Blut verinnerlicht haben, ansonsten sind Tippfehler bei der Eingabe quasi unvermeidlich.

Der große Vorteil ist aber die Wartungsfreundlichkeit. Habe ich mich einmal an meine Methode gewöhnt, so kann ich in 5 Wochen nach dem gleichen Schema beginnen mit:

ebay19deze14(§&)

und ende schließlich bei:

y1)adEbZee!4(§&)

Man könnte es natürlich noch raffinierter machen, aber dann wird es um so schwieriger, sich das Kryptifizierungsprinzip zu merken, nachdem die Passwort-Basis zum echten Passwort manupuliert wird.

Bin wie immer gespannt auf eure Anmerkungen, Rückfragen und Ideen zu beiden Fragestellungen.

CU
Olaf

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Naja, ichmache mir die Arbeit nicht so im Detail.

Die Wlan-Box hat ja hinten auf der Rückseite einen sehr langen Zifferncode als WPA-Schutz.

Diesen habe ich geändert in einen noch längeren aus Ziffern und Buchstaben bestehenden, der vollkommen willkührlich entstanden ist. Natürlich kann ich ihn mir nicht merken. Und natürlich steht er auch nicht auf der Box.

Allerdings ist er in allen Geräten, die auf die box zugreifen müssen (also auch Laptop und Handy). Das ist die unvermeidbare Schwachstelle.

Meine Rechner selber haben relativ einfache Passwörter. Denn hier kommt nur der ran, der meine Wohnung betritt. Ein Einbrecher würde den PW-Suhutz ohnehin umgehen.

PW, mit denen ich mich im Internet einlogge, sind je nach bedarf angepaßt.

Einfache, für "Wegwerfaktivitäten". Würde z.B. das Paßwort bei Nickles geknackt, wäre das kein Beinbruch. Jemand könnte in meinem Namen hier rumspammen oder die Nickels-Artikel ausdrucken. Das wäre kein Beinbruch, eine vom System eingeleitete Schreibsperre würdebehoben, wenn ich PW geändert und erklärt habe, daß mein Account gehackt wurde (was auch anhand der IP nachweisbar wäre). Allerdings sind die "einfacheren" nur für mich einfach zu merken. Auch sie bstehen aus Worten und Ziffern, z.T. auch Sonderzeichen und sind ohne Weiteres nicht erratbar.

Die komplizierteren (z.B. ebay, emailkonten, Onlineshops) sind schon komplizierter. Sie sind länger und enthalten immer Ziffern, Buchstaben (groß und klein) und Sonderzeichen. Aber ich kann mir sie gut merken. Am "schlimmsten" sind die Bankkonten-PW. Sie sind sehr lang und enthalten viele "Fallen", aber sie sind so gestaltet, daß ich sie mir merken kann, weil sie mit Erinnerungen/Erlebnissen/ERfahrungen verknüpft sind, also praktisch nicht erratbar und schwer zu knacken.

Ist halt immer ein Kompromiß: Was habe ich zu verbergen und wie interessant  bin ich für Angreifer. Und da gerate ich höchstens mal in ein "Breitbandfeuer". Dafür bin ich mehr als ausreichend abgesichert. 

Sollte sich da irgendwamm mal ändern (ich werde z.B. Innenminister, oder - wahrscheinlicher - Lottomillionär), dann werden auch meine PW komplizierter. Aber dann werde ich mich auch um gescheite Verschlüsselung kümmern müssen.

Aber als Existenzminimumrumkrebser bin ich eigentlich nicht interessant für potentielle Angreifer.

Und gegen BOT-Netz & Co., naja Linux + gescheite Browser (also nicht Firefox & Co., sondern eher Exoten wir Dillo, Surf, Xxxterm usw.) sind da schon ein äußerst wirksames Bollwerk.

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