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Laptops und Desktops mit Raspberry Pi - macht so was Sinn?

Michael Nickles / 5 Antworten / Flachansicht Nickles

Aktuell geistern einige neue Raspberry Pi Projekte durch die Presse, die demnächst über Kickstarter finanziert werden sollen oder bereits vorbestellbar sind. Die Rede ist von Selbstbau-Laptops und Desktops, die den Miniatur-Einplatinenrechner Raspberry Pi drinnen haben.

Eines der ersten Bilder vom Pi-Top. (Foto: pi-top.com)

Pi-Top Laptop: Der Pi-Top ist ein Lowcost-Laptop zum selber bauen, dessen Gehäuse mit einem 3D-Drucker produziert wird. Wie es der Name bereits vermuten lässt, dient als Rechenbasis der beliebte Miniatur-Komplettrechner Raspberry Pi, hier in der jüngst aufgepeppten Version "B+".

Als Beiwerk braucht es dann noch ein Display (im Fall des Projekts eins mit 1.366 x 768 Pixel), eine Laptop-Tastatur (mit Trackpad) und einen Akku.

Mit etwas Preisvergleichgeschick lassen sich sämtliche Komponenten für unter 200 Euro kriegen, problematisch dürfte lediglich der Zugriff auf einen 3D-Drucker sein. Alle Informationen zum Projekt gibt es auf der Webpräsenz pi-top.com.

Außer einer oberflächlichen Präsentation der Idee wird auf der Webpräsenz noch nicht viel geboten. Auch die zum 3D-Druck benötigten STL-Dateien gibt es nicht. Die gehören wohl zum Lieferumfang des geplanten "Komplett-Bastelsets", das die Macher demnächst wohl anbieten.

Konkret wird Pi-Top soweit bislang bekannt ab Mitte Oktober über eine Kickstarter-Finanzierungskampagne angeboten. Für einen Komplettbaukasten inklusive fertigem Plastikgehäuse werden wohl 300 Dollar angestrebt.

Meine Meinung zu dem Ding: Dass etwas geht, heißt nicht dass es Sinn macht. Und exakt das trifft auf den "Pi Top" zu. Preislich ist das Gerät unattraktiv, der Leistung eines Billigst-Laptops mit Windows oder Chrome OS erbärmlich unterlegen. Der Coolness-Faktor dürfte gleichermaßen hoch sein, wie beim Rumschleppen eines selbstgebauten Smartphones auf Raspberry Pi Basis, also gegen Null gehen.

Ob es sich lohnt einen 3D-Drucker über 150 Stunden lang ackern zu lassen um das eher globige und hässliche Pi -Top Gehäuse rauszulassen ist eine ganz andere Frage - da ist ein Gehäuse aus einer zugeschnittenen Pappschachtel vielleicht cooler und spannender.

Lerneffekt? Das Zusammenstecken der benötigen Komponenten ist eher Gimmick, dafür braucht es kein besonderes Talent - das Zusammenlöten eines Transistorradios dürfte eine deutlich größere Herausforderung sein.

Nachhaltigkeit? Das könnte vielleicht ein Faktor sein. Irgendwann lässt sich gewiss eine stärkere Rechenbasis einbauen, Display, Tastatur und Gehäuse können weiterverwendet werden oder das eher magere 1.366 x 768 Display wird durch ein irgendwann bezahlbares 4K-Display ersetzt (für das es dann aber garantiert auch wieder mehr Rechenleistung braucht). Aktuell haben die Pi-Top-Erfinder bereits eine Aufsteckplatine angekündigt, die den Betrieb von Displays mit höherer Auflösung ermöglichen soll (warum es dafür eine extra Platine braucht, ist mir noch nicht ganz klar).

Zu guter Letzt bleibt natürlich ausdrückliches Lob für die Idee des "Pi Top": hier wurde auf jeden Fall gezeigt, dass heute etwas geht, was vor einiger Zeit eigentlich noch unmöglich war, beziehungsweise sich weit jenseits von Bezahlbarkeit befand.

Dennoch: bei einem "Laptop-Baukasten" der per Kickstarter-Finanzierung für 300 Dollar kommen soll muss ich mir schon irgendwie das Lachen verkneifen. Aber vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung auch völlig falsch! Denn:

Kano Bausatz. (Foto: Kano)

Kano Desktop-PC: Erfolgreich finanziert über Kickstarter wurde bereits der Kano Computer zum selber bauen. Dieser "Komplett-Desktoprechner" lässt sich (wie im Produktvideo bewiesen) in gerade mal 107 Sekunden zusammenbauen.  

Finanzierungsziel waren 100.000 Dollar, 13.387 Unterstützer spülten dann allerdings rund 1,5 Millionen Dollar in die Kasse der Entwickler. Dabei ist der Kano-Bausatz eigentlich nichts Besonderes.

In der Pappschachtel wird halt alles geliefert, was ein Raspberry Pi Komplett-Desktop-Rechner braucht: den Pi selbst, Speicherkarte, Tastatur, Netzteil,  Anschlusskabel. Zusätzlich gibt es ein Gehäuse, einen Lautsprecher und Manual.

Abgesehen vom Raspberry Pi (aktuell ca 30 Euro) ist das alles Zeugs, was man vermutlich sowieso schon rumliegen hat. Fair dabei ist auf jeden Fall der Preis: der Komplettbausatz kann aktuell für 119 Euro zuzüglich 20 Euro Versandkosten vorbestellt werden, als Liefertermin wird der Oktober 2014 genannt.

Entscheidend beim Kanon-Projekt ist, dass es über Hardware weit hinausgeht. Es sind quasi auch Projekte dabei, mit denen Kinder (und sonstige Interessierte) auch mit der Programmierung von Computern bis hin zur "Webentwicklung" vertraut gemacht werden. Auch das Pi-Laptop-Team strebt in so eine Richtung. Es geht bei den Projekten also um mehr als nur "Hardware".

Dennoch: Ich glaube nicht, dass interessierte Kids einen dieser Bausätze brauchen um "Computer zu lernen". Das Zusammenstecken der Komponenten ist eigentlich zu primitiv um einen großartigen Lerneffekt zu haben - da gibt es viele spannendere Raspberry Pi Projekte.

Und wenn es dann von der Hardware weg zur Software geht, reicht zum Lernen ein beliebiger Laptop- oder Desktop-PC - dafür braucht es keinen Raspberry Pi als Basis.

Den Einsatz des Raspberry Pi als Desktop- oder Laptop-Rechenwerk halte ich sowieso für ausdrücklichen Schwachsinn: selbst für sehr einfache Linux-Desktops mit Maus-/Tastaturbedienung ist der Pi einfach zu lahm, eine Quälerei.

Warum sind diese Pi-Bausätze also so beliebt? Hoffen Eltern, dass ihre Kinder durch so einen Bausatz zu Computerprofis werden? Ist es das "Kind im Mann", das einen Komplettrechner selbst in wenigen Minuten zusammenbauen will? Ist es das "Design", das Pi-Top und Kano attraktiv machen? Oder ist es wirklich die angestrebte Mischung aus Hardware und "Lernpaket"? Was ist Eure Meinung zur Sache?

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schuerhaken Michael Nickles „Laptops und Desktops mit Raspberry Pi - macht so was Sinn?“
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Da gibt es nur eine einzige Antwort, die überwiegend den Nagel auf den Kopf treffen dürfte: 
SPIELTRIEB. (Unter Umständen gepaart mit Neugier/Langeweile.)

"Vernünftig" ist an dem überhaupt nichts, sofern man Probleme möglichst vermeiden will.  

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