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News: 1 MBit/s soll schnell genug sein

Schwerer Vorwurf: Telekom behindert Breitbandausbau auf dem Land

Michael Nickles / 26 Antworten / Flachansicht Nickles

In einer gemeinsamen Mitteilung kritisieren die Verbände BREKO und VATM die Internetsituation in ländlichen Gegenden. Die dort teils vorherrschende Bandbreite von gerade mal 1 MBit/s sei nicht mehr zeitgemäß, beim Breitbandausbau auf dem Land herrsche eine verkehrte Welt.

Während die Politik einen flächendeckenden Breitbandausbau mit 50 MBit/s fordere, blockiere die Deutsche Telekom den Ausbau in ländlichen und unterversorgten Regionen bereits bei 1 MBit/s.

Das Dorf Gönz im Landkreis Miltenberg ist einer der Anwärter auf den Titel "am Ende der Welt". Ein Verfügbarkeitscheck in den Online-Formularen der Internetanbieter scheitert hier bereits an der simplen Tatsache, dass es in Gönz keine Straßen gibt, sondern nur ein paar Hausnummern. Die Formulare bestehen aber generell auf Straßennamen. (Foto: mn)

Laut der Verbände werden neue Förderprogramme aufgelegt und die Kommunen versuchen alles, um einen schnellen Anschluss für möglichst viele Bürger zu ermöglichen.

Die Telekom berufe sich aber auf eine mittlerweile veralteten Verfügung der Bundesnetzagentur. Die besagt, dass die Telekom den Glasfaserausbau durch Wettbewerber verhindern kann, wenn in einem Ausbaugebiet die Hälfte der Bürger bereits mit 1 MBit/s versorgt sind.

Laut BREKO und VATM weigert sich die Deutsche Telekom, neue Kabelverzweiger mit Glasfaseranbindung näher zum Kunden zu errichten oder sie entsprechend zu verlegen. Diese Weigerung soll selbst dann bestehen, wenn Investoren die dafür anfallenden Kosten übernehmen würden.

Jürgen Grützner, Geschäftsführer vom VATM: "Um keine Kunden zu verlieren, blockiert die Telekom den Breitbandausbau der Wettbewerber". (Foto: VATM)

Das Unternehmen EWE TEL hat aus diesem Grund bei der Bundesnetzagentur ein Regulierungsverfahren gegen die Telekom eingeleitet, eine erste Anhörung fand am Freitag statt. BREKO und VATM hoffen auf ein schnelles Handel der Regulierer und schimpfen, dass es zu solchen Verfahren eigentlich erst gar nicht kommen dürfe.

Die vorher geführten Verhandlungen eingerechnet, habe man schon wieder fast zwei Jahre verloren. Die Politik ist gefordert, der Behinderung des Breitbandausbaus entgegenzuwirken.

Michael Nickles meint:

Als ich hier vor 8 Jahren an den Münchener Stadtrand gezogen bin, wurde mir die Arschkarte mit halbem DSL-Light (so um die 240 KBit/s Download und gefühlt 0,1 KBit/s Upload) serviert. Der veraltete Verteilerkasten der Telekom hat für die Sackgasse hier, einfach nicht mehr hergegeben.

Ich bin damals fast verrückt geworden. Die einzige Chance bestand darin, leider recht kostspielig, eine "Kabel Deutschland"-Leitung ins Haus ziehen zu lassen. Der "Mann von Kabeldeutschland", der mir damals den Deal "verkauft" hat, heißt Claus. Und das war 2007 quasi auch bereits die Grundlage, die heute zum Sponsoring von Marathonwunder "Turbo Addisu" durch Nickles.de geführt hat.

Inzwischen hat die Telekom ihren "Kasten" modernisiert und hier in der Straße geht generell alles. Ich bin dennoch bei Kabel Deutschland geblieben. Ich habe so ein Paket mit 30 MBit/s Download und 2 MBit/s Upload und Festnetz-Telefon-Flat. Das kostet monatlich 30 Euro und reicht mir fett aus.

Eigentlich würde diese Bandbreite (oder halt 100 MBit/s für 50 Euro/Monat) für alle Bewohner des Hauses und auch noch die Nachbarn rausreichen, aber eine Internetverbindung teilen ist rechtlich halt arg kritisch. Zwar gibt es da inzwischen recht "freundliche" Gerichtsurteile, aber man kann sich nicht auf sie verlassen.

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Markus Klümper Michael Nickles „Schwerer Vorwurf: Telekom behindert Breitbandausbau auf dem Land“
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Es ist eine Crux, daß die Telekom das Leitungsnetz hat, damit natürlich auch in einer gewissen Verpflichtung steht, gleichzeitig auch Wettbewerber ist. Das ist nicht gesund und die Folgen waren absehbar. Meiner Meinung nach wäre es der richtige Weg, das ganze auszulagern. Das Netz, speziell die "letzte Meile" gehört dem Staat und basta. Die Telekom bekommt meinetwegen nen Servicevertrag um das Ding in Schuss zu halten, aber verwaltet wird das ganze z.b. von der Bundesnetzagentur. Für Schaltarbeiten beim Neuanschluss oder Anbeiterwechsel gibt es dann eine einheitliche Vorgehensweise und es läuft  - wenn man es richtig macht - deutlich reibungsloser.

Ich habe selbst etliche DSL-Anschlüsse beim Kunden eingerichtet, sowohl einen regionalen Anbieter als auch für 100%ige Telekom-Kunden. Nach meinen Erfahrungen bin ich felsenfest davon überzeugt, daß für Telekom-Kunden besser gearbeitet wird. Da haben die Schaltungen eigentlich so gut wie immer zuverlässig geklappt, bei Arbeiten für den Provider waren es so knapp 25 bis 30% Murks. Das kann kein Zufall und auch keine Wahrnehmungsstörung sein.

Auch der Breitbandausbau gehört nicht in die Verwaltung der Telekom. Sicherlich wird deren Erfahrung in der Praxis benötigt, aber es kann nicht sein, daß die wie eine Glucke drauf sitzen. Ich sehe nach heutigem Stand DSL 6000 als Minumum an, eigentlich schon eher DSL 16000. Aus technischer Sicht kann man der T-Com nicht so viel vorwerfen, aber die Rentabilität darf nicht im Vordergrund stehen. Natürlich sind die Kosten für neue Leitungsnetze hoch, aber es gibt ja genug Möglichkeiten das irgendwie zu kompensieren. Ich verfolge das schon seit Jahren bei einem Verwandten, der in einem 1000-Einwohner-Dorf im Münsterland lebt. Dort wurde ewig gefeilscht, da wurde von den Gemeinden wirklich alles getan um die Sache zu unterstützen. Sei es mit Zuschüssen, sei es mit praktischen Leistungen wie den Tiefbauarbeiten. Am Ende wurde es ein stinknormales ADSL-Netz, was man schon seit ewigen Zeiten so hätte bauen können. Das kann es echt nicht sein.

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neuland torsten40