Nickles Blog 212 Themen, 8.716 Beiträge

Spaß mit kostenloser automatischer Treiberaktualisierung

Michael Nickles / 23 Antworten / Flachansicht Nickles

Im Rahmen eines Download-Abenteuers bei Chip wurde mit vor der Chip-Installationsroutine  eine Optimierungslösung namens "SE SuperEasy" kostenlos zum Test angeboten. Das habe ich spaßeshalber mal ausprobiert.

Das Tool überprüft alle im System installierten Treiber auf ihre Aktualität und bietet Updates an, falls welche verfügbar sind. Solche Treiber-Aktualisierungs-Tools gibt es von zig Herstellern und sie arbeiten alle nach dem gleichen Prinzip.

Nach einem recht flotten Scanvorgang, hat mir der SE SuperEasy Driver Updater bescheinigt, wie elend es um mein System besteht, dass 37 veraltete Treiber gefunden wurden. Ein Klick auf "Treiber aktualisieren" führt natürlich nicht zu einer Treiberaktualisierung, sondern es passiert das zu Erwartende:

Hier erklärt SE SuperEasy, dass es um die Systemintegrität des PC schlecht bestellt ist und es wird angeboten, mit der Vollversion des Tools alle Treiber zu aktualisieren.

Die wird zu einem Sparpreis von 19,95 Euro statt 29,95 Euro angeboten. Im Chip-Downloader-Tool wurde SuperEasy mit "Jetzt kostenlos testen" beworben. Das ist juristisch korrekt - kostenlos testen heißt halt leider nicht, auch kostenlos einen wirklichen Nutzen zu kriegen.

Natürlich hat mich an dieser Stelle interessiert, ob es um meine Kiste wirklich so dreckübel bestellt ist, wie das Tool meint.

In der Auflistung von SuperEasy waren eigentlich sämtliche Treiber meines PCs mit der schlechtesten Bewertung "Historisch" (rote Farbe im Balken) markiert. Darunter auch mein Festplatten-Treiber von Intel. Bei Klick auf "Weitere Informationen" liefert SE SuperEasy Version und Datum gefundener Treiber und welche neuen Treiber dafür verfügbar sein sollen:

Im Fall meines Intel IDE ATA/ATAPI-Controllers wurde (richtigerweise) die Treiberversion 8.9.0.1023 vom 4.6.2009 erkannt. Und laut SE SuperEasy soll es eine neue Treiberversion 9.1.9.1005 vom 25.7.2013 geben. Gerade aktuelle Festplatten-Treiber können bei einem System natürlich extrem wichtig für Stabilität und Geschwindigkeit sein.

Stutzig hat mich gemacht, dass meine Kiste schon recht alt ist, Anfang 2008 gebaut wurde. Und auch das XP-Betriebssystem ist selbsterklärend uralt. Auch wurden bei diesem Windows regelmäßig alle Updates durchgeführt. Und wenn es bei systemrelevanten Treibern etwas Grobes zu bereinigen gibt, dann kriegt man das generell auch ganz einfach über den Windows-Update-Mechanismus mit.

Es hat mich also arg gewundert, dass es bei so etwas Wichtigem wie einem Festplattentreiber nach gut 5 Jahren von Intel noch mal ein relevantes Update gegeben haben soll. Im Fall von Intel, kriegt man Infos zu Treibern und aktuelle Versionen recht simpel über das Intel Download Center.

Es gelang mir dort ums Verrecken nicht, einen aktuelleren Intel-Treiber als die Version 8.9.1023 vom 4.6.2009 zu finden. Auch eine Suche nach der von SE SuperEasy empfohlenen "neueren" Version 9.1.9.1005 vom 25.8.2013, lieferte bei Intel kein Ergebnis.

Ich machte eine weitere Stichprobe:

Auch mein Intel ICH9-Controller-Treiber wurde von SE SuperEasy als historisch veraltet eingestuft. Statt eines aktuellen Treibers vom 25.7.2013, sei einer von 1.7.2001 installiert. Ein Check im Gerätemanager zeigte, dass bei mir tatsächlich der angeblich "historisch veraltete" Treiber 8.3.1.1011 installiert ist. Der stammte laut meinem Gerätemanager aber vom 3.12.2008 und keineswegs aus dem Jahr 2001, wie vom Tool behauptet.

Logischerweise habe ich mir das aktuellste Chipsatz-Update-Utility von Intel beschafft, das ich für mein Windows XP Pro 32-Bit kriegen konnte (Version 9.2.0.1030 vom 21.4.2011, von Intel als "neuste" angegeben). Das Intel-Tool beließ meine Treiber wie sie waren, weil es keine aktuelleren für mein System parat hat. Der SE SuperEasy Driver Update beharrte weiterhin darauf, dass zig meiner Intel-Treiber historisch veraltet sind, aus dem Jahr 2001 stammen.

Einen echten "Treffer" landete das Tool bei meinem Samsung Laserdrucker-/Scanner SCX-4200. Mein Treiber war tatsächlich schon etwas älter. Aber das ist mir nie aufgefallen und hat mich auch nie interessiert, weil das Teil genau das zuverlässig tut, was es tun soll: Drucken und Scannen. Ich hab trotzdem bei Samsung den aktuellsten verfügbaren Treiber runtergeladen und draufgemacht. Danach was der Super Easy Driver Updater wenigstens hinsichtlich des Druckers zufrieden, es wurden keine veralteten Treiber mehr beanstandet.

An dieser Stelle hat mich dann mal interessiert, was es sonst noch so für "Treiber-Aktualisierungs-Tools" gibt. Ich fand beispielsweise ein Ding namens "WinZip Driver Updater" (systemtools.winzip.com/de/du/driver-updater.html). Lustigerweise scheint dieses Tool identisch mit dem Super Easy Driver Updater zu sein. Die Programmoberfläche und die Fundergebnisse sind praktisch identisch, nur die Produktbezeichnung ist anders. Gefunden hab ich weiter ein Ding namens "DRIVERfighter" (www.spamfighter.com/DRIVERfighter/Lang_DE/), das ein weiterer Abklatsch zu sein scheint:

Der "DRIVERfighter" regte sich gleich doppelt über meinen Samsung SCX-4200 Drucker auf, dem ich wenige Minuten zuvor den neusten Treiber von Samsung verpasst hab, stufte meinen Druckertreiber als besonderen Schwergrad ein.

Beim DRIVERfighter fiel das "Spartpotential" mit 48 Prozent höher aus als beim Super Easy Driver Updater. Der Kaufpreis war von 65,85 Euro auf 33,95 Euro gesenkt. Der Super Easy Driver war nur um 33 Prozent reduziert, von 29,95 Euro auf 19,95 Euro.

Die Idee, die aufwändige manuelle Frischhaltung von Treibern mit Automatik einfacher zu machen, ist eigentlich gut. Für diesen Service was zu verlangen, ist auch okay. Nicht okay ist es aber, bei den Haaren herbeigezogene Bewertungen durchzuführen. Das soll unwissenden Nutzern Angst schüren, dass ihr System total vergreist ist und dringender Handlungsbedarf besteht.

Es erweckt sich hier ganz klar der Eindruck, dass die Hersteller solcher kommerziellen Lösungen mit aller Gewalt versuchen, den Zustand des Systems als erschreckend darzustellen. Und sie suggerieren dabei, dass der manuelle Aufwand aufgrund vieler veralteter Treiber elend hoch ist.

Hierzu noch mal konkret zum SuperEasy Driver Updater. Das Tool hat auf meinem System 37 angeblich veraltete Treiber gefunden.

Offensichtlich um die Horror-Liste künstlich zu verlängern, beanstandet der Super Easy Driver Updater selbst Treiber irgendwelcher USB-Geräte, die am Rechner nicht einmal angeschlossen sind.

Wie hier im Bild zu sehen also beispielsweise irgendwelche USB-Datenträger oder Webcams, die irgendwann mal verwendet wurden und vielleicht schon längst in der Tonne gelandet sind.

Dieser als "schwerwiegend" ("historisch") eingestufte Härtegrad machte schon mal 8 Listeneinträge von 37 aus. Die angeblichen Intel-Chipsatz-Treiber-Probleme (die sich auch mit dem aktuellen Update-Paket von Intel nicht beseitigen ließen), machten weitere 16 Einträge aus.

Besonders lächerlich:

Meine Nvidia Grafikkarte (gekauft Anfang 2008) wurde als "schwerwiegend problematisch" (rot im Bewertungsbalken) eingestuft, weil mein Treiber vom Oktober 2013 stammte und ich nicht den allerneusten vom November 2013 drauf hatte. Bei einer brandneuen Grafikkarte kann "ein Monat" schon sehr entscheidend sein. Bei einer sechs Jahre alten Karte, sind neue Treiber aber in der Regel völlig witzlos, es ist kaum noch mit Optimierungen/Nachbesserungen zu rechnen.

Es wurde mir schließlich einfach zu blöd, weiter mit diesem kommerziellen Tool rumzuexperimentieren.

Beim Hochfahren des Rechners am nächsten Tag kleisterten die drei "Treiber-Meister" den Bildschirm voll, scannten und drängten erneut zum Aktualisieren.

Die Tools sind so voreingestellt, dass sie bei jedem Rechnerstart automatisch loslegen. Wie diese Voreinstellung geändert wird, muss man selbst rauskriegen. Für halbwegs erfahrene Nutzer kein Problem, für unbedarfte Nutzer sehr ärgerlich.

Es erweckt sich stark der Eindruck, dass hier einfach versucht wird mit "Dummen" Kohle zu machen. Wohlgemerkt: natürlich können derlei Tools helfen, wenn extrem wichtige Treiber vergreist sind und durch neue ersetzt werden. Vorzuwerfen ist den Tool-Herstellern aber, dass sie auch in eher harmlosen Fällen Panik schüren, um die Zahlungsbereitschaft anzutreiben.

Schließlich bleibt zu kritisieren: Es ist ein Jammer, wie elend es um die automatische Frischhaltung eines Windows-Systems (auch heute noch!) bestellt ist. Früher bei XP gab es bereits einen automatischen Update-Service von Microsoft, der aber nur das Grobe umfasste. Heute bei Windows 8.1 gibt es gleich zwei Update-Mechanismen (einen in der alten Systemsteuerung und einen in Modern IU), die sich um verschiedene (!) Dinge und ebenfalls nicht alle kümmern.

Linux-Nutzer können sich da einfach nur kaputtlachen, weil ein sauber konfiguriertes Linux-System sich quasi vollautomatisch aktuell hält, oder mit einem "halben" Mausklick alles (Betriebssystem, Treiber, Software) aktualisiert - und dabei in der Regel noch nicht mal einen Neustart braucht.

bei Antwort benachrichtigen
gelöscht_84526 fakiauso „Der nächste Patient - dieselbe ...“
Optionen
Avast betreibt eine intensive Pflege seines Image:-(

Gab es da in der Führungsetage in letzter Zeit ein paar personelle Änderungen? Einen anderen Grund für die "Vorkommnisse" um deren Software kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Ich habe in der Vergangenheit deren Virenscanner immer sehr gerne empfohlen, wenn denn der "Kunde" nach einer solchen Software verlangte. Das kann man ja mittlerweile wohl abhaken.

Gruß

K.-H.

bei Antwort benachrichtigen