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Modernes Marketing: Schleichwerbung mit Schweigeverpflichtung

Michael Nickles / 3 Antworten / Flachansicht Nickles

Zum totalen Desaster hat sich eine Microsoft-Marketingkampagne für die Xbox One auf Youtube entwickelt. Bei einer versteckten Werbeaktion wurden Youtube-Videoblogger gezielt dafür bezahlt, dass sie in Videobeiträgen Xbox One Spiele vorstellen und sie selbstverständlich positiv beschreiben.

Diesen Vorwurf erhebt Ars Technica mit Bezug auf einen Hinweis von der Konsolen-Fanpage iGR. Drahtzieher bei der Sache war das Marketing-Unternehmen Machinima, das unter anderem Videoclip-Produzenten und Werbetreibende zusammenbringt. Die vermeintliche "Schleichwerbungs"-Kampagne sollte von 14. Januar bis 9. Februar laufen oder solange, bis insgesamt 1,25 Millionen Videoabrufe erfolgt sind.

Beim Videonetzwerk Machinima sind Anzeigenkunden herzlich willkommen.

Teilnehmer mussten zum eventuellen Verdienen mindestens 30 Sekunden lang ein Xbox One Spiel präsentieren und dabei auch verbal drauf hinweisen, dass es mit der Xbox One gespielt wird. Zur Kennzeichnung musste das Video mit "XB1M13" versehen werden. Das Ausmaß der Werbekampagne und die daraus resultierenden Folgen, sind also leicht einsehbar, indem auf Youtube einfach nach dem Tag "XB1M13" gesucht wird.

Inzwischen liefert eine Suche nach "XB1M13" (auf den Zeitraum 2014 beschränkt) allerdings längst nicht mehr nur die "Schleichwerbung" der Xbox One Kampagne sondern auch Video-Blogs zum Vorfall selbst. Die beeindruckende Zahl von über 3.500 verfügbaren Videos lässt erahnen, wie viel "Schleichwerbung" für die Xbox One in Youtube eingestellt wurde.

Als Honorar wurde Mitmachern ein CPM-Bonus in Höhe von 3 Dollar  zugesagt - also 3 Dollar pro 1.000 Videoabrufe. Inzwischen ist auch der entsprechende Vertrag von Machinima ins Netz gerutscht.

Daraus geht hervor, dass für die Teilnahme diverse Vorgaben erfüllt werden mussten. Beispielsweise durfte in den Clips nichts Negatives oder Herabsetzendes über die Xbox One Konsole, ihre Spiele und Machinima gesagt werden ("You may not say anything negative or disparaging about Machinima, Xbox One or any of its Games in your Campaign Video").

Teilnehmende Video-Blogger mussten ihr Stillschweigen versichern.

Auch mussten sich die Teilnehmer dazu verpflichten über die Teilnahmebedingungen stillschweigen zu bewahren und vor allem auch darüber, dass eine Bezahlung erfolgt ("You agree to keep confidential at all times all matters relating to this Agreement, including, without limitation, the Promotional Requirements, and the CPM Compensation, listed above."). Genau das ist der Punkt, der für Empörung sorgt - weil das Marketing eben versteckt durchgeführt wurde.

Jetzt darf diskutiert werden, wer den schwarzen Peter kriegt. Microsoft? Machinima? Oder die Video-Blogger, die sich nicht zu schade waren, wegen ein paar lumpigen Dollars mitzumachen?

Microsoft hat sich inzwischen dahingehend geäußert, dass es nur einen Deal mit Machinima gegeben habe, die "heimliche" Abwicklung also von Machinima zu verantworten sei. Microsoft soll die Kampagne inzwischen unterbrochen haben, bis alle eingestellten und kommenden Videos ordnungsgemäß die Kennung erhalten, dass es sich um bezahlte Promotion handelt.

Tatsache ist: Jedem muss klar sein, dass das Google-Unternehmen Youtube nicht aus Spaß betrieben wird, sondern um Kohle damit zu machen. Und die verdient Google nun mal durch Werbung und Marketing. Ebenfalls Tatsache ist, dass die meisten Inhalte im Web (Unsinn mal weggelassen) entweder mit einer kommerziellen Absicht eingestellt werden, oder dafür missbraucht werden.

Der hier aufgezeigte Vorfall Microsoft/Machinima ist kein Einzelfall. Die Akteure (die Videomacher) solcher Schleichwerbungskampagnen sind sich vermutlich nicht mal irgendeiner Schuld bewusst. Das ist halt modernes "Social Media Marketing" und basta.

Erschreckend ist gewiss auch, wie viele Videoblogger bei dieser Kampagne mitgemacht haben und, dass auch diese "Gratis Content Szene" es inzwischen wohl für ein Butterbrot macht: 3 Dollar pro 1.000 Videoaufrufe. Zudem war die Kampagne soweit bekannt auf 1,25 Millionen Videoabrufe limitiert. Es können also nur maximal 3.750 Dollar ausgeschüttet worden sein. Im Hinblick auf über 3.500 Youtube-Videos mit der Kennung "XB1M13" lässt sich abschätzen, wie lausig die Masse der "Videoblogger" wohl verdient hat.

Durch die Verbreitung von Werbeblockern wie Adblock Plus ist das Web nicht besser, die Werbung nicht weniger geworden. Die klassische, ehrliche erkennbare Werbung wird einfach zunehmend durch unsichtbare Marketing-Maßnahmen verdrängt. Es ist schwer geworden, Inhalten im Web zu vertrauen. Das gilt halt auch für Videos auf Youtube.

Tipp: Kennzeichnungen (Tags) werden bei Videos auf Youtube nicht angezeigt. Im Fall eines "Xbox One" Videoberichts weiß man jetzt nicht mehr, ob er im Rahmen der heimlichen Marketing-Kampagne entstanden oder ob er glaubhaft ist. Abhilfe schafft ein Blick in den Quellcode der jeweiligen Videoseite und dort eine Suche nach "XB1M13" (ohne Anführungszeichen). Kennzeichnungsstichworte ("Tags") finden sich im Quellcode generell in einer Zeile, die mit "<meta name="description" content="Tags:" beginnt.

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winnigorny1 BastetFurry „Tja, ich glaube ich würde, als Anhänger des alten WEB1.0, ...“
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Jo! - Die waren wirklich geil! Cool

Gruss aus dem schoenen Hamburg, Winni
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