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News: Sinn oder Unsinn?

CES: Interaktiveres Fernsehen durch intelligenten HDMI-Adapter

Michael Nickles / 4 Antworten / Flachansicht Nickles

Ein völlig neues Fernseherlebnis soll das Produkt "Inair" bringen, das jetzt auf der US-Unterhaltungselektronikmesse CES vorgestellt wurde. Das ist ein "intelligenter HDMI-Zwischenadapter" mit dem das Startup-Unternehmen Seespace jedem Fernseher eine überlagernde Bilddarstellung verpassen will:

Der Inair-HDMI-Adapter wird zwischen TV und Receiver gehängt. (Foto: Seespace)

Das schafft dann eine "Augmented TV"-Umgebung, bei der zusätzliche Informationen ins laufende TV-Bild eingeblendet werden können. Die TV-Darstellung lässt sich also mit Informationen aus dem Internet vermischen.

Inair wird einfach als Adapter in die Verbindung zwischen Fernseher und Receiver gehängt. Die Steuerung erfolgt über eine App, die für beliebige Android-Smartphones und -Tablets kostenlos geliefert wird.

Ergänzende Infos zum laufenden TV-Programm müssen Inair-Nutzer nicht selbst suchen. Der Hersteller hat laut eigenen Angaben einen "intelligenten Inhalts-Erkennungsmechanismus", der automatisch Zusatzinfos zu laufenden Sendungen im Internet und sozialen Netzwerken sucht.

Inair überlagert das TV-Bild mit einem eigenen Menü und Internet-Inhalten. (Foto: Seespace)

Dazu werden Teletext-Programminfos und Programmführer nach Stichworten analysiert und es soll auch eine "Sprachanalyse" laufender Sendungen stattfinden. Um ihre Privatsphäre sollen sich Inair-Nutzer keine Sorge machen müssen. Laut Hersteller handhabt sich Inair wie ein "Browser" und es werden keine individuellen Nutzerdaten gespeichert.

Gleichzeitig räumt Seespace im FAQ ein, dass es geplant sei, Daten zu sammeln, was Nutzer gucken, wie lange sie es gucken und wonach sie suchen. Diese Daten sollen aber auf anonymer Basis gesammelt werden. Die Finanzierung der Produktion von Inair soll via KickstarterAktion erfolgen, die  Markteinführung ist für die zweite Jahreshälfte 2014 geplant. Kosten soll das Ding rund 100 Dollar.

Michael Nickles meint:

Die Kernidee bei Inair ist die Vermutung, dass vielen Menschen normales Fernsehen nicht mehr ausreicht, sie mehr Interaktion und Funktionalität wünschen. Genau das halte ich für einen Irrtum. Menschen werden im Alltag und in der Freizeit bereits genug dazu gezwungen mit elektronischen Geräten interagieren zu müssen, Fernseher sind eher ein "Entspannungsmedium".

Den meisten ist das "Zappen" im Senderangebot gewiss Interaktion genug. Es braucht nicht permanent auch noch weitere Infos dazu. Klar - manchmal will man vielleicht wissen, wie ein laufender Film heißt, wie ein Schauspieler heißt. Dafür reicht dann aber meist ein Klick auf die "Videotext"-Seite und fertig. Mehr Infos braucht man nur in Ausnahmefällen.

Ich halte "Inair" deshalb für ein schlicht und ergreifend witzloses Produkt. So wie es aussieht funktioniert das Ding sowieso nur dann, wenn das Bild von einer externen Quelle in den TV eingespeist wird. Diese externen Quellen braucht es aber längst nicht mehr, weil selbst billigste TVs DVB-C/DVB-T und DVB-S-Empfang direkt eingebaut haben.

Generell braucht es das Ding auch nicht, weil man Internetfernseher inzwischen quasi ohne nennenswerten Aufpreis (so 30 Euro) nachgeschmissen kriegt. Und die Technik selbst billiger Fernseher ist selbst von Haus aus in der Lage, in die TV-Darstellung zusätzliche Dinge einzublenden. Das mit der Privatsphäre ist natürlich noch eine ganz andere Sache. Dass das Unternehmen Seespace dauerhaft nur vom Verkauf der Hardware überleben will, kann ich mir nicht vorstellen.

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mawe2 Michael Nickles „CES: Interaktiveres Fernsehen durch intelligenten HDMI-Adapter“
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Zunächst mal ist die Idee nicht schlecht.

Ich denke aber auch, dass das Ding keine Chance hat, weil man heute den Empfänger i.d.R. schon im Gerät drin hat und die Vermeidung jedes weiteren zusätzlichen Gerätes ein Segen ist.

Klar - manchmal will man vielleicht wissen, wie ein laufender Film heißt, wie ein Schauspieler heißt. Dafür reicht dann aber meist ein Klick auf die "Videotext"-Seite und fertig.

Da möchte ich entscheiden widersprechen: Der Videotext bietet i.d.R. kaum brauchbare Detailinformationen und ist auf dem Stand von vor 30 Jahren stehen geblieben.

Auch die Programminfos im EPG bieten i.d.R. nur das, was auch der Videotext bietet. Auch hier erfährt man kaum mehr inhalte.

Insofern ist ein zusätzlicher Informationskanal über das Internet schon sinnvoll. Datenbanken wie imdb.com oder auch Wikipedia bieten i.d.R. viel mehr Detailinformationen zu Filmen, Schauspielern usw. Das kann und will Videotext gar nicht liefern.

Ob man das aber über das TV-Bild drüber legen will oder ob man dafür nicht besser ein Tablet zur Hand nimmt, ist eine andere Frage.

Gruß, mawe2

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