Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia KabelBW führt ab morgen in Nordrhein-Westfalen und Hessen sein neues Medienprodukt "Horizon" ein. TV, Video on Demand, Web-Inhalte und persönliche Inhalte sollen dabei verschmelzen und ein neues Unterhaltungserlebnis bieten.
Eine intuitive Benutzerführung soll TV-Konsumenten spielerisch durch Menüs und den Weltenmix aus klassischem linearen und nicht-linearen TV führen.
Für flexible Programmvielfalt sollen sich Filme aus dem Angebot der Unitymedia Videothek sowie TV-Sendungen und Videos, wie etwa von YouTube ganz einfach und zeitlich unabhängig aus dem Web abrufen lassen.
Auch zeitversetztes Fernsehen und HD-Aufnahmen sind mit Horizon möglich. Mehr Persönlichkeit strebt Horizon durch eine integrierte Empfehlungsfunktion an. Die lernt auf Wunsch vom TV-Zuschauer dessen Guckverhalten und gibt ihm darauf basierend personalisierte Programmvorschläge. Sogenannte Entertainment-Apps bringen auch Facebook, Twitter & Co. auf den Fernseher.
Die App "Wikitivia" soll anhand der Wikipedia-Enzyklopädie zum laufenden Fernsehprogramm passende Informationen anzeigen. Familienfreundlich soll Horizon sein, weil man bis zu vier HDTV-Programme gleichzeitig aufzeichnen kann. Selbstverständlich gibt es auch einen elektronischen Programmführer. Basis für die neue
TV-Dimension ist der "Horizon HD Recorder", der Fernsehen, Internet und Telefon vereint. Rein technisch betrachtet ist das ein All-in-one-Gerät bestehend aus Digital-Receiver für den TV-Empfang mit integrierter Recorder-Funktion plus Kabelmodem für Internet und Telefon mit integriertem WLAN-Router für Internet im ganzen Haus.
Zum Gerät gehört eine doppelseitige Fernbedienung mit QWERTZ-Tastatur. Der HD-Recorder verfügt über eine 500 GByte Festplatte und hat sechs HDTV DVB-C Tuner drinnen, von denen vier für gleichzeitige Aufnahmen reserviert sind. Eine abgespeckte Variante ohne Aufnahmefunktion und WLAN-Fähigkeit wird als HD Receiver verkauft.
Für 2014 wurde bereits eine Erweiterung des Systems namens "Horizon HD Multiroom" angekündigt, das die Nutzbarkeit auf mehrere Räume ausweiten soll. Grundvoraussetzung für Horizon ist selbsterklärend ein Unitymedia Kabelanschluss.
Der Horizon HD Recorder kostet bis zum 31.10.2013 einmalig 299 Euro, danach 399 Euro. Der Horizon HD Receiver ist für 199 Euro erhältlich, ab 31.10.2013 November kostet er 249 Euro. Alternativ können die Geräte auch für Preise zwischen 5 und 10 Euro monatlich gemietet werden.
Soweit bekannt, redet Unitymedia schon seit ein paar Jahren von diesem Komplettpaket "Horizon", das quasi alle modernen digitalen Medien vereinen soll. Jetzt ist es pünktlich zur IFA endlich fertig geworden. Hier erfolgt also wieder mal der Versuch, das "Fernsehen der Zukunft" zu bauen.
Ich glaube nicht an das Konzept. Bislang kenne ich eigentlich nur ein einziges "interaktives TV-Format", das halbwegs funktioniert: das inzwischen 30 Jahre alte Videotext. Die Bedienungsweise war bei ALLEN Fernsehern, die es drinnen hatten, praktisch identisch. Und auch heute noch funktioniert Videotext noch genauso wie vor 30 Jahren.
In der Zwischenzeit gab es viele Versuche etwas Besseres zu etablieren. Man denke nur mal an den potentiellen Nachfolger EPG, der selbst bei billigen Sat-Receivern seit geraumer Zeit drinnen ist. Leider wird EPG bei jedem Sat-Receiver anders dargestellt und ist unterschiedlich grausam bedienbar - wenn man die Tasten auf der Fernbedienung im Halbdunkeln überhaupt findet.
Selbst derlei einfache "interaktive" Formate scheitern bislang. Mit Horzion gibt es jetzt ein neues hochkomplexes System, das theoretisch alles kann. Ich glaube aber, dass dabei das Wesentliche übersehen wird: Fernsehen ist ein anderes Medium als Internet. Wer sich vor den Fernseher haut, der will sich berieseln lassen und nicht "einen Computer" bedienen. Das Zappen im Programm ist interaktiv genug.
Heikel finde ich bei Horizon den Mix aus vergreister DVB-C-Empfangstechnik mit "Internet-Komponenten". Wenn sich so ein System durchsetzen soll, dann muss es konsequent aus "Internet-basierter"-Technik bestehen.