Vor wenigen Tagen wurde enthüllt, dass manche professionelle Scan-Kopierer des renommierten Herstellers Xerox ein übles Problem haben: bei eingescannten Dokumenten können Ziffern verfälscht werden.
Der Entdecker des Fehlers, David Kriesel, hat jetzt berichtet, dass Xerox sich bei ihm gemeldet hat und es eine halbstündige Telefonkonferenz gab. Xerox hat eingeräumt, dass das Problem existiert. Und auch Kriesels Mutmaßung, dass die JBIG2-Kompression Schuld trägt, ist richtig.
Entsprechend wurde auch die Richtigkeit des Workarounds bestätigt, den Kriesel kürzlich vorgestellt hat. Der funktioniert, weil die fatale JBIG2-Kompression (Normal-Modus) damit abgestellt wird. Bei Scannen mit Level "high" oder "higher" wird eine andere Kompressionsmethode verwendet, das Problem von möglicher Ziffernvertauschung tritt nicht auf.
Leider war (ist) den meisten Xerox-Kunden wohl nicht klar, dass die Einstellung "Normal" fatale Folgen haben kann (woher sollten sie es auch wissen?). Kriesel erklärt im Blog, dass nicht einmal der Xerox-Support etwas von der dabei möglichen Zeichenvertauschung wusste.
Und das über alle Support-Level hinweg!
Xerox bemüht sich jetzt um Schadensbegrenzung. Man will betroffene Kunden irgendwie warnen. Wirklich einfach wird das aber wohl nicht. Es soll keinen zentralisierten Vertrieb geben und damit auch keine vollständige Liste der betroffenen Kunden.
Laut Kriesel will Xerox über die Massenmedien auf das Problem aufmerksam machen. Immerhin hat Xerox schon mal ein öffentliches Statement rausgelassen, das zumindest Kunden weiterhilft, die Englisch verstehen. Und mit ausreichend detektivischen Fähigkeiten, finden sie die Meldung auf der Xerox Newsroom Seite sogar:
Inzwischen haben sich Xerox-Kunden bei Kriesel gemeldet, die den Fehler angeblich auch mit anderen, als den bisher bekannten Xerox-Geräten, reproduzieren können.
Genannt werden unter anderem Xerox ColorQube 9201 und Xerox ColorQube 9203. Eventuell sind also durchaus noch weitere Gerätefamilien betroffen.
Anzumerken ist noch, dass Xerox sich auch zuvor schon mal telefonisch bei David Kriesel gemeldet und dessen Bericht zunächst für einen Scherz gehalten hat. Aber dann hat Xerox wohl doch schnell und richtig gehandelt.
Schon seit einer Ewigkeit predige ich: es ist nicht schlimm, wenn ein Hersteller versehentlich Scheiße baut. Entscheidend ist, wie er sich danach verhält. Das Problem nicht verleugnen, ist schon mal ein Anfang.
Allerdings gab es wohl auch nur wenig Spielraum (keinen) für Ausreden. Die Geschichte ist einfach ein Riesenmist. Man wird beobachten müssen, wie Xerox sich um Schadenbegrenzung kümmert.
Denn: mit einem nachträglichen Workaround und Kundeninformation ist das Problem nicht vom Tisch. Wie viele tausende, Millionen (Milliarden?) Dokumente wurden weltweit mit Xerox-Geräten eingescannt und haben jetzt eventuell heikler Fehler?
Aktuell bleibt Unternehmen nur, jegliche PDFs mit kritischem Zahlenmaterial, die sie kriegen dahingehend zu prüfen, ob sie von einem Xerox-Gerät stammen. Falls ja, weiß man zumindest schon mal, ob aufgepasst werden muss.
Tipps zum Überprüfen von PDF-Dokumenten gibt es hier: Vertrauenswürdigkeit von PDF-Dokumenten überprüfen.