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News: Existenz wird unkalkulierbar

Neue Brille verschmilzt Realität und Virtualität

Michael Nickles / 3 Antworten / Flachansicht Nickles

Googles bald erhältliche Brille Google Glass blendet in die Sicht Informationen ein, ergänzt die Realität um einen "Bildschirm", einen "Rechner", der permanent dabei ist. Das Oculus Rift Headeset wird Spieler bald komplett in virtuelle Welten eintauchen lassen, das "Mittendrin"-Erlebnis soll fantastisch sein.

Der eine ergänzt die Realität also, der andere ersetzt sie komplett durch eine virtuelle Umgebung. Noch viel spannender mag aber ein ganz anderes Projekt sein, dessen Existenz erst jetzt bekannt wurde.

Zwei ehemalige Mitarbeiter des Spielstudios Valve - Jeri Ellsworth und Rick Johnson -  haben eine Brille in Arbeit, die Realität und Virtualität verschmelzen soll. Das Ding heißt Castar und es soll Spiele in die reale Welt hineinprojizieren.

Castar wurde auf der "Erfindermesse" Maker Faire vorgestellt und versteht sich als "Projected Augmented Reality System" (Foto: Technicalillusions)

Bislang wurde nur ein erster Prototyp mit einfachen Demos präsentiert. Castar soll nicht nur als Hardware geliefert werden, sondern gleich mit komplettem Entwicklungssystem.

Es ist als offene Plattform konzipiert, die jeder nutzen kann. Es wird angestrebt, das finale Produkt für weniger als 200 Dollar anzubieten.

Mehr Details als die Seite der Entwickler - Technicalillusions.com - liefert ein erster Bericht von Verge, wo auch ein Videotest des Prototyps zu sehen ist.

Michael Nickles meint:

Das finale Ziel einer solchen Brille ist es wohl, die reale Welt in Echtzeit zu analysieren und virtuelle Elemente perfekt reinzurechnen. Die Hardware dafür dürfte kein Problem sein: "Shutter-Brillentechnik" und winzige Kameras kosten fast nichts mehr.

Die nötige Rechenleistung dürfte aber noch ein Problem sein, wenn es wirklich realistisch werden soll. Die aktuellen Demos von Castar sind noch primitiv, aber sie lassen erahnen, wohin die Reise geht, welche irren Dinge auf uns zukommen.

Die Castar-Entwickler scheinen bei Valve übrigens nicht freiwillig gegangen zu sein, sondern wurden gefeuert. Laut Bericht von Verge gab es bei Valve zwei Teams, die Brillen-Spieletechniken erforscht haben und das "Virtual Reality"-Team (also Brillen wie Oculus Rift) hat wohl gewonnen.

Langfristig halte ich die Augmented Reality (erweiterte Realität) Sache von Castar für spannender.

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@ Michael,

die Sache macht vor allem Sinn, wenn man sich auszumalen versucht, wie die Welt in 20, 30 oder 50 Jahren aussehen mag.

Das Reitpferd war eine Station „auf dem Weg dahin“ – heute das Motorrad.
Die von Sklaven getragene Sänfte war eine Station „auf dem Weg dahin“ – heute das Auto.

Aber das Meiste, das wir heute nutzen, ist eine besondere Station „auf dem Weg dahin“ –  in die Unmöglichkeit, es weiter so zu treiben und dann auch noch auf Milliarden weitere Erdenbürger zu übertragen. – Schon heute bräuchten wir rund drei Erden, um unseren RessourcenVERbrauch und damit unsere Verschwendung weiter so treiben zu können. Entwicklungsländer müssten ihren Energieverbrauch verSECHZEHNfachen, um mit uns gleichzuziehen.

Künftige Entwicklungen müssen Stationen „auf dem Weg dahin“ sein, bei jeweils zunehmender Erdbevölkerung insgesamt den Ressourcenverbrauch auf <1 Erde zu begrenzen. Das geht nicht, indem jeder Afrikaner oder Asiat sein eigenes Auto bekommt, sein eigenes Las Vegas, seine eigene „Kö“ und seine eigene Mülltonne zur Dokumentation seiner eigenen Beteiligung.

Das Verständnis von „Lebensqualität“ wird sich ändern müssen, und das „Erleben" von etwas wird sich anderes abspielen müssen als in der Nutzung von erworbenen und real existierenden Gegenständen. Von allem, was wir „erleben" und „erfahren", bleibt nur einen Erinnerung, eine Spurensammlung in unserem Gedächtnis, im zerebralen Lagerhaus.

Wir müssen uns deshalb „nur" überlegen, wie wir solche Spuren in hoher Qualität erzeugen können, ohne dass ihnen physikalische Prozesse zugrunde gelegt werden müssen. Oder anders: Statt selbst mit einem Hubschrauber durch den Grand Canyon zu fliegen und dann die Erinnerung daran zu pflegen, muss es möglich werden, mir eine entsprechende „Erinnerung" zu verschaffen, ohne dass ich mir eine Reise zum Grand Canyon auferlegen muss.
Wir müssen ressourcenfressende Prozesse von heute substituieren und sie durch eine in einem Höchstmaß perfektionierte virtuelle Realität ersetzen, wo es nur geht.

Ein Gedanke nebenbei: Jetzt, da die 3D-Drucker von sich reden machen, kann man auch ins Auge fassen, dass man sich Gegenstände druckt, sie später einschmilzt und mit dem Rohstoff etwas anderes druckt. (Das sich dan auch wieder einschmelzen lässt...)

Vieles muss und wird deshalb nur virtuell sein, nicht „hergestellt", um weggeworfen zu werden, sondern in einer Weise „erlebbar", die der Welt nicht weiter schadet. Diese „Andersartigkeit" von Konsum kann so beschaffen sein, dass sie für die Reichen, die Vermögenden, keinen Abstieg bedeutet, sondern eine bewusst andere Verhaltensweise, die Lebensqualität vermittelt und auch für die Allgemeinheit erschwinglich ist.

Die Kluft zwischen Arm und Reich, durch verschiedene Einkommen und unterschiedliche gegenständliche Verfügbarkeiten evident, kann aufgehoben werden durch eine für alle Schichten gleichartige Verfügbarkeit und Erlebbarkeit mit dem Ziel, hohe Lebensqualität neu zu definieren und auch zu vermitteln.

Was dabei von eminenter Bedeutung sein wird, ist die Bildung.
Gerade die Bildung jedoch kann durch eine virtuelle Verfügbarmachung von Einrichtungen und Materialien für jedermann erreichbar und nutzbar gemacht werden, sobald es zu einer allgemein (im Prinzip kostenfrei) verfügbaren hochleistungsfähigen Vernetzung gekommen ist.

Was sich auf dem Gebiet der Virtualisierung gegenwärtig tut, egal bei wem und auf welche Weise, wird in wenigen Jahren von sehr großer Bedeutung sein und die Welt umkrempeln helfen.

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