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AMD und Nvidia - neue Grafikkarten aus alten gebastelt

Michael Nickles / 3 Antworten / Flachansicht Nickles

Bei PC-Komplettsystemen, die von Lebensmittel-Discountern vercheckt werden, steckt laut Werbung eigentlich immer eine "brillante Grafikkarte" drinnen, es wird außerordentliche  Leistung fürs Geld suggeriert.

Die Marketingexperten verstehen es, selbst Müll perfekt zu verkaufen, es wird hart an der Grenze zum Betrug formuliert, aber halt nicht wirklich betrogen. Normale Menschen fallen sowieso drauf rein, aber es gibt eine "kritische Masse" die hinguckt und vergleicht - und drum seit Jahren mit Trick 17 beschissen wird.

Der lautet ganz einfach "Unvergleichbarkeit". Bei OEM-Komponenten ist es längst üblich, dass Teile verbaut werden, die einzeln gar nicht erhältlich sind. Es werden Produktbezeichnungen verwendet, die ähnlich wie ein beliebtes Produkt klingen. Aber ähnlich ist halt nicht identisch.

Ebenfalls bereits vor geraumer Zeit wurde die Masche erfunden, Modellnummern rauf zu drehen, ohne die Leistung dabei nennenswert (oder gar nicht) zu steigern. Der normal denkende Mensch glaubt halt, dass ein "Modell 5000" was deutlich Besseres als ein "Modell 4000" ist und nicht das praktisch gleiche Produkt.

Am Rande der Consumer Electronics Show (CES) liefern die Grafikgiganten AMD und Nvidia traurige Beweise, wie aktuell die alten Mogelmethoden immer noch sind. Heise bringt es bereits mit der Überschrift Aus alt mach neu: AMDs Radeon 8000 für OEMs auf den Punkt.

Demnach hat AMD jetzt für OEM-Komplettsysteme die Grafikkarten-Serie Radeon HD 8000 vorgestellt. Laut Heise zeigt sich beim Blick in die Spezifikationen, dass es sich hierbei größtenteils einfach um umbenannte Radeon HD 7000 Modelle handelt. AMD hat angeblich lediglich noch ein paar wirklich neue schwächere Modelle hinzugepackt und ebenfalls mit einem 8er beginnend nummeriert.


Spezifikationen
(Ausschnitt) der AMD Radeon HD 8950. Laut Heise ist diese Karte identisch mit ihrem HD-7000 Vorgänger im Turbo-Modus.

Einer bei Heise kommentiert, dass man den Marketing-Verantwortlichen für diese Praxis ins Gesicht kotzen sollte.

So weit ich das sehen kann, hat Heise die "8000er Karten" nur nach den technischen Spezifikationen beurteilt und nicht direkt gebenchmarkt. Vielleicht ist also alles nur ein Irrtum und die 8000er haben noch ein "Leistungsgeheimnis" unter der Haube oder punkten vielleicht durch so was wie geringeren Energieverbrauch oder leiseren Betrieb.

AMD mit einer Kaufverweigerung zu strafen ist vermutlich sinnlos. Denn auch beim Konkurrenten Nvidia laufen anscheinend unschöne Dinge ab, wie Anandtech meldet. Nvidia soll erste Grafikkarten der Modellreihe Geforce 700M angekündigt haben. Es soll sich dabei aber nicht um die nächste Modellgeneration handeln, sondern um umgetaufte Karten aus der 600er Baureihe.

Sowohl der Bericht von Anandtech als auch der von Heise basieren wohlgemerkt auf "Datenblatt-Untersuchungen", Benchmarks wurden (noch) nicht durchgeführt. Wer sich demnächst einen Komplettrechner mit AMD- oder Nvidia-Grafik kaufen will, sollte auf jeden Fall vielleicht besser noch mal genau nachchecken.

Diskutiert werden darf freilich, ob bei dieser Sache die Bezeichnung "Mogelverpackung" gerechtfertigt ist. Gewiss handeln AMD und Nvidia auch wegen Druck seitens der OEM-Händler. Die wollen sicherlich regelmäßig aktualisierte Komponenten haben - auch dann, wenn es gar keine gibt. Und generell ist es - zumindest juristisch betrachtet - gewiss keine Mogelei, einem Produkt eine höhere "Nummer" zu geben. Dafür gibt es keine verbindliche Richtlinie.

Die Dummen sind halt wie immer die ahnungslosen Kunden. Und auch für Erfahrene ist es lästig, wegen diesem Modellbezeichnungsirrsinn immer genau nachgucken zu müssen. Geht es wirklich nicht anders?

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hans146 Michael Nickles „AMD und Nvidia - neue Grafikkarten aus alten gebastelt“
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Hallo Mike!
Ich halte Deinen Artikel für sehr aktuell, ausführlich gestaltet und mit einem ausgesprochen nützlichen Hinweis zu gewissen technisch bedingten Überlegungen für wichtig.
In techn. Berufen, egal ob Du konstruktiv oder in einer Betriebsfase (z.B. Instandsetzung) verantwortlich tätig bist, musst Du immer das Datenblatt der verwendeten Komponenten einsehen. Ohne diese zusätzliche Maßnahme, geht es, so glaube ich heute, nichts mehr!
Die Zeiten der großen pers. Erfahrungsträger sind fast vorbei.
Ich glaube, dass die korrekte Auswahl und Kaufentscheidung für einen PC, nach rein techn. Kriterien erfolgt, natürlich zugeschnitten auf die Bedürfnisse des späteren Anwenders d.h., vorher Einsichtnahme in die entsprechenden Datenbätter!
Für mich als Laie auf diesem Gebiet der IT-Technik wär es sehr hilfreich, wenn man mir einige Richtwerte u.-größen zu den Nutzungsbereichen des Rechners  vorgeben könnte, denn dann könnte man Deine berechtigten Hinweise fast umgehen.
MfG, Hans

Das schrieb ein Opa mit Pc Interesse-wer sonst-nur der!
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