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News: Google-Kampagne gegen Leistungsschutzrecht

Verteidige Dein Netz - Finde weiterhin was Du suchst

Michael Nickles / 47 Antworten / Flachansicht Nickles

Seit geraumer Zeit wird am Leistungsschutzrecht gebastelt, der Gesetzesentwurf liegt inzwischen in der Version 3.0 vor, die immer noch nicht final abgesegnet ist. Das Gesetz wird von deutschen Verlegern gefordert. Die wollen, simpel gesagt, dass man nicht mehr so leicht bei ihnen "abschreiben" darf, bereits "Überschriften" und Zusammenfassungen sollen nicht mehr erlaubt sein.

Genau das tun Suchmaschinen wie Google natürlich bei ihrer Auflistung von beispielsweise News-Fundergebnissen und blenden bei diesen Auflistungen auch Werbung ein, an denen sie verdienen. Und an dieser Kohle wollen die Verlage unterm Strich beteiligt werden.

Quasi als Druckmittel soll mit dem Leistungsschutzrecht erstmal ein Verbot geschaffen werden, um eine Verhandlungsbasis zum Mitkassieren zu schaffen. Google verteidigt sich damit, dass Online-Artikel von Verlagen nutzlos sind, wenn sie nicht gefunden werden. Und außerdem können Verlage ihre Seiten sowieso kennzeichnen, wenn sie nicht wollen, dass Google sie listet.

Abseits vom "Geschäft" geht es um eventuelle Probleme, die das Leistungsschutzrecht auch normalen Menschen beschert, die beispielsweise in Internet-Foren andere Beiträge verlinken (und dabei die Überschrift dieser Beiträge verwenden). Details dazu auch hier: Wird das Verlinken von Nachrichten verboten?

Seit der Idee des Leistungsschutzrechts wird die "was wäre wenn"-Frage diskutiert. Und zwar was eigentlich wäre, wenn Google auf die Verlage einfach pfeift, keine Beiträge mehr von ihnen findet und auflistet? Würde das die Verlage in die Knie zwingen? Oder würde es Google selbst zu arg schaden?

Jetzt hat Google auf jeden Fall erstmals wirklich reagiert und klare Position ergriffen. Und zwar mit einer direkten Kampagne gegen das Leistungsschutzrecht.


Google hat für seine Kampagne eine eigene Webseite eingerichtet: Verteidige Dein Netz - Finde weiterhin was Du suchst.

Google argumentiert damit, dass es im Fall des Leistungsschutzrechts deutlich schwerer werden wird, im Internet die Informationen zu finden, die man sucht. Man soll sich deshalb einmischen und sein Netz gegen diesen weltweit einmaligen Eingriff verteidigen.

Michael Nickles meint:

Nieder mit den Verlegern, weg mit dem Leistungsschutzrecht - wer so denkt, der kapiert etwas ganz entscheidendes nicht. Google schert es wenig, welche Inhalte im Internet sind und welche Qualität die haben. Es geht ums Geld verdienen.

Und im Fall Google geht es nicht um Milliönchen sondern viele Milliarden. Viele Milliarden, die Google mit seinen Werbeeinblendungen verdient. Google selbst schafft dabei keine eigenen Inhalte sondern verdient einfach an der Arbeit anderer mit.

Klar: Menschen die im Internet Artikel verlinken, sollten vom Leistungsschutzrecht verschont bleiben - auch dann, wenn sie eine "Überschrift" dazu verwenden. Systematisches "Verlinken" mit kommerziellem Hintergrund - wie Suchmaschinen das tun - sollte aber durchaus diskutiert werden.

Ich bin weder komplett für das Leistungsschutzrecht, noch bin ich komplett dagegen. Erstaunen tut mich übrigens immer wieder, wie viele "News"- und "Blog"-Seiten in Deutschland noch existieren, nicht bereits in Grund und Boden verklagt wurden. Es gibt sehr viele Fälle, bei denen gnadenlos Inhalte geklaut und umgeschrieben werden, dabei keinerlei Eigenleistung erbracht wird.

Auch das Verwenden fremden Bildmaterials nach Lust und Laune, scheint für viele ganz normal zu sein. Das nennt sich dann halt "Blog-Kultur". Und Rechteinhaber, die sich dagegen wehren, werden dann als "Zerstörer des Internet" beschimpft. Auch in dieser Ecke könnte das Leistungsschutzrecht vielleicht zumindest für ein etwas weniger schamloses Tun sorgen.

Nochmal zu Google. Dieser Spruch "Finde weiterhin was Du suchst" - da muss drüber geredet werden! Mein Test Ist Google reif für die Tonne? ist inzwischen etwas vergilbt, aber leider immer noch hochaktuell.

Google labert zwar bereits seit Jahren, man wolle "Link-Farmen" eindämmen, die nur Artikel anderer verwursten ohne selbst Inhalte zu liefern, oder die gar nur das Vorhandensein treffender Informationen suggerieren.

Bislang konnte ich nicht feststellen, dass da irgendwas Nennenswertes passiert ist. Es wird immer schwerer mit Google noch brauchbare Informationen zu finden (während die Kohle, die Google scheffelt unermüdlich wächst).

Bereits EIN EINZIGER Google-Mitarbeiter in Deutschland, der manuell nach "Informations-Verarschern" sucht und diese eliminiert, könnte den Mist innerhalb kurzer Zeit eindämmen! Es braucht dazu keinen komplizierten genialen Algorithmus. Dass Google das nicht tut, lässt einfach nur vermuten, dass es so gewollt ist, wie es ist.
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gerhard38 Borlander „http://www.stefan-niggemeier.de/blog/dann-reden-wir-mal-uebe ...“
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Nur ein Gedanke zum Thema "Zensur":
Ich finde in dem Artikel interessant, dass beide Streitparteien einander gegenseitig vorwerfen, Zensur auszuüben. Meiner Meinung nach ist aber das Nicht-Weiter-Verbreiten bzw. Nicht-Zur-Verfügung-Stellen von Informationen keine Zensur. Keine Zeitung, keine Nachrichtenredaktion wurden jemals verpflichtet, jede nur erdenkliche Information (die sie z. B. über Presseagenturen erhalten) weiterzuverbreiten - so dick könnte eine Zeitung gar nicht sein, so lange können Nachrichtensendungen gar nicht sein, um _alles_ zu berichten, was sich ereignet hat.

Zensur wäre m. E., wenn von irgend einer Stelle durchgesetzt wird, dass bestimmte Informationen nicht an die Öffentlichkeit kommen dürfen. Aus Sicht von Google wird aber nicht die Information unterdrückt - die Information ist weiterhin auf den diversen Webseiten zu finden, es wird - falls der Vorwurf an Google wahr sein sollte - nur verhindert, dass diese Webseiten in den Suchergebnislisten erscheinen. Ist Google gesetzlich verpflichtet, _alles_ anzulisten? Es ist ein kostenloses Service, es gibt Alternativen (andere Suchmaschinen oder direkter Zugriff auf die Seiten von Informationsanbietern), und warum sollte Google Treffer liefern, die Google selbst in ein schlechtes Licht stellen? Mir persönlich wäre es natürlich lieber, Google würde _alles_ liefern, aber ich glaube nicht, dass ich da eine Art "Rechtsanspruch" auf Vollständigkeit habe.

Dasselbe gilt auch für die Nachrichtenmedien, die genannt wurden, die laut Artikel mit wenig Ausnahmen alle Nachrichten, die den Interessen der Medien widersprechen, nicht erwähnten. Auch die Medien verbieten nicht, diese Informationen zu lesen, sie unterdrücken sie auch nicht aktiv, indem sie die Quellen vernichten oder den Autor einsperren lassen, sie verbreiten sie nur nicht. Jede Zeitung, deren Redaktion eine politische Linie verfolgt, bringt nicht die Argumente, die dieser politischen Linie widersprechen. Für mich ist das keine Zensur, es ist höchstens schade, wenn mich ein bestimmtes Medium nur mit einseitigen Darstellungen versorgt. Wenn jemand etwas der Welt mitzuteilen hat und dafür eine Pressekonferenz einberuft, so sollte er bedenken, dass die Pressekonferenz in keiner Weise die Presse verpflichtet, darüber zu berichten. Wenn wer sein Anliegen für so wichtig hält, und die Medien nicht darüber berichten, steht es ihm immer noch frei, selbst Flugblätter zu drucken, bei Facebook oder in einem Forum zu posten oder was auch immer. Im Fall echter Zensur wird ihm das - per strafbewährter Verordnung - verboten.

Wenn man unbedingt will, kann man das behauptete Vorgehen von Google und den Medien "Zensur" nennen, aber dann wird "Zensur" zu etwas, was nicht nur in totalitären Staaten der Fall ist, sondern was _überall_ ständig stattfindet, nämlich in jedem Staat, allen Politikern und Parteien, bei jeder Firma und ihrer Informationspolitik (keine Firma ist verpflichtet, es an die große Glocke zu hängen, wenn gegen sie irgendwelche Prozesse, Schadenersatzforderungen oder Konsumentenklagen laufen), und auch keine Privatperson ist verpflichtet, alles, was sich für sie negativ auswirken könnte, ungefragt jedem mitzuteilen. 

Man vergleiche einmal die Informationspolitik, beispielsweise in Nordkorea, mit jener in einem europäischen Staat. Was würde man sagen, wenn sich ein nordkoreanischer Politiker damit rechtfertigt, dass er sagt: Ihr habt ja genauso eine Zensur, ihr bringt auch nicht alles in den Nachrichten? Da wird doch offensichtlich, dass "Zensur" und "nicht alles bringen" nicht unbedingt dieselbe Bedeutung hat. 

Gruß, Gerhard

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