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Leiten Billig-Tablets das Ende vom Internet ein?

Michael Nickles / 11 Antworten / Flachansicht Nickles

Generell kann man sich freuen, dass Tablets jetzt richtig billig werden und von "vertrauenswürdigen" Herstellern kommen. Die "199 Euro" Dinger von Google und Amazon sind vermutlich qualitativ deutlich besser als irgendwelcher "Fernost-Tablet-Ramsch" in der gleichen Preisecke.

Ganz einfach deshalb, weil Amazon und Google es sich nicht unbedingt leisten können, "Dreck" zu verkaufen. Das Schlimme ist, dass beide Unternehmen an ihren Tablets soweit bekannt nichts verdienen, eher draufzahlen. Gerade Amazon hat ja exakt das, was es für ein Tablet braucht: tonnenweise Inhalte. Und damit wird dann im zweiten Zug kassiert.

Konkurrenten im Billig-Tablet-Markt haben dieses Rückgrad nicht, müssen bereits an der Hardware verdienen. Ist die Billigkonkurrenz irgendwann weggebeamt, dann hat Amazon volle Kontrolle über die "Geiz ist geil"-Generation.

"Phase 2" wird von Amazon bereits ein bisschen erprobt. Das geht zumindest aus der Produktbeschreibung hervor, wenn man ganz genau hinguckt und "nachklickt":


Bei den Produktmerkmalen wird unter anderem "Mit personalisierten Spezialangeboten sowie gesponserten Bildschirmschonern." aufgeführt. Mit dieser eleganten Umschreibung ist die "Zwangseinblendung" von Werbung gemeint. Das ist (erstmal!) nur halb so schlimm weil es (erstmal!) nur den Bildschirmschoner betrifft. Dass das so bleiben wird, garantiert natürlich niemand.

Den Denkapparat einschalten sollte man dringlich auch bei Sätzen wie "Unbegrenzter, kostenloser Speicherplatz in der Cloud für Ihre Amazon-Inhalte". Ich verstehe das eigentlich so, dass ich Sachen, die ich bei Amazon für das Tablet kaufe bei Amazon gelagert kriege.

Und vermutlich werde ich diese Inhalte für alle Ewigkeit auch nur mit einem Amazon-Tablet nutzen können. Das ist wohlbemerkt nur eine Vermutung!

So richtig schmecken tut es auf jeden Fall nicht, dass Hardware verschenkt wird um dann mit Inhalten zu kassieren. Denn: wenn die Generation "Blöd" auf solche "Monopol-Tablets" reinfällt, dann kann sich das massiv auf das komplette Internet auswirken.

Und zwar dann, wenn es keine Tablets mit Browsern mehr gibt, sondern nur noch "Apps" über die Inhalte nutzbar sind. Ja, das ist nur eine Horrorvision.

Lesenwert in diesem Zusammenhang ist auch der Beitrag Ein Internetkonzern wird zum Verleger von der Süddeutschen. Darin wird beschrieben, dass Amazon nach absoluter Macht strebt - vor allem auf dem Büchermarkt. Dazu zahlt Amazon erstmal drauf und kassiert dann ab. Haben sich genug Leute erstmal an Ebooks gewohnt, dann rollt der Rubel. Und die Ebooks werden bei Amazon gekauft.

Große Buchhandlungen in den USA sind inzwischen pleite, nur die Kette Barnes & Noble gibt es laut Bericht der Süddeutschen noch. Damit hat Amazon Zwischenhändler die kräftig mitkassieren, schon mal abgeschafft. Jetzt ist die nächste Instanz der Buchmarkt-Mitverdienmaschine fällig: die Verleger selbst.

Jeder Autor kann seine Bücher inzwischen selbst bei Amazon anbieten, er braucht dazu keinen Verlag mehr (siehe Veröffentlichen auf Kindle). Auch ich könnte das aktuell tun. Um als Autor bei Amazon brauchbar platziert zu werden, muss ich Inhalte dort aber für 90 Tage exklusiv bereitstellen, darf sie nicht anderweitig veröffentlichen.

90 Tage sind im Fall eines "PC Buchs" verdammt viel Zeit. Unter anderem deshalb veröffentliche ich meine Beiträge aktuell weiterhin lieber direkt hier auf Nickles.de. Und vor allem: Nickles.de funktioniert mit jedem Internet-tauglichen Gerät. Es braucht dazu keinen speziellen Ebook-Reader.

Und niemand der hier "kauft" und liest, finanziert dadurch irgendein Monopol. Außerdem bieten die Interaktionsmöglichkeiten des Internet viel mehr Möglichkeiten, als ein Ebook auf einem Ebook-Reader. Man kann also nur hoffen, dass es kein Content-App-Monopol auf mobilen Geräten geben wird.

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Andreas42 Conqueror „Wenn Du schon das Gerät von Amazon gekauft hast, hätte ich...“
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Hi!

Ich habe seinen Beitrag so verstanden, dass er sich den klassischen eBook-Reader Kindle gekauft hat. Da du Videos erwähnst, scheint du eher an den Kindle Fire - das Andoid basierte Tablet mit Frabdisplay - zu denken.

Ich habe zwar noch keinen Kindle (oder einen anderen eBook-Reader), habe mich aber bereits schlau gemacht, da ich vermutlich zum nächsten Urlaub einen bestellen und mitnehmen werde.

Für die eBook-Reader gilt AFAIK folgendes:

Was die Frage nach Verdongeln oder frei betrifft: es ist ein Mittelding. Der eBook-Reader Kindle kann eBooks im Amazon eigenen (DRM-) Format "wiedergeben".
Videos&Co machen bei einem solchen Gerät keinen Sinn, soweit ich weiß hat der Kindle auch nur einen experimentiellen Browser (der als Beta-Version bezeichnet wird).
Einige Kindle eBook-Reader haben eine Vorlesefunktionen und können MP3s oder Audio-Books wiedergeben. Multimediamässig war es dass dann aber auch schon.
Die günstigste Version ohne Touch für 80€ besitzt z.B. keine Audiofunktionen.

Er kann zusätzlich einige freie Formate (TXT, PDF - nur ohne DRM) wiedergeben. Zusätzlich beherrscht er das eBook-Format Mobi, das ist - soweit ich das verstehe - die DRM-freie Variante des Amazon-Formats.

Was er nicht kann, ist Epub, das Format, dass alle anderen eBook-Reader und Shops verwenden. Sofern die Epubs ohne DRM sind, kann man die mit Calibre in Mobi wandeln und dann auf dem Kindle verwenden.

Was die klassischen eBook-Reader betrifft hat man nur zwei Wahlmöglichkeiten: entweder Reader die primär Amazons-Format unterstützen (= Kindle) oder Reader, die ePub unterstützen.
Es gibt bisher keinen Reader, der beide Versionen von Haus aus unterstützt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Amazon_Kindle#Kindle_4_Serie

Bis dann
Andreas

Hier steht was ueber mein altes Hard- und Softwaregedoens.
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