Anlässlich der IFA und im Vorfeld des Auftritts von Windows 8, haben die Hardware-Hersteller erstmals ihre Tablet-PCs mit dem neuen Windows gezeigt. Was bisher nur auf dem Papier zu sehen oder nur zu erahnen war, kann erstmals angefasst werden.
Der Erstkontakt mit den Windows 8 Tablet-PCs ist vor allem deshalb spannend, weil Microsoft auch selbst in diesem Markt mitmischen wird und seine Hardware-Partner im Juli mit der Vorstellung seiner Surface-Tablets quasi überrumpelt hat (siehe Microsoft Surface-Tablets bringen IT-Welt zum Beben).
Dabei hat Microsoft einen recht raffinierten Mix aus Tablet-PC und andockbarer Tastatur geschaffen, der die Grenze zwischen Tablet und Notebook aufweicht. Auf der IFA zeigte sich, dass sich Microsofts "Konkurrenten" ebenfalls für diese Kombischiene entschieden haben.
Hier gilt zu wissen, dass es eigentlich bereits seit geraumer Zeit solche Tablet-/Laptop-Kombis mit Windows gibt, die sich aber (unter anderem wegen absurden Preisen) niemals durchsetzen konnten.
Auch bei Windows 8 geht es in der Microsoft-Ecke also mit dem alten Konzept weiter - wobei die neuen Geräte natürlich deutlich Tablet-ähnlicher und kompakter sind. Gezeigt wurden erstmals mobile Windows-Geräte, die auf ARM-Architektur basieren.
ARM-Technik steckt seit Jahren in fast allen Tablets und Smartphones drinnen, weil dieses Zeugs preiswerter als das von Intel ist. Auch Microsoft verlässt sich deshalb ab Windows 8 nicht mehr nur auf Intel sondern unterstützt erstmals auch ARM. Aktuell ist davon auszugehen, dass mobile Windows 8 Geräte mit Intel inside eher teuer sein werden, der Massenmarkt wird mit günstigeren ARM-Geräten versorgt.
Und auf denen läuft kein "richtiges Windows 8" sondern Windows RT. Windows RT für ARM und Windows 8 für Intel sind generell nur auf der Metro-App-Ebene kompatibel, klassische Windows-Software läuft nicht einfach so mit Windows RT.
Eines der neu vorgestellten Tablet-PCs mit Windows RT ist das "ATIV TAB" von Samsung. (Foto Samsung)
Die Fachpresse hat die Windows RT Modelle auf der IFA bereits ausprobiert und die ersten Testberichte - mir recht ähnlichen Vorab-Fazits - sind raus. Recht überraschend war die Feststellung, dass bei Windows RT nicht nur der neue Metro-Desktop drinnen ist, sondern auch der alte klassische mit der gewohnten Fenstertechnik.
Microsoft hat "viel alten Krempel" von Datei-Explorer bis Gerätemanager auch für Windows RT portiert. Weil es ihn braucht. Heise kritisiert im Bericht, dass man beispielsweise bereits dann im alten Desktop-Explorer landet, wenn man Dateien von einem USB-Stick kopieren möchte. Es geht also nur über den alten Explorer und der ist mit seinen kleinen Schaltflächen nicht unbedingt für Touch-Bedienung optimiert.
Ohne angedockter Tastatur wird es also schnell unbequem. Durch die Präsenz des alten Desktops auch bei Windows RT besteht die Gefahr, dass viele glauben, man könne dort auch klassische Windows-Software installieren. Das geht aber nicht!
Heise berichtet zudem, dass die Hersteller der Windows RT Geräte noch keine konkreten Preise nennen wollten, aber über 600 Euro aufwärts gemunkelt haben.
Ab Oktober, wenn Windows 8 kommt, haben wie es also mit drei Klassen an mobilen Geräten zu tun. Solche mit Apple Ios. Das heißt sich komplett Apple ausliefern und basta. Solche mit Android. Das heißt generell sich Google ausliefern, aber es gibt doch schon eine recht große Auswahl an Modellen und Möglichkeiten. Prima ist ja unter anderem der "Kampf" zwischen Google und Amazon in der 200 Euro Preisecke - das ist spürbar weniger, als der Preis eines Ipad.
Diese beiden Gerätetypen haben allerdings einen gewichtigen Nachteil: sie sind ausnahmslos für Touchbedienung gemünzt, weit davon entfernt, ein "Notebook-Ersatz" zu sein. Exakt das wird die dritte Klasse sein, die jetzt von Microsoft und Co kommt. Hat diese Klasse eine Chance?
Bei Windows 8 auf Desktops wird ja schon arg drüber geschimpft, dass Microsoft alle zu Metro zwingen will, das eher für Touchbedienung gedacht ist. Auf Tablet-PCs zeigt sich jetzt aber, dass Windows 8 auch für diese nicht konsequent umgesetzt ist, es weiter den alten Desktop-Krempel braucht, der sich nur schlecht mit Touchbedienung steuern lässt.
Damit ist Windows 8 weder für Desktops noch für Tablets eine ausgereifte Sache. Schockiert hat mich im Heise-Bericht das "Preis-Gemunkel". Über 600 Euro für einen Tablet-PC mit "unausgereiftem" Tablet-PC-Betriebssystem von Microsoft? Sorry. Da kauf ich mir lieber drei Android-Tablets für 200 Euro.
Eins fürs Wohnzimmer, eins für die Gartenlaube und eins für meine Badetasche. So wird das nix mit Windows RT. Microsoft bleibt eigentlich nur noch im Oktober die Preisbombe zu schmeißen. Es gibt bereits Gerüchte, dass die ARM-Surface-Tablets von Microsoft vielleicht nur 199 Dollar kosten (siehe Microsoft Tablet-PC mit Windows 8 für 199 Dollar?).
Diese Preisbombe hätte aber eine fatale Nebenwirkung. Microsoft Hardware-Partner würden dadurch schlagartig zu Feinden. Eine Hintertür haben die sich bestimmt schon offen gelassen. Auf den Tablets mit ARM-Technik läuft garantiert auch mühelos Android.