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News: Irreführende Werbung

Iphone-Assistent Siri wegen Verständnisproblemen angeprangert

Michael Nickles / 5 Antworten / Flachansicht Nickles

Apples exklusive Siri-Software ist ein elektronischer Assistent, der in Klartext gesprochene Anweisungen und Fragen richtig verstehen und darauf reagieren können soll. Eingeführt wurde Siri erstmals mit dem iPhone 4S. Siri wird auf Apples Informationsseite zwar noch als im Beta-Stadium befindlich ausgewiesen, aber es wird viel versprochen.

Siri soll nicht nur eine primitive Sprachsteuerung für Anrufe sein, sondern auch komplexe Dinge wie Terminplanung durchführen können. "Siri versteht nicht nur, was du sagst, sondern ist so intelligent, dass es weiß, was du meinst." wirbt Apple beispielsweise.

Was Siri so drauf haben soll, zeigt unter anderem dieser Werbe-Spot:

Der enttäuschte Iphone 4S Besitzer Frank M. Fazio hat jetzt in den USA Klage gegen Apple eingereicht, weil er die Werbeversprechungen bezüglich Siri wohl etwas zu ernst genommen hat. Laut Wall Street Journal ging der Mann davon aus, dass das was Apple in TV-Spots zeigt tatsächlich funktioniert.

In der Praxis hat Siri ihn aber wohl häufig entweder gar nicht verstanden oder erst nach geraumer Denkzeit eine falsche Antwort geliefert.

Michael Nickles meint: Zu Apples Verteidigung ist erstmal zu sagen, dass Siri eine tolle (alte) Idee ist - und es gibt durchaus Berichte von begeisterten Nutzern. Technisch ist so ein Assistent mit (vorgegaukelter) "künstlicher Intelligenz" in zwei Punkten eine Herausforderung.

Erstmal muss die gesprochene Sprache des Nutzers erkannt werden. Die Spracherkennung ist im Laufe der Jahre halbwegs brauchbar geworden, ein modernes Smartphone hat genug Rechenleistung das zu erledigen.

Den Inhalt eines Satzes verstehen, das ist eine ganz andere Herausforderung, wenn man das Verstehbare nicht auf eine überschaubare Zahl an "Anweisungen und Fragen" begrenzen will. Und Apple's Siri soll ja gerade damit punkten, ALLES zu verstehen, egal wie es formuliert wird.

Damit Siri auf eine Frage wie "Brauch ich heute einen Regenschirm" reagieren kann, braucht es einige "Rechengewalt" und eine "Datenbank" die so was versteht. Der nächste User fragt vielleicht "Schüttet es heute" - die Vielfalt denkbarer verschiedener Formulierungsmöglichkeiten für ein und die selbst Sache, ist enorm.

Siris "Intelligenz" steckt zwangsläufig nicht im Iphone direkt drinnen, sondern in Apples Rechenzentrum. Siri sendet die Befehle dort hin um sie auswerten zu lassen und kriegt dann zurückgeliefert, was es tun soll. Das ist letztlich auch Apples einzige Chance Siri zu "trainieren" und besser zu machen.

Einen Computer dazu zu bringen natürlich gesprochene Befehle zu verstehen, ist nichts Neues. Derlei "Versuche" gibt es seit es Computer gibt. In den 80er Jahren habe ich mich viel mit der Programmierung von Textabenteuerspielen beschäftigt, die über natürliche Befehlssätze bedient wurden.

Bereits auf einem C64 Heimcomputer mit 38 KByte (Kilobyte - nicht Megabyte!) Arbeitsspeicher für BASIC-Programme waren komplexe Sätze wie "Geh ins Zimmer, mach die Truhe auf und hol alles raus" kein Problem. Logischerweise nur deshalb, weil die Spielewelt und die verfügbaren "Objekte" Grenzen hatten.

Ein Assistent wie Siri muss die komplette reale Welt verstehen und ständig Neues dazulernen. Apple hat sich da ganz schön was vorgenommen.

Frank M. Fazio's Klage ist auf jeden Fall berechtigt. Apple gaukelt in der Werbung einfach viel zu viel vor. Es wäre vielleicht schlauer gewesen, "Siri" als eine Zukunftsvision zu bewerben, an deren Erprobung alle Iphone 4S Nutzer teilnehmen können.

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Die menschliche Sprache ist, verglichen etwa mit einer Programmiersprache, geradezu grotesk unpräzise, vage und voller Doppeldeutigkeiten. Hier etwas lesenswertes darüber, welche prinzipiellen Probleme eine Maschine beim Verstehen menschlicher Sprache hat:
http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1990/42/1148085/

"Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum." (Marc Aurel)
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