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News: Unbelehrbar 2.0

Angsar Heveling - Bundesinnenminister wartet auf Shitstorm

Michael Nickles / 30 Antworten / Flachansicht Nickles

Vor einer Woche hat sich der bis dahin unbekannte CDU-Abgeordnete Angsar Heveling durch einen Gastbeitrag im Handelsblatt zum Gespött der Internetgemeinde gemacht (siehe CDU-Abgeordneter Ansgar Heveling will Web 2.0 vernichten).

Die wollte Sprüche wie "Und das Web 2.0 wird bald Geschichte sein. Es stellt sich nur die Frage, wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird." nicht einfach als Polemik durchgehen lassen und ließen Heveling die volle Wucht des Internet spüren.

Bei einem "vergreisten" Politiker hätte man vielleicht ein Auge zugedrückt. Im Fall des 41jährigen Heveling, der auch noch in der Bundestags-Kommission "Internet & Digitale Gesellschaft" sitzt, war das Fass aber restlos voll.

Eine kleine Vorabklatsche kassierte Heveling bereits kurz nach Veröffentlichung seines Gastbeitrags im Handelsblatt, als seine Webseite gehackt und mit "Spott-Meldungen" befüllt wurde. Dabei ist umstrittenen, ob im Fall seiner Webseite überhaupt von einem Hack die Rede sein kann. Denn: er hat als Benutzername und Passwort für den Zugang zu seinem Seitenbereich wohl einfach seinen Vor- und Nachnamen verwendet.

Hevelings Wutgebrüll auf das aktuelle Internet hat wohl den Hintergrund, dass er ein "Urheberrechts-Hardliner" ist, auch im Internet für Recht und Ordnung sorgen will. Vor diesem Sorgen, hat er dann aber erstmal für Entsorgung gesorgt. Und zwar um die Entsorgung seiner eigenen Urheberrechtsverbrechen im Internet.

Unmittelbar nach seinem Sprung aus der letzten Reihe kam raus, dass Hevling sich in seinem Newsletter an fremdem Bildmaterial bedient, es mit dem Urheberrecht nicht so genau nimmt (siehe Ansgar Heveling: Verdacht auf Urheberrechtsverletzungen).


www.ansgar-heveling.de/service/newsletter - auf Hevelings-Webseite mit den gesammelten Newslettern gibt es oben inzwischen den Hinweis, dass Fotos entfernt wurden und man bestrebt sei, die Regelungen des geltenden Urheberrechts zu wahren.

Inzwischen gibt es mit Netend Wiki eine Seite, auf der die "Urheberrechtsverletzungen" prominenter Urheberrechtsverletzungs-Bekämpfer gesammelt werden.

Trotz enormem Spott und (praktisch bewiesenen) Urheberrechtsverbrechen, hat Heveling großes Glück gehabt. Es schien so, als ob das Gras im Fall eines "Letzte-Reihe-Hockers" recht schnell wächst. Der Shitstorm ist längst abgeflacht, Hevelings Urheberrechtsdelikte hat die "große Presse" anscheinend gar nicht mitgekriegt.

Leider hat Heveling jetzt richtig Pech. Denn: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) lässt das Höllenfeuer jetzt neu auflodern. Das Handelsblatt berichtet, dass sich der Bundesinnenminister hinter Heveling stellt und die Netzgemeinde verurteilt, die ihn kritisiert hat.

So findet er es beispielsweise böse, dass Heveling halt eine andere Meinung hat und die Netzgemeinde deswegen gleich seine Homepage gehackt hat - so was sei nicht demokratisch. Aus seiner Sicht darf es im Internet keine Sonderregeln geben, die Grundprinzipien von Anstand und Demokratie müssen bewahrt werden.

Michael Nickles meint: Jedes Land hat die Politiker, die es verdient. Siegfried Kauder ist mit seinen Urheberrechtsverletzungen wohl davon gekommen. Er ist weiterhin Vorsitzender des Rechtsausschusses des Bundestags.

Ansgar Hevling hat dem Shitstorm unberührt entgegengeworfen, dass er es genau wieder so machen würde. Er ist weiterhin Mitglied der Bundestags-Kommission "Internet & Digitale Gesellschaft".

Guttenberg (was war der vorher noch mal?) ist aktuell Berater der EU-Kommission in Internetfragen.

Bundesinnenminister Friedrich wird Bundesinnenminister bleiben.

Und was dieser Wulff macht, geht mich sowieso nichts an - bei Computer/Internet-Sachen hat er ja noch keine Scheiße gebaut.

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Shitstorm vs. Wutgebrüll Olaf19
Systemcrasher Olaf19 „ Gar so naiv finde ich das gar nicht mal... ohne mich jetzt in die Reihe der...“
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sorry, aber wenn du eine Partei wählst, die weit davon entfernt ist, je die 5%-Marke zu knacken, dann hat deine Stimmabgabe leider nur eine symbolische Bedeutung.

Sehe ich anders. Denn erstens ist eine nicht abgegebene Stimme eine Stimme für die Parteien, die ich überhaupt nicht abkann.

Zweitens fehlt jede an eine kleine Partei abgegebene Stimme den "großen" Parteien und drückt deren Prozente.

Drittens motiviert jede Stimme die kleinen Parteien und gibt denen die Chance, doch irgendwann mal die 5%-Hürde zu knacken.

Viertens sind einige der kleinen in einigen Kommunen mit am Regieren.

Für mich sind das alleine schon gute Gründe.

Darüber hinaus sind bei der letzten Bundestagswahl alle im Bundestag vertretenen Parteien an meinen 3 mit dem GG verknüpften KO-Fragen gescheitert und waren damit für mich unwählbar.

Gut, ok, eine der großen Partei diskutiert gerade die eine Frage und wird sie wohl demnächast anpassen. Aber diese eine Partei hat in ihrem sonstigen Programm zu wenig Übereinstimmung mit meinem politischen Verständnis.

Die Piraten sind übrigens mit von der Partie, auch wenn ich da immer noch eine Rest-Skepsis hege.

Die Piraten sind damals auch an einer meinen 3 GG-Fragen gescheitert. Damals beantworteten sie die Frage nach der Demokratie als wichtigste Staatsform noch neutral, was in meinen Augen gar nicht geht.

Allerdings - und das widerspricht dem - stehen sie für Transparenz, Meinungsfreiheit und einer sehr direkten Form der Mitbestimmung, verhalten sich also demokratsicher als alle anderen Parteien.

Ob sie den Punkt in ihrem Parteiprogramm mittlerweile korrigiert haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings stimmen die in vielen Punkten mit meiner Meinung überein, weshalb sie zumindest meine Aufmerksamkeit verdient haben.

Aber das Argument "Die scheitern ja sowieso an der 5%-Hürde, wieso also wählen" ist ein absolutes Todschlagargument für die kleinen Parteien und deshalb nicht gerade demokratiefördernd.
Null Toleranz f?r Intoleranz
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