Wer gegen ein etabliertes Mitmach-Videoportal wie Youtube losstarten will, hat ein selbsterklärendes Problem. Damit das Portal benutzt wird, braucht es Inhalte. Aber so lange keine Inhalte da sind, ist der Reiz zum Mitmachen gering. Ein Teufelsrad also.
Kim Schmitz und seine Kumpanen hatten 2006 wohl eine simple Idee um dieses Problem zum Start von Megaupload/Megavideo zu lösen: Inhalte einfach von einem anderen Videoportal absaugen - und zwar von Youtube.
Das soll laut Bericht von Cnet zumindest aus dem Mail-Verkehr der Megaupload-Macher hervorgehen, der von US-Behörden FBI mitgelesen wurde. Das 2005 gegründete Youtube war damals noch sehr frisch und es gab wohl noch keinen Mechanismus, der ein großangelegtes Absaugen der Videos erkennen und verhindern konnte (wie heute üblich).
Der entscheidende Hinweis auf den "Videodiebstahl" steht in einem Schriftverkehr im April 2006 zwischen den Schmitz-Kollegen Bram van der Kolk und Mathias Ortmann:
"Do we have a server available to continue downloading of the Youtube's vids?" van der Kolk wrote Ortmann according to the indictment. "Kim just mentioned again that this has really priority."
Grob übersetzt: "Haben wir noch genug Server-Speicherplatz um den Download der Youtube-Videos fortzusetzen? Kim hat erneut betont, dass das Priorität hat."
In einer weiteren Email soll rausgekommen sein, dass Schmitz Youtube 1:1 kopieren wollte.
Megauploads Anwältin Ira Rothken soll gegenüber Cnet erwidert haben, dass diese Anschuldigung gewiss falsch ist, war aber zu keinem weiteren Kommentar bereit. Auch eine Youtube-Sprecherin konnte nicht bestätigen, dass dieser "Absaugvorfall" stattgefunden hat, machte aber klar, dass so etwas heute nicht mehr möglich ist.
In wie weit ein totales Absaugen des Datenbestands von einem Portal wie Youtube rechtlich zu belangen ist, ist gewiss fragwürdig. Die Videos wurden dort schließlich von Nutzern eingestellt und es ist zu bezweifeln, dass sie Youtube explizit das alleinige Veröffentlichungsrecht eingeräumt haben.
Zumindest moralisch heikler ist eine weitere Sache, die US-Behörden laut Cnet aus dem Email-Bestand ermittelt haben wollen. Und zwar, dass Schmitz versucht hat, seine Konkurrenten durch Anschwärzen aus dem Verkehr zu ziehen.
Im Oktober 2011 soll er einem Paypal-Vertreter mitgeteilt haben, dass seine Anwälte aktuell Anklagen von Megaupload-Konkurrenten vorbereiten, um deren kriminelle Machenschaften anzuprangern. Schmitz wollte damit wohl bezwecken, dass Paypal die Zusammenarbeit mit den kriminellen Konkurrenten beendet, die Uploader für illegale Uploads bezahlen.
Die Konkurrenten verdammte Schmitz mit der Begründung, dass sie das Ansehen der Filehosting-Industrie beschmutzen.
Michael Nickles meint: So steht das alles zumindest auf Cnet beschrieben. Was dran ist, ist fragwürdig - auch wenn es glaubhaft klingt. Komisch ist für mich, dass diese von der US-Justiz abgefangenen Email-Ausschnitte im Klartext bei Cnet gelandet sein sollen. Wie geht das?