Dass Microsoft für seinen Google-Streetview-Abklatsch "Streetside" Kamera-Autos einsetzt um Deutschlands Straßen und Gebäude abzuknipsen ist längst bekannt. Und heftig diskutiert werden längst die Details, die inzwischen dazu raus kamen.
Microsoft wird geknipstes Bildmaterial einfach veröffentlichen, Betroffene kriegen keine Möglichkeit vorab widersprechen zu können. Exakt dieses Vorab-Widerrufsrecht war es ja im Fall Google Streetview, dass die Datenschutzbeauftragen der Sache zustimmten.
Im Fall Microsoft sind Bayerns "Datenschutz-Beamte" zuständig, da Microsoft seine deutsche Niederlassung in Unterschleißheim bei München hat. Bislang sind Gespräche mit Microsoft ins Leere gelaufen, berichtete unter anderem die FAZ.
Der Leiter des bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht - Thomas Kranig - wünscht sich zwar, dass Microsoft wie Google ein Vorab-Widerrufsrecht einräumen muss, stoppen kann er Microsoft allerdings erstmal nicht.
Denn: gestritten werden kann generell nur um das, was mit aufgenommenem Material passiert, wie es genutzt wird. Alleine das Fotografieren von Gebäuden ist nicht "strafbar". Heute sind Microsoft "Kamera-Karren" in Nürnberg und Umgebung gestartet, weiter geht es dann soweit bekannt nach Augsburg und München.
Mission: Deutschland komplett abfotografieren. Zu erkennen sind die Karren Berichten zufolge recht einfach. Es handelt sich um Golfs die groß mit dem Firmennamen Navteq bedruckt sind. Navteq ist in Deutschland von Microsoft zum Knipsen beauftragt. Natürlich erkennt man die Microsoft-Karren auch am großen Gestell auf dem Dach, auf dem die Kamera montiert ist.
Was bei Streetside so passiert, kommuniziert Microsoft unter anderem auf der deutschsprachigen Streetside-Seite. Aktuell wird doch noch erklärt, dass die mobilen Bing-Teams "bald" starten werden, Details was wann wo geknipst wird, gibt es keine.
Dafür gibt es unter anderem schon mal eine Frage-/Antwort-Sammlung in der Microsoft auch erklärt, wie die Privatsphäre geschützt werden soll. So sollen Datenschützer beispielsweise "informiert" werden (was natürlich nicht heißt, dass Microsoft sich auch für deren Meinung interessiert).
Dinge wie Autokennzeichen und Gesichter will Microsoft wie Google mit einem als "fortschrittlich" bezeichneten Algorithmus automatisch unkenntlich machen. Weiter heißt es:
"Außerdem akzeptiert Microsoft auch Anfragen, Bilder, auf denen Gesichter oder Personen, Wohnhäuser, Autos, Gewalttaten, nackte Menschen und Gesetzeswidrigkeiten zu sehen sind, unkenntlich zu machen oder ganz zu entfernen. Jede Anfrage wird überprüft. Je nach Inhalt wird das Bild komplett entfernt oder Teile davon unkenntlich gemacht. Sind keine Identifizierungsmerkmale zu erkennen, wird keine Maßnahme ergriffen."
Man kann sich also "irgendwie und irgendwann" bei Microsoft beschweren, aber dann entscheidet Microsoft "ob und wie" etwas unkenntlich gemacht wird.
Michael Nickles meint: Es macht wenig Sinn, die alten Diskussionspunkte neu aufzurollen, die es bei Google Streetview bereits gab. Tatsache ist, dass es auch viele gibt, die sich gegen die Zensur bei Google aussprechen - die es also blöd finden, dass nicht alles unverpixelt zu sehen ist, das als "Deutsche Kleinkariertheit" betrachten.
Das ist alles okay. Ich finde es scheiße, wie Microsoft es jetzt macht. Es WURDE nun mal mit Google als Bedingung ein Widerrufsrecht ausgehandelt, WEIL das die Datenschützer so wollten. Dass Microsoft das einfach ignoriert, ist nicht akzeptabel.
Zum Affen gemacht wurde zumindest schon mal der für die Sache zuständige Bayerische "Datenschutzabgeordnete" Thomas Kranig - beziehungsweise das macht er grad selbst. Gerade im Hinblick auf das aus "Google Streetview" Gelernte, hätte der Mann längst einen Riegel vorschieben müssen. Also: ERST STOPPEN DANN VERHANDELN. Dass es andersrum in die Hose geht und höchstens in Kompromissen endet, wissen wir inzwischen ja bereits - und Microsoft auch.
"Verteidigend" für Thomas Kranig ist zu erwähnen, dass er den Job des obersten Datenschützers erst seit "ein paar Wochen macht" (siehe Bericht auf BR-Online). Und: dass er das was Microsoft bei Streetside macht als rechtlich nicht zulässig findet, hat Kranig bereits Anfang April erkannt und mitgeteilt, wie unter anderem der Spiegel berichtet hat.