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News: Bing um jeden Preis

Microsoft pfeift auf Menschenrechte in China

Michael Nickles / 15 Antworten / Flachansicht Nickles

Kürzlich entdeckten Google und rund 30 weitere US-Unternehmen chinesische Hackerangriffe auf ihre Infrastruktur. Die Angreifer wollten laut Google beispielsweise Email-Konten chinesischer Menschenrechtler ausspionieren.

Als Konsequenz hat Google am Dienstag mitgeteilt, seine Suchergebnisse in China nicht mehr zu zensieren und damit gedroht, sich eventuell komplett aus China zurückzuziehen (siehe Google zensiert nicht mehr in China). Die Aufgabe des lukrativen chinesischen Markts ist nicht lustig für Google.

Und Google steht inzwischen unter Druck, seine Rückzugs-Drohung wahr machen zu müssen, um nicht sein Gesicht zu verlieren. Die chinesische Regierung hat längt mitgeteilt, dass sie an ihrer harten Linie festhält und ausländische Suchmaschinen-Anbieter die Zensurforderungen erfüllen müssen. Für die Entscheidung erntete Google immerhin weltweit Lob bei Menschenrechts-Organisationen und es wurde gehofft, dass andere Anbieter dem Kurs folgen.

Das scheint nicht zu passieren. Erst kürzlich hat Microsoft den chinesischen Internet-Markt zur Top-Priorität für seine Suchmaschine Bing erklärt. Microsoft Chef Steve Ballmer teilte jetzt mit, dass man das China-Suchmaschinen-Geschäft fortsetzen und dabei die chinesischen Zensurbedingungen respektieren wird.

Zu einer "peinlichen" Sache wollte Ballmer laut Cnet keinen Kommentar abgeben. Gestern wurde entdeckt, dass die chinesischen Hackerangriffe unter anderem durch ein bislang ungestopftes Sicherheitsloch im aktuellen Internet Explorer möglich waren (siehe New IE hole exploited in attacks on U.S. firms).

Michael Nickles meint: Ob Google seinen China-Rückzug alleine aus moralischen Gründen durchzieht, ist zu bezweifeln. Leicht war (ist) Googles Position in China ohnehin nicht, da die chinesische Suchmaschine baidu.com 70 Prozent Anteil am Suchmaschinen-Markt hat.

Microsoft kann es natürlich nur freuen, wenn Google aus China verschwindet - der Konkurrent baidu.com ist schon groß genug. Die Überschrift dieser News ist gewiss "böse". Denn: Es würde die Menschenrechte in China wohl kaum verbessern, wenn alle westlichen Suchmaschinen dort abhauen.

Dann gäbe es dort halt nur chinesische Suchmaschinenbetreiber, die zensieren. Dennoch: es wäre schon angebracht gewesen, wenn Microsoft sich mit seiner Verlautbarung zumindest noch etwas zurückgehalten hätte.

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deroppi Michael Nickles „Microsoft pfeift auf Menschenrechte in China“
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So etwas nennt man Wirtschaft.
Erstes Semester: Ziel eines jeden Unternehmens ist es Gewinn zu erwirtschaften.

Früher machte man das überwiegend mit Produkten.

Heute erklagt man seinen Gewinn oder erhöht ihn indem man Konkurrenz aussticht, große Marketingblasen blubbert oder Leute entlässt.

Abgesehen davon: Jedes Unternehmen das in China Geschäft macht, muss mit der dortigen Regierung zusammenarbeiten und die lokalen Gesetze respektieren. Wenn einem die Gesetzeslage in einem Land nicht schmeckt, muss man es lassen.
(Fast jedes westliche Unternehmen versucht vom Markt in China ein Kuchenstück zu ergattern und das klappt nicht wenn man sich über Zensur beschwert...)

Google ist nicht "gut" weil es jetzt publikumswirksam die Menschenrechte entdeckt hat. (Was ist eigentlich mit Googles eigenem Ansatz zum Datenschutz...)
Und Microsoft ist nicht "schlecht" weil sie jetzt "gerade" weitermachen.

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Heute so, morgen so.












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