Seit letzten Freitag bin ich total durch den Wind. Ich habe lang überlegt, ob ich das hier überhaupt schreibe. Aber da ich versprochen habe, im Wohnzimmer auch Privates zu erzählen, mach ich es. Die letzten paar Tage waren die schlimmsten seit Langem. Lizzy (unsere Häsin) war am Freitagnachmittag merkwürdig drauf. Sie ließ sich freiwillig streicheln. Normalerweise beißt sie.
Ich hab vorsichtshalber eine mobile "Not-Tierärztin" angerufen, damit sie vorbeiguckt, weil ich nachmittags zu einer Besprechung musste. Die meinte am Telefon, dass Lizzy vermutlich von einer Wespe gestochen wurde und sich schon wieder beruhigen wird. Wir sollen uns melden, wenn es nicht besser wird. Als ich um 18 Uhr heim kam, war es nicht besser geworden.
Wir riefen die Not-Tierärztin noch mal an und sie war ein paar Minuten später da, weil sie grad ehe um die Ecke war. Sie checkte Lizzy ab und meinte "Keine Chance mehr, sofort einschläfern". Lizzy hatte Maden-Befall und die hatten schon die komplette Haut unter dem Fell um den Po weggefressen. Man konnte das Fell einfach hochklappen und es sah grauenvoll aus.
Mona hat geheult. Ich hab geheult. Ich sagte der Not-Tierärztin, dass es irgendeine verdammte Möglichkeit geben muss. Sie hat auch fast geheult und mir gut zehn Minuten lang erklärt, dass es keine Chance mehr gibt. Sie sagte dann, dass sie kein Mittel zum Einschläfern dabei hat, aber was zum "Vor-Nakotisieren", damit Lizzy nichts mehr mitkriegt.
Sie wollte das aber vorher mit unserer "Haupt-Tierärztin" abklären, die auch nicht weit weg von hier ist. Sie rief dort um 18 Uhr an, schilderte die Sachlage und bat sie noch in der Praxis zu bleiben, damit wir vorbeikommen können um Lizzy einschläfern zu lassen. Das Telefongespräch war anscheinend brutal.
Die Not-Tierärztin sagte, unsere Tierärztin hätte gesagt, dass sei "ihre Patientin" und wir sollen sofort rüberkommen. Eine "Vornakose" hat sie verboten. Die Not-Tierärztin hat geflucht, wie man ein Tier so leiden lassen kann.
Wir haben Lizzy in den Korb gepackt und sind rübergefahren. Es war schwer, die Karre auf der Strasse zu halten. Unsere Haupt-Tierärztin hat sich Lizzy geschnappt und auf den Behandlungstisch gelegt. Ich hab sie festgehalten und - verdammt - es sah grauenvoll aus: Fell abscheren, alle Maden rauspicken und und und. Nach ca 90 Minuten war es geschafft. Lizzy sah aus wie ein halb "geschlachteter" Hase. Der Horror war am vergangenen Freitag.
Unser Wohnzimmer ist seitdem eine Krankenstation. Lizzy musste permanent irgendwelches Medikamenten-Zeugs in den Mund gestopft werden. Heute war ich mit Lizzy wieder bei Frau Dr Michaela Pachnicke. Und: Wir müssen erst nächsten Mittwoch wieder vorbeikommen.
Lizzy geht es, so wie es aussieht, wieder saugut - die große Wunde ist schon fast verheilt. Sie hat mich heute drei Mal gebissen. Und das ist ein gutes Zeichen.
Ein Bild von Lizzy gibt es übrigens schon eine Weile auf Nickles.de: hier.
Nickles Blog 212 Themen, 8.716 Beiträge
habe gerade nachgeschaut ob mein Jagdschein noch in der Schublade liegt.
Beim lesen dieses Threadinhaltes kamen mir kurzzeitig prähistorische Jagdinstinkte hoch.
Nicht nur das jedes Getier sein Verhalten ändert, wenn es "befallen" ist, sondern sich auch äußerlich verändert (o.k. nicht in jedem Fall sichtbar), dürfte es doch dem ebenfalls domestizierten Haus- und Mitbewohnern auffallen. (Die eingestellten Bilder sind wohl aussagekräftig genug!).
Dieses Terrarium-, Aquarium, Voliere, Kaninchenstall und Zoo-gehabe stellt eine weitaus krankhaftere Zucht dar, als es die Natur jemals hervorgebracht hat.
Einsamkeit- Liebesverlust- oder was auch immer dahinterstecken mag.
Wahrhaft krankhaft.
zum Abschluß darf natürlich ein Kalauer nicht fehlen:
Warum können Katzen auf Bäume klettern, kommen jedoch nicht von alleine wieder herunter? In jeder Feuerwehr-Statistik nachzulesen.
Tierhasser? Nein, ganz im Gegenteil. Einfach nur Leid verhindern.
Vielleicht tun mir Morgen diese Worte schon wieder leid. Momentan nicht.
Pfotenschüttel, Fellkraul, feuchte Hundenasestups.
J.9
Lizzy schafft es!