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News: AMD-Drama bei Intel

Alarm: TLB-Bug in Intel Core i7 CPUs entdeckt

Redaktion / 3 Antworten / Flachansicht Nickles

Dumm gelaufen. Als AMD mit seinen Phenom-Prozessoren kam, wurde denen der sogenannte "TLB"-Bug zum Genickbrecher. Simple ausgedrückt sorgt dieser Bug dafür, dass ein Prozessor bei Dauerbelastung unzuverlässig werden kann. Das Problem tritt nur in extremen Ausnahmefällen auf, aber wer hat schon Lust eine CPU mit Fehler zu kaufen und drauf zu hoffen, dass es gut geht?

AMDs Versuche die Sache schönzureden, scheiterten gnadenlos. Zwar wurde der Bug durch ein "BIOS-Update" auf Mainboards behoben beziehungsweise umgangen, aber das hatte einen blöden Nebeneffekt: das Update reduzierte die Leistung der CPU dramatisch. Je nach Anwendungsfall kann der TLB-Bug-Workaround bis zu 57 Prozent Leistung kosten (siehe Doppelte Schlappe für AMD).

Und zwar nicht bei exotischen Anwendungen, sondern bei ganz alltäglichen wie Internet-Surfen mit dem Firefox-Browser. Als diese Tatsache über die ersten Phenoms bekannt wurden, ging es AMD ziemlich dreckig - Intel hat ohnehin schon mit zu vielen neuen billigen Core 2 Modellen gegen den Phenom geballtert. Im April 2008 schaffte AMD es schließlich, die fehlerhafte B2-Version des Phenoms durch die Version B3 zu ersetzen und seit dem ist der TLB-Bug vom Tisch (siehe Neue AMD-Phenoms ohne Bug).

Zumindest für AMD. Jetzt ist der TLB-Mist zu Intel rübergeschwappt. Betroffen sind ausgerechnet die brandneuen Core-i7-CPUs, also Intels modernste Prozessor-Generation, die auf der neuen "Nehalem"-Architektur basieren. Die ersten Core i7 Modelle wurden erst vor rund zwei Wochen ausgeliefert (siehe Neue Intel Core i7 werden ausgeliefert).

Intels neue Prozessor-Generation wurde von der Fachpresse schnell durchgebenchmarkt und erntete enormes Lob: "Schnellste Desktop-CPU aller Zeiten". Intel hat jetzt ein Dokument veröffentlicht aus dem hervorgeht, dass die aktuellen Core i7 einen TLB-Bug haben. Wie ehemals AMD erklärt auch Intel, dass dieser Fehler nur in seltenen Fällen auftritt, dann aber ordentlich Schaden anrichten kann: Systemabsturz, kaputte Daten.

Angeblich hat Intel bereits (wie ehemals AMD) ein Workaround gebastelt, bei dem ein BIOS-Update den Bug umgehen soll. Bislang ist allerdings unbekannt, ob auch Intels Workaround einen Leistungszusammenbruch des Prozessors bewirken wird. Die exakte Beschreibung der Sache findet sich in diesem PDF-Dokument von Intel: Intel Core i7 Processor.


Der Bug ist im PDF-Dokument auf Seite 37 beschrieben. Zum Zoomen ins Bild klicken.

Michael Nickles meint: Eine offizielle Stellungsnahme von Intel steht bislang aus. Die wird allerdings sicherlich bald kommen - Intel redet nicht lange um den Brei, wenn was verbockt wurde. Beziehungsweise tut das seit 1994 nicht mehr.

Damals wurde bei den ersten Pentium-Prozessoren ein übler Bug entdeckt, der für Rechenfehler sorgte. Das war damals weniger schlimm als die Enthüllung, dass Intel selbst den Fehler längst zuvor entdeckt hatte und ihn stillschweigend aus der Welt schaffen wollte. Es wurde einfach eine neue Pentium-Version auf den Markt geschoben, die den Bug nicht mehr hatte.

Aber gleichzeitig verkaufte Intel auch noch die vermurksten Modelle. Als die Presse die Sauerrei enthüllte, entschuldigte Intel sich offiziell und tauschte alle mit Fehler ausgelieferten Pentium kostenlos aus. Gleichzeitig versicherte Intel, künftig alle in CPUs entdeckten Fehler sofort zu beschreiben und öffentlich bekannt zu machen - das ist jetzt auch im Fall Core i7 passiert.

Kurzum: Wie dramatisch der TLB-Fall sich bei den Core i7 auswirkt, ist aktuell noch unbekannt. Vom Kauf eines Core i7 ist selbsterklärend erst mal abzuraten. Die Dinger sind aktuell ehe noch viel zu teuer, beziehungsweise das Drumrum (Mainboard, DD3-RAM) kostet noch zu viel.