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Nur Mut: Häßlich geht auch!

Bean / 12 Antworten / Flachansicht Nickles

Alles hat seine Zeit im Leben. Was uns angeht, ist nun die Zeit mit unserem VW-Bus beendet.
Der gute alte T4 Multivan, eigentlich fast ein Familienmitglied, musste gehen. Er wurde wegen Unwirtschaftlichkeit gegen Geld getauscht. Da vier unserer sechs Köpfe mittlerweile eigene Autos fahren, waren der Unterhalt und die Reparaturen ökonomisch nicht mehr vertretbar – sentimentale Gefühle hin oder her.
Durch einen glücklichen Zufall bekamen wir sehr günstig und nahtlos ein Ersatzfahrzeug. Uns, den eingefleischten VW-Fahrern (Käfer, 1600ér, mehrere Gölfe, einige Passeraties, T3 und schließlich T4) wurde von netten Leuten ein wirklich extrem günstiger Opel Vectra Stufenheck, Bj 1995 angeboten. Werkstattgepflegt bei Opel mit allen Belegen, Steuerklasse D3, 2xAirbag, ABS, Glas-Schiebe-Hubdach, 8fach bereift, 120.000 km und ein Jahr TÜV, kein Reparaturstau usw. für erstaunliche 700,- Euro. Mehr wollte der Opel-Betrieb für die Inzahlungnahme nicht ausgeben. Gesehen – gekauft.
Nun zu den Haken: Der Wagen ist weinrot metallic, er hat im Bereich der Haube, der Lippe und der Kotflügel erhebliche Klarlackmacken und er ist eins der unattraktivsten Autos, die ich je gesehen habe. Das liegt nicht am Erhaltungszustand sondern am Unvermögen der Opel-Designer.
Schon die äußere Form ist blöde, lässt sich aber um einiges bessern, wenn man die schwulen Radkappen entfernt.
Der Innenraum ist komplett krank! Das Beste an allem ist noch das Armaturenbrett, das relativ gefällig ist und auch haptischen Ansprüchen weitgehend gerecht wird.
Die Sitz- und Türbezüge sind so furchtbar, dass man vom Anblick über kurz oder lang Pupillenkrebs bekommt.
Ich würde darauf wetten, dass manche Designer der Adam Opel AG seinerzeit bei VW auf der Gehaltsliste standen. Einige Teile an diesem Auto sind so doof, dass sie unmöglich aus Überzeugung entworfen worden sein können.
Da sind diese völlig sinnentleerten Plastikschilder an den vorderen Kotflügeln. Weiß wer, was die darstellen sollen? Hässlicher geht ja wohl gar nicht.



Und welcher Volldepp ist wohl auf die Idee gekommen, die Innenbeleuchtung über Ziehen des Lichtknopfes zu regeln??? Wenn ich Licht im Innenraum möchte, suche ich den Schalter doch an der Innenraumleuchte oder? Nicht bei Opel, Freunde!
Das Gute an diesem Auto wiederum ist, dass fast alle Menschen es hässlich finden und deswegen auch nicht ansehen. Wer hinter dem Lenkrad eines weinroten Vectra sitzt, ist quasi unsichtbar – es ist das ultimative Fluchtauto. Wer es nach dem Bankraub bis hinter das Lenkrad schafft, ist in Sicherheit und könnte notfalls sogar komplett nackig sofort die Kohle zählen.
Dieser Umstand ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch verantwortlich dafür, dass vornehmlich junge Männer dicke Verstärker und noch dickere Bassrollen in diese Autos bauen, nur damit endlich mal jemand Notiz von Ihnen nimmt.
Was die Fahreigenschaften, den Verbrauch, die Bequemlichkeit und die angenehm niedrigen Fahrgeräusche angeht, bin ich im Begriff, ein echter Fan dieser Designpanne zu werden.
Er zieht gut trotz seiner nur 70 PS (mit 46 darf man noch PS sagen, ich sag auch manchmal DM), der Verbrauch liegt auch bei Bleifuß auf der Autobahn(Spitze 180 km/h!) nicht über 7 Litern, die hässlichsten Sessel (blaugraurotes Velour - würg) dieser Welt sind bequem, alle Bedienelemente sind gut erreichbar und er ist wirklich auch bei höherer Geschwindigkeit noch recht leise im Innenraum.
OK, ich fahre also jetzt kein schlechtes aber ein kackhäßliches Auto. Und ich fahre es gerne -
kann sein, dass ich alt werde.
Gruß
Bean

Zum Glück gibt´s kein Gesetz gegen Unvernunft!
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