"...ein Rechtsgutachten erlassen, das Frauen erlaubt, ihre männlichen Arbeitskollegen einige Male zu "stillen"...."
Aus:
http://www.islaminstitut.de/Nachrichtenanzeige.4+M57738d69297.0.html
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Aus dem Artikel: Ein Erwachsener, der diese Vorschrift erfüllt, verhält sich wie ein kleines Kind während des Stillens. Ansonsten [gemeint ist: wenn er dies nicht mit der Schuldlosigkeit eines Kindes tut] agiert er gegen die Religion [gemeint ist: den Islam].".
So wie ich das verstehe geht es nicht darum, dass sich die Leute im Büro verlustieren, sondern wie es (aus religiöser Sicht) erlaubt ist, dass Männer mit unverschleierten Frauen im selben Haus(halt) wohnen, ohne mit ihnen verwandt oder verheiratet zu sein. Die angebotene Lösung: Es muss eine Art Verwandtschaft herrschen bzw. hergestellt werden. Durch diese Handlung - die rechtskräftig dokumentiert sein muss - wird symbolisch so eine Verwandtschaft hergestellt. Und wie es schon oben heißt: "wenn er dies nicht mit der Schuldlosigkeit eines Kindes tut agiert er gegen die Religion".
Soweit finde ich das durchaus nachvollziehbar, wenn man innerhalb des Kontexts dieser Religion bleibt. Das Problem scheint dadurch zu entstehen, dass natürlich auch in einem modernen Büro Frauen und Männer zusammenarbeiten und für einen strenggläubigen Muslim dabei die Frage entsteht, inwiefern es da erlaubt ist, dass die Frauen unverschleiert sind. Die angebotene Lösung, die eigentlich für den privaten Bereich gedacht zu sein schien, wird nun durch diese Fatwa auch für das Büro adaptiert - und das stößt natürlich auf Missbilligung all jener, die sich zwar Muslime nennen, aber es nicht so ganz genau mit den Vorschriften ihrer Religion nehmen und sie "zeitgemäß" (nach eigenem Dafürhalten) auslegen: a) Für diese ist es überhaupt kein Problem, wenn eine Frau nicht verschleiert ist und b) liegt der Verdacht nahe, dass da - um das Gebot der "verschleierten Frau in Gegenwart fremder Männer" zu erfüllen, massenhaft unter dem Vorwand der "Religion" Unzucht getrieben werden könnte.
Bei dieser Diskussion in Ägypten passiert nichts anderes als in Europa, wo einerseits von vielen die christlichen Wurzeln in die europäische Verfassung hineinreklamiert werden, aber andererseits ein Land wie Polen dafür gescholten wird, dass man dort - durchaus christlich legitimiert - etwas gegen Abtreibung, Sterbehilfe oder Homosexuellenehe etc. hat. So ist es dann auch für viele, die sich Katholiken nennen, durchaus mit ihrer privaten Auslegung der Religion vereinbar, wenn sie - zeitgemäß - vorehelichen (ist ebenfalls außerehelicher) Geschlechtsverkehr haben.
Was die interessante Frage aufwirft: Wieviele der ursprünglichen religiösen Gebote einer Religionsgemeinschaft dürfen - um "zeitgemäß" zu sein - über Bord geworfen werden, sodass sich die Anhänger dennoch weiterhin "Christ", "Katholik", "Muslim", "Jude (mosaisch)" nennen dürfen?
Wer nicht religiös ist (im Sinne einer Konfession), für den ist das natürlich alles kein Problem.
Gruß, Gerhard