ich würde mal behaupten, daß Du nicht genügend differenzierst:
daß die Amerikaner behaupten, ihr Rechtssystem sei perfekt, halte ich schlichtweg für falsch.
Derartige Aussagen sind mir noch nicht untergekommen.
Was die Amis aber machen: sie stören sich nicht an Kritik von innerhalb und außerhalb. Die ziehen ganz stur und unbeirrt von diversen Vorwürfen ihr Ding durch.
Das hat Ähnlichkeiten zur Klassen-/Sippenhaft: einer hat Unfug gemacht, alle werden bestraft - und alle bis auf einen zu unrecht.
Sowas könnte man jetzt "Verschnitt" nennen, um den Bogen zur PC-Welt wieder zu kriegen.
Was den Fall Williams besonders werden läßt, ist wieder einmal die Finalität der Strafe.
Sollte - wie das in anderen Fällen in der Vergangenheit bereits der Fall war - herauskommen, daß Williams die Taten doch nicht begangen hat, ist es für eine Entschuldigung zu spät.
Das vollstreckte Todesurteil ist nicht reversibel. Eine Haftstrafe sicherlich auch nicht, aber dafür kann man den vermeintlichen Täter wenigstens finanziell entschädigen.
Eine Abwägung fällt auch hier sehr schwer: wieviele Menschen wurden nach geltendem Gesetz "zu recht" hingerichtet? Und wieviel letztlich zu unrecht?
Darf man so abwägen: 100 richtige gegen 1 Toten - "ach, das paßt schon..." oder ist schon 1 Falscher zu 1.000.000 Richtiger "unverhältnismäßig"?
Nicht, daß wir uns mißverstehen: ich bin gegen die Todesstrafe.
Aber nicht, weil sie unmenschlich oder gar grausam ist (das mit Sicherheit auch; aber wem das an seinem Land/Staat nicht paßt, muß eine andere Regierung wählen oder auswandern - das ist Demokratie!).
Mich stört eben diese Finalität! Und wenn auf 1000000000000000000000000000 "zu recht" gegrillter, vergifteter und vergaster Mörder, Kinderschänder, Vergewaltiger undwasessonstnochsogibt auch nur 1 Falscher kommt, steht für mich das gesamte System nicht in Frage, sondern gleich gänzlich nicht mehr zur Diskussion!
D.