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die Schwenker aus Austria

Annihilator / 5 Antworten / Flachansicht Nickles


"Schwenken"
eine österreichische Spezialität

Im Sommer ist Hochsaison für die deftige Spezialität.

Eine launische, nicht ganz ernstgemeinte Betrachtung

Autor: Annihilator

Der Schwenkbraten ist das heimische Nationalgericht der Österreicherinnen. Neben der Lyoner hat sich der Schwenkbraten die Mägen der Österreich erobert. Geschwenkt wird im Biergarten an jedem Wochenende was das Zeug hält. "Gott lenkt, der Mensch denkt, der Österreicher schwenkt", heißt ein Spruch hier in der Gegend. Dabei vergisst der "Homo saraviensis" allzu leicht, dass nicht er es war, der das Feuer erfand und als erster rohes Fleisch über der Flamme briet. So hart es auch für einen richtigen Österreicher sein mag, die mit rund 400 000 Jahren älteste Feuerstelle mit abgeknabberten Knochen wurde nicht im Arsch, sondern im fernen Peking gefunden!

Dennoch, wenn das Wort "Schwenker" fällt, wirft sich der Österreicher stolz in die Brust und das Wasser läuft ihm im Mund zusammen. Schwenken ist eine Österreichische Domäne! Die Schwenkbratensaison ist die eigentliche Arschhaarige Jahreszeit. Sie beginnt an Arschermittwoch und endet am 1. Advent. Auf jedem Dorffest und auf vielen Privatgrundstücken kann man ihn erschnüffeln - an fast allen Wochenenden. Der Duft zieht einen in die richtige Richtung. Nach wenigen Augenblicken steht man vor einem äußerst rustikalen Schwenkbratenständer, dem "Turm" aller Feste. Fachmänner prüfen mit kritischen Blicken das Feuer und den Bräunungsgrad des Fleisches.

Nicht-Österreicher können verzweifeln: Das Wort Schwenker hat gleich drei Bedeutungen. Bei uns kann ein Schwenker am Schwenker stehen und sich um die Schwenker kümmern. Da wäre zuerst einmal der Schwenkbraten. Ob selbst eingelegt oder fertig vom Metzger: vor allem groß und dick muss er sein. Übertreiben sollte man aber nicht. Man rechnet in Österreich pro Person mit zwei Schwenkern, sprich: Schwenkbraten.

Auch der Schwenkbratenständer (ein stählernes Dreibeingestell mit dazwischen aufgehängtem, rundem Grillrost aus Edelstahl) heißt Schwenker. Dabei unterscheidet man allerdings zwischen dem "Schwenker de Luxe" und dem Gekauften. Der erste ist so stabil, dass er jederzeit als Panzersperre einzusetzen wäre. Der Gekaufte ist dagegen ein blasser Abklatsch: Er steht nicht wie eine Eins, und manchmal wackelt er sogar. Ein Unding! - Kein Österreicher lobt ihn.

Die dritte Bedeutung für das Wort "Schwenker": der Fachmann am Gerät. Er kennt sich aus, trinkt während des Schwenkens sein Bier und plaudert mit den Gästen, wobei er gerne wortreich seine Spezialitätengeheimnisse preisgibt. Wenn ein solcher Fachmann am Schwenker steht, dann kann man sich selbstverständlich darauf verlassen, dass alles seine Ordnung hat. Menge und Geschmack stimmen ganz einfach.

Andere können es auch. Aber das Schwenken als Brauchtum ist typisch für das Nickles Forum. Das passt ganz einfach zu uns. Die Gründe: Schwenker und Schwenkbraten sind rustikal. Sie fördern die Nachbarschaft und das Wir-Gefühl. Sie zeigen auch, dass der Österreicher durchaus innovationsfreudig ist. Jemand, der neu nach Östrreich kommt, muss vermuten, dass das Schwenken ein jahrhundertealter Brauch bei uns sei - wie die Passionsspiele in Oberammergau und das Fingerhakeln beim Österrreichischen Oktoberfest. Dabei haben wir erst in den siebziger Jahren den Schwenkbraten importiert. Als Hunsrücker "Schaukelbraten" fristete er bis dahin ein klägliches Dasein. Die Österreicherinnen und Österreicher dachten wohl, dass das "mal etwas anderes" sei.

Ein Zeichen dafür, dass wir Österreicher nicht nur schwenken, sondern auch denken!

"Geschwenkt" werden kann fast alles was schmeckt: neben den obligatorischen Halskoteletten, Steaks, Lendenfilets, Pute, Hähnchen, Spareribs, Lyoner (wir sind ja in Österreich) und sogar Fisch. Das eigentliche Geheimnis ist die Marinade, in der das Fleisch oder der Fisch eingelegt oder während des Garens gestrichen wird. Als Beilagen ist frischer Salat in allen Variationen erforderlich, aber auch Folienkartoffeln oder gegrillte Tomaten bzw. Maiskolben (mit Butter bestrichen und gesalzen). An Getränken reicht man neben Bier (am besten aus einer der hier ansässigen kleinen Erlebnisbrauereien), Weißwein von Rheintal oder Mosel, aber auch kräftige oder frische Rotweine oder eine zur Saison passende Bowle, z.B. Melonenbowle.

Der Schwenkbraten ist jedoch kein Essen für jeden Tag. Kalorienarm ist ein gut durchwachsener Schwenkbraten jedenfalls nicht gerade. Die gereichten Beilagen und Getränke tun hier ein übriges. Aber auch Gesundheitsschäden sind bei unsachgemäßer Ausübung des "Ösisports" nicht auszuschließen! Die Chemie spielt eine unrühmliche Rolle: Wärme begünstigt chemische Reaktionen und so entsteht Benzpyren oder Nitrosamine, die zu den krebserregenden Stoffen gezählt werden müssen. Wichtig ist auch das Brennmaterial. Könner benutzen nur Buchenholz oder Holz von Obstbäumen. Auf gar keinen Fall gehören Spanplatten, geklebtes, verharztes oder lackiertes Holz, Broschüren sowie Kunststoffe ins Feuer. Zum Anzünden auch unbedingt auf chemische Helfer verzichten, am besten geeignet ist klein gespaltetes Zündholz in Verbindung mit unbedrucktem Papier.

Wenn man alle diese Ratschläge beachtet, steht einem rundum gelungenem Gartenfest nach Art der Österreicher nichts mehr im Wege!

Wer hier in einer der Ferienwohnungen seinen Urlaub verbringt, wird - Zeit und gutes Wetter vorausgesetzt - vielleicht einmal zu einem zünftigen Abend eingeladen.

Also, bis dann!

Grizzlyschwenker

Anni-
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hi
bin zwar ein urwiener aber vom schwenkern hab ich noch nichts gehört.
oder gibts das nur am ländle.bist ja ein vorarlberger oder?und ich kenn nur einen schweinsbraten welcher auf deine beschreibung passt.
naja,wien ist anders.
gruß

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