
Zum Thema Schalldämmung
Amenophis IV / 4 Antworten / FlachansichtVon: Amenophis IV
Geschrieben am: 02. Mai, 2001
Weil immer wieder der Kork als probates Mittel auftaucht, hier noch einmal grundsätzliches zum Thema Schalldämmung. (eine Antwort auf ein Posting mit Ergänzungen.
Wer in einen Neubau zieht und Altbauten kennt, wird es wissen; es gibt dünne, leichte Sperrholz-Türen ("Stegplatten") und dicke, schwere. Welche wirken wohl besser gegen Schall? Warum wiegen die Studiotüren im Rundfunk 150 Kilo? Warum ist Schallschutz-Glas 2 x 8 Millimeter dick und normales nur 4 Millimeter?
Ich glaube, spätestens jetzt ist es jedem verständlich. Schallschutz braucht Masse. Die Bleikammern von Venedig waren schalldicht. Ein Zelt ist es nicht.
Schallschutz und Wärmeschutz sind Gegenpole. Der ideale Wärmeschutz ist ein Vakuum (Thermosflasche!!!). Brauchbar sind Gase - wie Luft. Deshalb versuchen alle Isolationsmaterialien, Luft einzuschließen. Denn wenn sie sich bewegen kann (heißer Wind), kann sie auch Energie transportieren.
Man unterscheidet im Schallschutz das Reflexions-und das Adsorptionsprinzip. Beton isoliert hervorragend gegen Schall. Es wirft ihn zurück. Ähnlich funktioniert ein Auspufftopf: Der Schall wird an den Wäden reflektiert, läuft sich tot.
Das zweite ist das Adsorptionsprinzip (Watte in den Ohren): Der Schall \'verläuft sich\' in den Fasern.
In der Praxis werdenmeist Kombinationen angewendet: Im Autoauspuff wird der Schall reflektiert und adsorbiert - meist an Steinwolle, die auch drin ist. Man schneide mal einen auf.
Jetzt kam als Gegenwargument (Posting) KOrk würde zur Trittschalldämmung verwendet, würde also "gut dämmen:
bei aller Ehrfurcht für abweichende Meinungen - hier geht es um Physik. Schau einfach mal in einem Lehrbuch.
Die Trittschalldämmung ist etwas völlig anderes. Dabei wird Kork, Polyäther, Steinwolle oder Polystyrol als dünne Trennschicht verwendet. Die Aufgabe der Lärmdämmung hat dabei der Beton-Unterboden (warum wohl Beton...) und der auf der Trennschicht liegende Estrich (oder, ebenfalls sehr schwer, Spanplatten.
Die Trennschicht hat dabei die Aufgabe der akustischen Entkoppelung.
Zum Verständnis das Prinzip "Indianer und Eisenbahnschiene": Wenn ich Klopfsignale auf eine Eisenbahnschiene applizier, kann ich sie, mit dem Ohr auf der Schiene, Kilometerweit hören. Wenn ich die Schiene an einer Stelle auch nur einen Millimeter stark durchsäge, höre ich nichts mehr :>b> Das liegt nicht daran, daß Luft den Schall besonders gut isoliert (*gg*), sondern an dem gerade geschilderten Prinzip der akustischen Entkoppelung.
Ganz allgemein: Ich fände es wahnsinnig gut, wenn bei Nickles nicht jeder nach dem Motto "ich hab auch eine Meinung" posten würde, sondern die Postings fachlichen Hintergrund haben.
salut -a.
(PS: Und damit\'s auch gelesen wird, stelle ich dieses hier noch mal in eine eigenen Thread)
Beim Computer wird man sinnvollerweise ein Kombination von reflexion und Adsorption verwenden - also Masse und Fasern. www. blacknoise.de bietet zu diesem Zweck schwere Bitumenmatten an, die wohl mit Schaumstoff beschichtet sind. Im Prinzip okay. Warum ich es anders mache, steht in dem Posting bei GT-Freak.
-a.