"Ich bin Physiker, ich bin rational und ich glaube nicht an Geister."
"Was sagt das aus, wenn Sie so etwas behaupten? Das ist doch nur eine schwache Schutzbehauptung, um sich vor den Dingen zu schützen, die Sie nicht verstehen."
"Was soll der Quatsch, können wir nicht das Thema wechseln."
"Nein. Ich finde es faszinierend, wie Sie sich winden und quälen. Was ist so schlimm am Übersinnlichem?"
"Das ist nicht schlimm, das ist traurig und dumm. Sehen Sie, in meiner Welt ist kein Platz für solchen Humbug."
"Sie argumentieren nicht sehr rational, wenn ich das Wort nochmal aufgreifen darf."
"Ja, ich werde versuchen, das deutlich zu machen. In meiner Welt gehe ich davon aus, daß meine Umwelt sich nach den Regeln und Gesetzmäßigkeiten verhält, die durch die Physik vorgegeben werden. Ich denke, daß Experimente wiederholbar sind und daß sich ein Behauptung auch an den Fakten messen lassen muß."
"Viele Menschen behaupten, schon einmal einen Geist gesehen zu haben. Sind sie der Meinung, daß diese Menschen lügen."
"So etwas würde ich nicht behaupten. Aber sehen sie das menschliche Bewußtsein läßt sich leicht täuschen und das Unterbewußtsein, das soziale Umfeld und vieles mehr nimmt Einfluß auf diese Wahrnehmung. Es ist nicht nötig, daß diese Menschen Lügen."
"Ah, dann passen Sie ihr Weltbild immer so an, daß ihre logisch aufgebaute Welt nicht aus den Fugen gerät."
"Es gibt in der Physik eine Regel, sie heißt Okham’s Law. Nach dieser Regel nimmt man bei mehreren Theorien, die ein Phänomen erklären die einfachste. In unserem Fall ist es die der Psychologie, paranormale Phänomene einzuführen ist hier gänzlich überflüssig."
"Bei dem geringen Kenntnisstand den wir Heute von der Psychologie haben behaupten Sie, das das besser ist als zuzugeben, daß die Physik noch nicht alle Phänomen der Welt erklären kann."
"Ich wiederhole mich ungern, aber dazu gibt es bereits Experimente, die belegen, wie Menschen beeinflußbar sind."
"Der Glaube an Experiment ist bei euch Physikern so was wie eine Religion was?"
"Es ist die einzige Möglichkeit, etwas über die Welt um uns in Erfahrung zu bringen. Wenn die Experimente sorgsam durchgeführt werden, und kein Betrug vorliegt, dann muß ich den Ergebnissen vertrauen."
"Von der Philosophie halten Sie dann sicher nicht viel was?"
"Einen Moment, nicht so voreilig. Auch die Philosophie geht von einfachen Grundlagen aus und versucht von dort ein Modell für die Welt zu entwickeln. Das ist nicht viel anders als in der Physik, nicht umsonst ist doch die Physik aus der Philosophie hervorgegangen."
"Sicher, aber Gedanken lassen sich nicht experimentell überprüfen. Es hört sich allerdings so an, als ob sie ihnen trotzdem eine gewisse Daseinsberechtigung gestatten."
"Richtig, auch die Modelle, die wir in der Physik entwerfen sind doch Gedankenspiele, wenn auch mit jeder menge Mathematik dahinter, so daß sie die Welt so gut wie möglich erklären. Die Philosophie kann zwar nicht durch Experimente verifiziert werden, aber gegen eine logische Schlußfolgerung aus nachvollziehbaren Axiomen ist eigentlich nichts einzuwenden."
"In der Philosophie kennt man auch das Konzept der Seele, die darauf zurückgeht, daß die Summe der Leistungen der Nervenzellen mehr ist als jede Zelle für sich, können sie das Nachvollziehen."
"Das ist eine Möglichkeit, auch wenn wir noch nicht genug wissen um solche Aussagen machen zu können. Worauf wollen Sie hinaus?"
"Wenn die Seele mehr ist als die Einzelteile, was spricht dann dagegen, daß sie nach dem Tod des Individuums weiterexistiert?"
"Die Einzelteile sind tot, das spricht dagegen. Selbst wenn etwas mehr ist als die Summe seiner Teile, so ist doch klar, daß es verschwindet, wenn die Teile nicht mehr da sind."
"Versuchen wir etwas Neues. Was ist, wenn die Seelen schon vorher existieren und jeder Körper bei der Geburt eine bekommt."
"Das ist nicht akzeptabel. Sie führen die Seele jetzt als ein Axiom in ihr Modell ein, das werde ich nicht hinnehmen. Wissen Sie, das das erstens einen schier unendlichen Vorrat. Ganz abgesehen davon, daß ich nicht einsehen würde warum die Seele erst bei der Geburt vergeben werden sollte. Warum sollte die Seele nicht dem Fötus gegeben werden, wieso nicht der Eizelle, oder halbe halbe dem Vater und der Mutter, ad infinitum."
"Hören Sie schon auf. Ich war da wohl etwas voreilig."
"Das kann man wohl sagen."
"Nun, ich geh‘ dann mal wieder!"
Mit diesen Worten verpuffte das Gespenst und ließ mich endlich allein in meiner Zelle. Es war nicht immer so schwierig die Biester wieder loszuwerden. Ich ruckelte an meiner Zwangsjacke, ich würde den Wärter bitten müssen, sie ein wenig zu lockern.