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Kopier-Kontrolle auf jedem Computer

:-)shark / 6 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo Leute,

hier ein Artikel den ich brandneu reinbekommen habe. Was habt Ihr dazu zu sagen ?

Kopier-Kontrolle auf jedem Computer

Armin Medosch 25.12.2000
Kopierschutz auf Basis von Verschlüsselung soll interne Festplatten zu Polizisten geistigen Eigentums machen

Das freie Kopieren von Daten auf dem eigenem Computer könnte schon in naher Zukunft keine Selbstverständlichkeit mehr sein. Eine Industriegruppe bestehend aus IBM, Toshiba, Intel und Matsushita (C4) schlägt laut Berichten des Online-Magazins The Register Veränderungen des technischen Standards für Festplatten vor.

Die Arbeitsgruppe T13 des National Committee for Information Technology Standards arbeitet die neue Version des AT Attachment Interface (ATA bzw. ATAPI) aus. ATA/ATAPI-Geräte sollen in Zukunft für Content-Schutzmaßnahmen die Voraussetzung bieten. Da die meisten Festplatten mit diesem Standard kompatibel sind, werden hiermit für interne Speichermedien Kopier-Kontrollmechanismen eingeführt, die es bisher nur bei bei externen Medien wie z.B. DVD gab.

Digitales Kopierschutzmanagment definiert die Kräfteverhältnisse zwischen Anbietern und Nutzern digitalen geistigen Eigentums neu. Die Einhaltung der Bedingungen einer Lizenz erfolgt nicht freiwillig, sondern sind von Hard- und Software zwingend vorgegeben. Der Anbieter kann genau definieren, wie seine Programme, Texte, Bilder oder Musik genutzt werden (bzgl. Kobierbarkeit, Ablaufdatum, Ländercodes, etc).

Technisch gesehen sollen Festplatten in Zukunft nach den geänderten Spezifikationen einerseits einen "Media Key Block" von einem Megabyte enthalten, dazu gibt es einen jedem Gerät eigenen "Media Unique Key", durch deren Zusammenspiel die Content-Kontrolle auf kryptographischer Basis möglich wird.Um Files von einer Festplatte auf die andere zu kopieren, müssten beide Drives, ebenso wie das verwendete Kopierprogramm, dem neuen Standard entsprechen.

Die neuen Spezifikationen würden laut The Register das Anlegen von Sicherheitskopien von Harddisks erschweren oder ganz unmöglich machen, sofern sich auf diesen auch nur einige geschützte Files befinden. Für jedes Backup auf einen anderen als den ursprünglichen Drive wäre eine Authentifizierung durch einen zentralen Server nötig. Existierende Back-up-Programme, RAID Arrays, Speichersysteme für Bilddatenbanken etc. müssten neu adaptiert werden. Die Implikationen sind gewaltig und the Register hat nicht versäumt, entsprechend Wirbel zu schlagen. Auf die Problematik aufmerksam gemacht, habe Richard Stallman z.B. geschrieben:

"This resembles CSS and e-Books: it is another plan to impose additional power over people who use published information, on behalf of those who hope to control the power".

Auch der ebenfalls interviewte Alan Cox, Nummer 2 im Linux Kernel Team, zeigt sich empört:


"It also in its current form means you can throw disk defragmenting tools out. Dead, gone. Welcome to the United Police State Of America."

Doch auch Microsoft und viele derer OEM-Kunden seien gegen die Vorschläge, sagt The Register. Ob hier, wie suggeriert wird, ein weiterer hinterhältiger Angriff auf freie Nutzungsrechte durch die Hintertür eingeschleust werden soll, wie etwa mit CSS, SDMI oder den Seriennummern bei Intel-Chips, oder sich diese Vorstellungen in den Standardisierungsgremiums bald wieder verflüchtigen, weil sie schlicht auch impraktikabel erscheinen, ist an dieser Stelle noch nicht zu beurteilen.

ciao :-)shark

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Keuper :-)shark „Kopier-Kontrolle auf jedem Computer“
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Hi Leute,
nicht alles so richtig geordnet aber trotzdem ein paar Gedanken dazu:

Tolle Idee von den Großkonzernen - die scheinen alle langsam den Computer mit dem Fernseher oder mit einer Playstation zu verwechseln (WinME ohne DOS, GEMA Abgaben auf die Möglichkeit etwas kopieren zu können,...). Eine Technik setzt sich nur durch wenn sie gut und kostengünstig für möglichst viele Menschen zu haben ist - frei nach Adam Smith "Jedes Angebot sucht sich seine Nachfrage" - im umgekehrten Sinne nach Keuper "Was kein Angebot ist hat auch keine Nachfrage" (Premiere macht Werbung auf Teufel komm raus und kommt über seine 2 Mio User nicht hinaus - man braucht es auch nicht zum Leben). Die im Leitartikel wiedergegebne Logik kann meines Erachtens nur ein paar weltfremden Jura-Hirnen entronnen sein. Wenn dem User die Möglichkeit entzogen wird Einfluss auf sein System zu nehmen wird er bald kein User mehr sein. Die Computer werden sich wieder in klimatisierte Räume der Industrie zurückziehen oder im Mami's Herd still und leise vor sich hinwerkeln (Mit zweistelligen Verkaufrückgängen rate ich den Marketing Leuten derjenigen die da mitmachen schnell noch einen sicheren Hafen in der "Old Economy" zu suchen - nur Nickles werde ich vermissen - kriegen wir aber vielleicht mit ein paar Tricks im Fernseher unter). Als Kind der 70er ist mir die Zeit noch bewußt als es ohne PC ging und auch heute noch geht - dann spielen wir eben wieder Skat und Doko und machen die private Kalkulation von Hand (geht übrigens) - basta IBM und Co.. Die meisten Kopien kursieren doch so oder so nur in der Familie (Ich kaufe doch ADDY nicht dreimal nur weil meine Tochter die CD immer wieder zerkratzt oder meine Frau und ich von der BRAVO HIT´s nun mal die Boom Funk MC's nicht hören wollen). Unter diesem Gesichtspunkt gesehen entsteht sogar ein volkswirtschaftlicher Mehrwert denn ohne die Technik würden diese innerfamiliären Kopien gar nicht gefertigt (um diesen Sachverhalt streiten schon lange die Ökomomen)

Davon ganz ab, dass die Diskussion so oder so scheinheilig ist, denn jeder Popstar kassiert aus dem großen Urheberrechtstopf in einem Monat mehr als alle klugen Köpfe die die Technik ersonnen und veröffentlicht haben die dahinter steckt - da sollte einmal im Sinne der Programmierer angesetzt werden. Das urhebrechtliche Verteilungsproblem ist kein Problem der User sondern eines der gerechten Verteilung der Mittel.

Gruss an die frei denkende Welt
Keuper

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