Aus einem Urteil des OLG Oldenburg:
1. Allein aus der aktiven Teilnahme an einer Internet-Tauschbörse lässt sich noch keine Kenntnis des Nutzers über die Funktionsweise des genutzten Programms (Client-Software) ableiten, auf die sich die Überzeugung stützen lässt der Nutzer wisse oder habe zumindest billigend in Kauf genommen, dass bei Nutzung des Tauschbörsen-Programms ohne weiteres (wie etwa Freigaben) auch vom dem eigenen PC Daten zur Verfügung gestellt werden.
2. Es existiert kein Erfahrungssatz dahingehend, dass der aktive Nutzer einer Internet-Tauschbörse weiß oder damit rechnet, dass die von ihm heruntergeladenen Dateien bereits durch seinen Download anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Dies gilt auch im Fall der wiederholten Nutzung und umso mehr, wenn heruntergeladene Dateien in einem Ordner für “eingehende” Dateien (hier benannt als “incomming”) gespeichert werden.
Gelesen hier. Da steht übrigens auch das Aktenzeichen.
Mein Fazit: Auch wenn immer behauptet wird, dass Dummheit/Unwissenheit nicht vor Strafe schützt - hier wird diese Weisheit eindeutig widerlegt.....
Gruß
K.-H.
Download-Dienste und Tauschbörsen 2.606 Themen, 14.829 Beiträge
Mit dieser Behauptung konnte ich sowieso noch nie was anfangen. Nach meinem Verständnis ist diese Weisheit eher so zu verstehen: Wenn du ein Gesetz übertrittst, weil du es nicht gekannt hast - dein Pech.
Das heißt selbstverständlich nicht, dass man jeden einzelnen Sachverhalt unserer hochkomplexen Welt mit allen Details kennen muss.
Es ist doch alles eine Frage der Zumutbarkeit: Viele Computernutzer, auch Tauschbörsenteilnehmer haben wenig Ahnung von technischen Hintergründen - sie wollen ihr Gerät und ihre Software benutzen, nicht mehr und nicht weniger. Um einen Computer bedienen zu können, muss man das auch nicht alles wissen.
Um es wieder einmal mit dem vielstrapazierten Autovergleich zu sagen: Ein Autofahrer muss auch nicht wissen, wie viele Zylinder sein Motor hat und wie die technisch genau funktionieren - eine Fahrerlaubnis bekommt er auch ohne diese Details.
Ich finde das Gerichtsurteil sachlich-maßvoll und angemessen.
CU
Olaf
Upps,
da war ich wohl zu schnell. Finde hier ähnliche Überlegungen wieder wie in meinem Beitrag zum neuesten thread in diesem Forum:
http://www.nickles.de/static_cache/538556523.html
Ansonsten ist der Autovergleich nicht ganz stimmig.
Passender finde ich ein Beispiel mit den frisierten Mofas/ Rollern der Jugendlichen: Auch wenn ich nicht genau weiss, was die technische Änderung bewirkt (außer erhoffter Geschwindigkeitserhöhung) und wie sie genau funktioniert; so bin ich doch für die möglichen Folgen verantwortlich!
Gruß
Frank
Das musst du bei einem frisierten Mofa auch gar nicht wissen! Du musst nur wissen, dass unsachgemäße Herummachereien an deinem Gefährt verboten sind. Wenn du das trotzdem tust, dann endlich gilt wieder einmal der Satz: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Nicht umsonst gibt es autorisierte Fachwerkstätten und einen TÜV - sollte jeder stolze Besitzer eines Kraftfahrzeuges, auch eines zweirädrigen, eigentlich wissen.
CU
Olaf
Dennoch impliziert der Name "Tauschbörse" oder neudeutsch Filesharing dass dateien getauscht werden und nicht nur einfach heruntergeladen. Da die meisten Tauschsysteme zudem auch noch anzeigen, was sie gerade hochladen, muss man schon sehr dämlich sein, um ernstahft behaupten zu können, dass man nix von gewusst hat. Oder eben extrem ausgefuchst. So oder So... Auch ich gebe zu, gelegentlich mal etwas herunterzuladen... Da aber 90% (tendenz steigend) der modernen Consumerdaten (Filme, MP3s Software etc) eher die bezeichnung unbrauchbarer müll verdienen möchte ich natürlich, bevor ich etwas kaufe wissen was ich kaufe. Wenn ich mir da eine Demo des herstellers herunterlade, die dermassen im Funktionsumfang beschnitten ist, dass ich nicht weiss, ob die Vollversion das macht was ich benötige, dann ziehe ich mir eben erst die Vollversion aus dem internet.
Im übrigen möchte ich hier aus meiner sicht das Argument der Industrie, dass raubkopierer die umsätze einbrechen lassen würden klar widerlegen. Ohne Raubkopien hätten wohl viele firmen nicht an mir verdient. Auf Programme wie Cinema4D von Maxon oder VMWare bin ich erstmal nur durch Raubkopien gekommen. Da ich diese Produkte benutze, bezahle ich dann natürlich auch gerne dafür.
Prinzipiell ja - es impliziert jedoch nicht, dass jeder, der etwas herunterlädt, *automatisch* auch etwas hochlädt. So mancher Tauschbörsenteilnehmer sieht sich als reinen "Sauger", der nur konsumiert was andere hochgeladen haben - dass er selbst Traffic von urheberrechtlichen Daten *in beiden Richtungen* verursacht, dürfte längst nicht jedem bewusst sein.
Deinen letzten Absatz kann ich nur doppelt und dreifach unterstreichen!! 100% ACK - Raubkopien sind beileibe nicht nur Umsatzbremsen, sie sind gleichzeitig auch kostenlose Werbung und tragen zur Verbreitung von Produkten bei.
Um es auf die Spitze zu treiben: Ohne Raubkopien wäre Microsoft bis heute irgendeine Wald- und Wiesenfirma...
CU
Olaf
Hallo Synthetic_codes,
stimme Dir im Wesentlichen zu.
das Argument der Industrie, dass raubkopierer die umsätze einbrechen lassen würden klar widerlegen. Ohne Raubkopien hätten wohl viele firmen nicht an mir verdient
Auch hier Full Ack. Ich bin ja leider noch so doof, der Musikmafia Geld hinterher zu schmeissen. Hab also vor 10 Tagen eine CD runter geladen, angehört und danach über jpc gekauft (Spezialausgabe mit DVD etc). Bin also ein "Raubkopierer" und gehöre demnach nach Guantanamo?!
DVDs kaufe ich gar nicht mehr. Habe heute die DVD "Der Tag, an dem die Erde still stand" in meiner Videothek ausgeliehen. Kann ich ohne probs rippen und brennen. Aber wozu? Werden wir uns einmal anschauen und dann weg mit dem Kram!
Wenn die Restriktionen seitens der Medienmafia zunehmen sollten, kaufe ich gar nichts mehr! Was auch? Live-acts sind ja auch super! Demnächst mal wieder Porcupine Tree in Berlin oder Hannover (im Oktober); da kaufe ich auch gerne mal eine neue CD!
Bin also aus der Problematik mit "frisierten" Mofas etc heraus. Möge die Inhaltemafia und die sie schützende Politikerkaste dahin fahren, wo sie hingehören! (Luther hat es beschrieben!)
Gruß
Frank
Synthetic_codes Am: 05.06.2009, 23:21:
"...bevor ich etwas kaufe wissen was ich kaufe"
Richtig. Mache ich seit ich in dummer Unwissenheit vor Jahren "Norton Internet Security" kaufte ebenso. Und zwar grundsätzlich.
Denn Software wird im Allgemeinen nicht zurückgenommen.
Wenn sich das Programm dann als brauchbar erweist, dann kaufe ich es.
Was bei manchen Usern, mit denen ich mich unterhielt, schön spöttisches Lächeln hervorrief - und bei den Produzenten Staunen - denn wenn ich gefragt werde, wie ich zu diesem Programm kam, antworte ich der Wahrheit entsprechend "eMule oder Torrent".
Jürgen