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Betrifft 5-poligen Diodenanschluss

jacky5 / 4 Antworten / Baumansicht Nickles

Hallo, ich will mir einen alten Ossi-Plattenspieler mit 5-poligem Diodenanschluss kaufen. Bei den meisten, die angeboten werden, sind aber keine Boxen dabei. Deshalb wollte ich lieber vorher erstmal rauskriegen, ob es einen Adapter gibt, mit dem ich den Plattenspieler z.B. an einfache PC-Boxen anschließen kann.

Vielen Dank und Liebe Grüße...
Jacky

rill jacky5 „Betrifft 5-poligen Diodenanschluss“
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Bei den meisten DDR-Plattenspielern waren Entzerrervorverstärker eingebaut, so daß sie direkt an "normale" Verstärkereingänge (Hochpegel) angeschlossen werden konnten. Unter der genannten Voraussetzung sollte es also möglich sein, auch aktive PC-Boxen damit zu betreiben.

Adapter von DIN-Didenstecker auf Cinch gibt es, siehe Bild:



Ob es Adapter von DIN auf Klinkensteckverbinder gibt, weiß ich nicht - ich vermute, eher nicht. Es ist aber überhaupt kein Problem. die mittlerweile total unüblichen Diodenstecker abzuschneiden und einfach Klinkenstecker bzw. -buchsen anzulöten. Die Kabel waren üblicherweise Zwillingsleitungen mit je einem abgeschirmten Kabelstrang (koaxialer Aufbau) pro Kanal. Wenn Du nicht selber löten kannst, mußt Du entsprechend Hilfestellung in Anspruch nehmen.

Andere Frage:
Warum willst Du Dir gerade einen alten DDR-Plattenspieler zulegen?? Vom Laufwerk her (ich meine nur die Geräte mit Riemenantrieb, nicht die Dinger mit Reibradantrieb) betrachtet waren sie besser als viele Billig-Dreher aus dem Westen ... sie hatten aber bis auf ein oder 2 Ausnahmen keine Halbzoll-Befestigung für den Tonabnehmer - eben eine "Spezial-DDR-TA-Befestigung". Austauschbare Tonarmbretter für die Montage unterschiedlicher Tonarme (einschließlich Nachrüstbarkeit Halbzoll-Tonarm) gab es definitiv nicht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde von der Anschaffung eines alten DDR-Plattenspielers abraten!


rill

jacky5 rill „Warum DDR-Plattenspieler?“
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Hallo,

erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort, die mir wirklich gut weiterhilft.

Zu deiner Frage: einen DDR-Plattenspieler möchte ich einfach aus (n)ostalgischen Gründen. Ich sammle DDR-Zeugs und bin kein richtiger Plattenfreak, möchte nur ab und zu gerne mal wieder meine alten DDR-Schallplatten hören und das natürlich dann am liebsten auf dem entsprechenden Plattenspieler. Ich hatte eigentlich bis vor Jahren selbst noch unseren alten Ziphona Türkis, der nur leider dann bei nem Umzug zu Bruch gegangen ist. Aber er hat gut 20 Jahre lang einwandfrei seine Dienste geleistet. Also mach mir wegen dem Tonabnehmer einfach mal nicht allzu viele Sorgen ;o) .

LG Ines

hexagon rill „Warum DDR-Plattenspieler?“
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Hallo,

das Problem ist nicht mit einem Kabeladapter gelöst.

Das erste Problem hierbei ist der Pegel der ein DIN-Ausgang liefert. Die Zahlen weiss ich nicht auswendig. Ich meine aber, dass der DIN-Pegel etwa nur 1/10 von dem Cinch-Pegel beträgt. Wenn Du Dir also so einen Kabeladapter lötest, wird aus den PC Boxen kein nennenswerte Signal (Lautstärke) herauskommen.

Das zweite Problem ist, dass der Frequenzgang nicht linear ist. Du benötigst dazu einen Entzerrer-Vorverstärker für ein magnetisches Tonabnehmersystem.
Bei Bedarf kann ich Dir einen Schaltplan von einem Entzerrer-Vorverstärker liefern.

MfG. Hexagon

rill hexagon „Hallo, das Problem ist nicht mit einem Kabeladapter gelöst. Das erste Problem...“
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Ich hatte es ja bereits erwähnt, alle mir bekannten DDR-Plattenspieler hatten einen im Laufwerk eingebauten Entzerrervorverstärker ... das sah im Detail so aus, daß der 220/230V~ Antriebsmotor eine Extrawicklung für die Stromversorgung des Entzerrervorverstärkers hatte, Gleichrichtung und Siebung waren auf der Platine des Entzerrervorverstärkers enthalten. Mir ist auch kein einziger DDR-HiFi-Verstärker mit Phonoeingang bekannt. Solche Lösungen waren eben in einem Land üblich, das sich vom gesamten übrigen HiFi-Weltmarkt abgeschattet hatte ... was nicht heißt, daß es nur Technik auf Schrottniveau gab - im Gegenteil.

Wenn ein DDR-Gerät einen DIN-Stecker hatte - der "Diodenstecker" hieß, heißt das noch lange nicht, daß dort auch ein irgendwie standardisierter DIN-Pegel ausgegeben wurde. Genausowenig ist (nach meiner Kenntnis und Erfahrung) die Eingangsempfindlichkeit von PC-Speakern standardisiert.

@jacky5:
Du kannst auf jeden Fall über Adapter oder ausgetauschte Stecker versuchen, PC-Boxen oder sonstige Verstärker dort anzuschließen. Es gibt aber in meinen Augen keinen vernünftigen Grund, DDR-Schallplatten mit einem DDR-Plattenspieler zu hören ... Mit NAIM aus England gibt eine HiFi-Firma, die an der guten alten DIN-Buchse immer noch festhält - aus klanglichen Gründen!

Die Aufnahme- und Pressqualität der DDR-Schallplatten war übrigens überwiegend exzellent, speziell im Klassikbereich ... welche "westliche" Schallplattenfirma hatte schon mehrere fest installierte Aufnahmestudios in Kirchen mit hervorragender Akustik (Paul-Gerhard-Kirche Leipzig, Lukaskirche Dresden und eine 3. Kirche in Berlin)? Die Eterna-Aufnahme von Carl Orffs "Die Kluge" gilt unter Vinyl-Freaks als eine der besten Schallplattenaufnahmen aller Zeiten!! Auch z. B. Paul Simons "Graceland" als Amiga-Ausgabe ist wohl die best klingende Pressung überhaupt.


rill