Warum wundert es Dich. daß mit 2 Kanälen eine sehr gute Räumlichket möglich ist? Der Mensch hat auch nur 2 Ohren und kann Schallereignisse aus allen Richtungen lokalisieren (war nun mal als Überlebensstrategie in graunen Vorzeiten wichtig - und auch heute noch beim Überqueren einer Straße)! Wenn bei Aufnahmen mit sehr wenigen Mikrofonen gearbeitet wird (maximal mit wenigen Stützmikrofonen) - quasi als Ohr-Ersatz - und es wird 2- oder 3-spurig aufgenommen, dann sind auch alle Richtungsinformationen, Raumhall, Laufzeitdifferenzen usw. in der Aufnahme selbst enthalten. Wenn Produzenten, Ton- und Masteringingenieure exzellente Arbeit abliefern, kann man diese gute Räumlichkeit über eine gute Anlage in seinen eigenen vier Wänden hören. Allerdings ist (normalerweise) mit 2 Lautsprechern keine Schallprojektion hinter einer bestimmten Linie vor dem Hörer möglich. Das ist ja bei Musik auch nicht nötig, da Musik Live i. d. R. vor dem Hörer präsentiert wird. Es gibt aber Lautsprecher- bzw. Wiedergabesysteme, die an einem jeden beliebigen Punkt im Raum Schallereignisse projezieren können (mitunter auch nur für den "angepeilten" Hörer selbst hörbar).
Gehe mal in ein High End Studio - sollte es in jeder größeren Stadt geben - oder in ein HiFi- oder High End-Wohnraumstudio (Termine meist nur nach Vereinbarung) ... gibt es machmal auch abseits z. B. auf Bauernhöfen und lasse Dir audiophile Aufnahmen vorführen - mit dem Schwerpunkt "Räumlichkeit".
Ich muß gestehen, daß ich selbst bei einer zufälligen Hörsitzung in einem High End Studio von diesem High End Bazillus angesteckt wurde (nicht ohne Auswirkungen auf meinen Kontostand!) ... eben weil mich dieses räumliche Wiedergabevermögen einer sehr guten Anlage äußerst beeindruckte. Räumlichkeit ist zwar nicht alles, dazu gehören auch Frequenzgang, Präzision der Bässe, seidige Höhen, Auflösungsvermögen/Durchsichtigkeit, Natürlichkeit (speziell von Stimmen) und einiges mehr. Wenn man eine Anlage auf sehr gute Räumlichkeit optimieren will, kommt es in erster Linie auf Auswahl (D'Appolito) und Aufstellung der Lautsprecher an. Daß eine (exzellente) Quelle (CD/LP/SACD/DVD-Audio) und Wiedergabeelektronik verwendet wird, setze ich voraus.
Mit 2-Kanälen ist es - wie schon beschrieben - möglich, z. B. bei einer Orchesteraufnahme von klassischer Musik nahezu die gesamte Ausdehnung eines Orchesters im Wiedergaberaum abzubilden ... und das in einer Breite über die Positionen von linker und rechter Lautsprecherbox hinaus und in einer Staffelung in der Tiefe und in der Höhe. In der LP-Aufnahme der Carmen-Suite von Bizet (bearbeitet von Schtschedrin, Spivakov/Moskauer Vituosen, Super-Melodiya-Aufnahme) sind die Kastagnetten "zum Greifen nah" ganz nach vorn unten gerückt und diverse Schlagwerke/Glockenspiele kommen von oben hinten oder (anderes Beispiel) Kirchenglocken kommen von weit oben in Tschaikowskis "Ouvertüre 1812" (mehrere exzellente und räumliche Aufnahmen).
Bei guten Aufnahmen und einer guten Wiedergabekette löst sich die Musik vollkommen von den Lautsprechern und steht völlig frei im Raum!
Nach meiner Erfahrung haben LPs die bessere Räumlichkeit als CDs ... das trifft jedenfalls für gute Aufnahmen zu, die ich als CD und LP gleichermaßen habe. Für CDs kenne ich (leider) keine Internetseite mit einer guten Auflistung außer Harry Pearson's Super CD List ("TAS-List" von The Absolute Sound), gibt es auch als LP-Liste, bei LPs auch nicht schlecht: SUPREME LP RECORDINGS.
rill