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TEST: Umidigi Z2 - Neues Smartphone mit schlankem Design und hochwertiger Verarbeitung für rund 210 Euro

Michael Nickles / 1 Antworten / Baumansicht Nickles
Das Umidigi Z2 kommt mit großem 6,2 Display, aktuellem Design und ist hervorragend verarbeitet.

Mit dem Umidigi Z2betritt ein neues China-Smartphone die Bühne, das auf aktuelle Designmerkmale setzt: extrem schlankes hohes Display im 19:9 Format, extrem wenig Gehäuserand und “Notch”. Diese “Aussparung” am oberen Gehäuserand wurde von Apple im vergangenen Jahr mit dem Iphone X eingeführt und dann von weiteren Herstellern “abgekupfert”.

Der Trend geht hin zu Displays die möglichst die komplette Gehäuseoberfläche einnehmen, aber es braucht dort auch Dinge, die sich unter einem Display nicht oder nicht sinnvoll verstecken lassen: beispielsweise Selfie-Kamera, Gesichtsscanner und Lautsprecher.

Die Aussparung dient also dazu, auch die freien Flächen neben diesen Elementen als Display nutzbar zu machen.

Lieferumfang: Kurzanleitung, SIM-Schacht-Stecker, Gerät mit Schutzcover (hier montiert), Displayschutzfolie, USB-Kabel, EU-Schnellladenetzteil und USB-Kopfhöreradapter.

Design: Durch die Kern-Designelemente “Notch” und 19:9 Display-Format ähnelt das Umidigi Z2 zwangsläufig dem Iphone X. Wer Android-Technik haben will, die Optik eines Iphone X und vergleichsweise wenig dafür zahlen, liegt bei diesem China-Smartphone also richtig.

Designfans will Umidigi auch mit der Rückseite des Z2 ansprechen, die einen Grün-Violett-Farbverlauf hat, also nicht den üblichen einfarbigen Einheitsbrei. Je nach Lichteinfall und Blickwinkel sieht die Rückseite mal eher violett und mal eher grün aus. Die Rückseite des Z2 besteht vollständig aus Glas was für Kratzfestigkeit sorgen soll.

Sämtliche Übergänge von Rückseite über metallischen Rand bis Display sind sehr geschmeidig, das Gehäuse ist mit 8,3mm sehr flach, das Kameraobjektiv steht nicht hervor, ist bündig mit der Rückseite – das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Das Z2 fühlt sich ausdrücklich gut und hochwertig an, es macht Freude das Ding in die Hand zu nehmen. Besser ist es kaum machbar. Es ist ausdrücklich entscheidend bei diesem Smartphone auf die Design- und Feeling-Eigenschaften hinzuweisen. Denn genau das ist quasi das Alleinstellungsmerkmal des Z2.

Display: Das Display des Z2 hat zwar üppige 6,2 Zoll Diagonale, dennoch ist dieses Smartphone kein „fetter Brocken“. Aufgrund des 19:9 Formats ist das Display extrem schlank, sehr hoch und nur wenig breit, es hält sich ähnlich in der Hand wie ein 5 bis 5,5 Zoll Gerät. Das liegt unter anderem daran, dass die Gehäuseränder lobenswert schmal sind und die Display-Oberfläche 90 Prozent (Herstellerangabe, nicht mit Lineal nachgemessen) der Gehäuseoberfläche einnimmt – ein super Wert. Abgerundet sind nicht nur die oberen beiden Display-Flächen neben der Aussparung (Notch). Auch unten sind die Ecken abgerundet. Das sieht durchaus schick aus, bringt in manchen Situationen aber Nachteile (wie später beschrieben).

Das Umidigi Z2 liegt sehr gut in der Hand, auch mit aufgezogenem Schutzcover ist das Gerät sehr schlank – und ist greift sich dann besonderes sicher und rutschfest.

Zum 19:9 Format: Das Umidigi Z2 Display ist dank 6,2 Zoll Diagonale zwar sehr groß aber aufgrund des 19:9 Format sehr schmal. Die Breite fühlt sich schmal an wie bei einem 5 Zoll Gerät, das Tippen auf der Bildschirmtastatur ist entsprechend fummlig. Da bringt das große Display keinen Vorteil. Aber das ist halt der Trend, dem auch andere Hersteller folgen: möglichst schmal und möglichst hoch.

Die Schlankheit erleichtert keineswegs einhändige Bedienung. Der Daumen kommt zwar prima bis zu den seitlichen Rändern, ins obere Display-Drittel aber kaum. Das einhändige “Anklicken” der URL-Zeile oben im Browser schafft bestenfalls “Gummimann” Mr. Fantastic. Auch das einhändige Bedienen der Navigationstasten am unteren Bildrand ist unbequem. Je länger ein Gerät, desto mehr greift hier der Hebeleffekt.

Die Aussparung ist beim Z2 leider viel breiter als nötig. Der rot markierte Bereich ist ungenutzt. Hier hätte sich beispielsweise noch locker eine Benachrichtigungs-LED unterbringen lassen.

Zur Aussparung (Notch): Dem Streben immer mehr Gehäuseoberseite mit Display zu füllen kommen insbesondere zwei Dinge in die Quere: der Lautsprecher fürs Ohr und die Selfie-Kamera müssen irgendwie sinnvoll hin, man kann sie nicht weglassen.

Drum wurde die Aussparung (Notch) erfunden. Oben in die Mitte kommen die Dinge, die sich nicht sinnvoll unter einem Display verstecken lassen, der Platz links und rechts wird als zusätzlicher Display-Platz verwendet, in dem sich beispielsweise Benachrichtigungs-/Infosymbole unterbringen lassen. Problem dabei: der zusätzliche Platz reicht nicht für genug Symbole aus. Eine zusätzliche komplette Statuszeile darunter bedeutet dann aber mehr Platz für Symbole als nötig.

Oben das abfotografierte Smartphone-Display, unten der Screenshot der Darstellung. Aufgrund der abgerundeten Display-Ecke geht rechts unten in der Statuszeile der E-Book-Reader App FBreader die Akkuanzeige („71%“) komplett verloren.

Desgin kills function: Die Richtlinie, dass erst die Funktionalität kommen sollte und dann die Optik, gilt leider bei modernen Smartphones nicht mehr. Dem ist auch beim Umidigi Z2 so. Vermutlich aus Designgründen hat Umidigi beim Z2 die unteren Display-Ecken abgerundet.

Das ist nicht tragisch, wenn der untere Bereich nur für das Einblenden der Navigationstasten dient. Sinnvollerweise stellt man das Gerät aber so ein, dass die Tasten automatisch ausgeblendet werden, wenn sie nicht benötigt werden um mehr Display für Inhalte zu haben. Diverse Apps (beispielsweise der beliebte E-Book-Reader FBreader blenden die Tasten ungefragt aus).

Blöderweise gehen Apps von “eckigen Ecken” aus, sie kennen keine Abrundungen. Macht man mit dem Z2 Screenshots, sind in denen auch keine Rundungen zu sehen - intern wird das Display also als “eckig ohne Rundungen” behandelt (das gilt auch für den Bereich hinter der „Notch“). Je nach App werden von den Rundungen also vorhandene Informationen verdeckt, nicht angezeigt.

Der Farbverlauf der Rückseite ist schick und die Glasoberfläche fühlt sich sehr angenehm an. Allerdings flutscht das Gerät leicht aus der Hand. Ein Schutzcover wiederum ruiniert die hübsche Optik und das edle Feeling. Hier muss jeder individuell entscheiden, was wichtiger ist: Optik oder Schutz.

Im Fall der Google-Foto-App sind die unteren Ecken von Fotos nicht zu sehen, im Fall des FBReader geht unten rechts die Akkuanzeige verloren. Man kann mit dieser Einschränkung leben, wirklich Spaß macht das aber nicht. Jederzeit droht hier die Überraschung, dass eine App nicht exakt so dargestellt wird, wie es sein sollte.

Fetter Akku und schnelles Laden: Trotz schlankem Gehäuse und recht geringem Gewicht von nur 165 Gramm hat das Z2 einen fetten Akku mit 3.850 mAh Kapazität drinnen. Und: hier wird Schnellladetechnik nicht nur als theoretisches Feature beworben (das halt der Chipsatz kann, aber nicht genutzt wird) sondern er funktioniert auch praktisch. Mit dem beigepackten EU-Netzteil lädt das Z2 rasend schnell.

Links das mitgelieferte Schutzcover. Rechts das Z2 von hinten. Die Schutzfolie auf der Rückseite ist mit Erläuterungen versehen, beispielsweise, dass im Steckkarten-Schacht wahlweise zwei SIM-Karten oder eine SIM und eine Speicherkarte reinpassen.

Fingerabdruckscanner: Der Fingerabdruckscanner des Z2 funktioniert leider nur unbefriedigend, wie auch in anderen Testberichten festgestellt. In der Praxis sieht das so aus: Nach Berühren des Scanners an der Gehäuserückseite gibt das Z2 stets ein kurzes Vibrationsfeedback.

Dann passiert eines von zwei Dingen: nach ca einer Sekunde (!) entsperrt das Gerät, das Display wird hell. Oder es passiert nichts, das Display bleibt einfach aus. Beim zweiten Berühren klappt es dann fast immer. Offensichtlich weckt die erste Berührung das Gerät nur auf, damit es sich zur Analyse des Fingerabdrucks bereit macht. Das ist nervig und nicht akzeptabel. Gewiss handelt es sich hier um ein Software-Problem, Umidigi sollte da rasch nachbessern! Dass das Gerät auch weitere Entriegelungsmethoden (unter anderem per Gesichtserkennung) bietet tröstet nicht wirklich, zudem diese Methode auch vom Hersteller selbst als nicht besonders sicher beschrieben wird.

Pures Android ohne Bloatware: Generell wird es gelobt, wenn ein Smartphone mit “purem Android” kommt, wenn es frei von jeglichem Herstellerzeugs ist. Umidigi erfüllt diesen Wunsch beim Z2. Es ist keinerlei ersichtliche “Bloatware” drauf, das Gerät hat einfach ein pures Android 8.1 (Oreo), also die topaktuelle Android-Version. Eine ausgiebige Präsentation des installierten Systems mit allen Screenshots (hier englischsprachig) gibt es hier.

Das ist leider mit Nachteilen verbunden. Viele Funktionen, die bei vom “Hersteller optimierten” Geräten bereits standardmäßig vorhanden sind, müssen bei einem “puren” Android-Gerät mühselig herbeigeschafft werden.

Als Beispiel sei der “Blaulichtfilter” genannt, auch als “Lesemodus” oder “Nachtmodus” bezeichnet. Damit wird die typischerweise recht kalte und grelle Darstellung von Displays augenfreundlicher gemacht, sie wird “wärmer”. Idealerweise kann dieser “Lesemodus” simpel ein-/ausgeschaltet werden. Beim puren Android 8.1 des Z2 gibt es diesen Modus nicht und ich fand auch ums Verrecken keinen Geheimtrick ihn irgendwie zu aktivieren (der alte “System UI Tuner” Tipp funktioniert beim Android 8.1 des Z2 nicht). Eine App-Suche in Google Play nach Blaulicht-Filter hilft. Dann heißt es “blechen” oder sich dumm und dämlich nach einer passenden App suchen, die nicht allzu “werbeverseucht” ist.

Hinweis: In den technischen Daten wirbt Umidigi beim Display mit einem „Reading Mode“, also Lesemodus. Ich fand aber weder in den Einstellungen noch im Internet irgendeinen Hinweis, wie der sich aktivieren lässt. Eventuell ändert sich das mit einem Software-Update.

Ein weiteres Ärgernis das schnell nervt: wird das Z2 mit PIN entsperrt, dann muss nach Eingabe der vier Ziffern noch abschließend überflüssigerweise die Eingabetaste betätigt werden.

Auch gilt, dass vorinstallierte (und damit auch nicht deinstallierbare!) Google-Apps nicht immer ein Gewinn sind. Die Google-Kamera App ist beispielsweise arge Geschmackssache und sie liefert nicht unbedingt die beste Qualität (immer als Alternative „Open Camera“ ausprobieren!).

Opfer moderner Zeiten: altbewährte analoge Kopfhörer/Ohrstöpsel funktionieren leider nur noch per Adapter am USB-Typ-C-Port, wenn ein Gerät keinen analogen Anschluss mehr hat.

USB-Typ C und Kopfhörer: Umidigi folgt (in diesem Fall leider) dem Trend der Zeit und hat dem Z2 eine USB-Typ-C Buchse spendiert, hinter der allerdings noch klassische langsame USB 2.0 Technik steckt. Auf eine analoge Kopfhörerbuchse wurde verzichtet. Ein analoger Kopfhörer mit Klinkenstecker kann per mitgeliefertem Adapter an die USB-Typ-C Buchse angeschlossen werden. Das bringt  zwangsläufig den Nachteil, dass analoger Kopfhörerbetrieb und gleichzeitiges Laden des Geräts nicht möglich ist. Hier bleibt nur Ausweichen auf einen Bluetooth-Kopfhörer. Das ist kein spezielles Umidigi-Problem sondern leider aktuell zunehmend der „Normalfall“.

Flotte gehobene Mittelklasse: Bei den inneren Werten setzt das Z2 auf gehobene Mittelklasse-Komponenten, Rechenwerk ist eine Helio P23 CPU (MT6763T) von Mediatek, die mit 6 GByte RAM und 64 GByte ROM zusammenarbeitet. Das Z2 reagiert außerordentlich flott, der üppige Hauptspeicher fasst  auch zig Apps gleichzeitig. Das Surfen macht Spaß: auch große Webseiten laden rasch und es kann schnell darin gescrollt werden.

Das beigepackte schwarze Schutzcover hat eine strukturierte Oberfläche, das Z2 liegt damit bombenfest rutschsicher in der Hand.

Zugaben: Dem Z2 ist zusätzlich zur Transportschutzfolie noch eine richtige Display-Schutzfolie aufgezogen. Ebenso ist gleich eine schwarze Schutzhülle angebracht. Die ist „gummiert”, hat eine fühlbare Struktur und fühlt sich gut an. Das Z2 liegt damit super rutschfest in der Hand. Aber mit dieser Hülle geht das Designmerkmal der Violett-Grün-schimmernden Glasrückseite komplett verloren.

Der  Verpackungsaufdruck listet beim Lieferumfang ein “translucent case”, also ein durchsichtiges Schutzcover - das würde die “Grün-/Violett-Farbgebung” gewiss ein wenig retten, beigepackt ist aber ein undurchsichtiges schwarzes Cover - eventuell ändert sich das noch. Beigepackte Display-Schutzfolie und Schutz-Cover: gerade bei einem sehr marktfrischen Gerät ist das enorm wichtig! Denn: es kann eine Weile dauern bis passendes Zubehör erhältlich ist (oder es kommt nie welches, wenn die Verkaufsstückzahlen zu mager sind).

Magere Community: Ein Blick ins englischsprachige Forum zum Z2 auf der Herstellerseite macht klar, dass Fans dieses Geräts recht einsam sind. Rund einen Monat nach Marktstart im Juli 2018 gab es dort gerade mal 10 Marketingbeiträge vom Hersteller selbst, kein einziges Thema wurde von einem Nutzer gestartet. Eine sehr gute Adresse zum Checken, ob ein Gerät auf reges Interesse stößt ist das englischsprachige XDA Developers Forum, in dem sich viele Android-Entwickler und Freaks tummeln. Auch dort sieht es beim Suchstichwort „Umidigi Z2“ noch sehr mau aus (hier checken). Im Idealfall ist ein Gerät bei Entwicklern so beliebt, dass es ein eigenes Forum spendiert kriegt.

Ob das für die Kaufentscheidung relevant ist, muss jeder selbst entscheiden. Technikfreaks wird es vermutlich stören, „Nur-Nutzern“ wird es egal sein.

Details und Tests: Alle Details zum Gerät gibt es auf der Herstellerseite. Im Netz gibt es diverse Testberichte zum Z2, bei denen das Gerät sehr gut abschneidet. Dort finden sich auch Details zu den verbauten Kameras. Was fototechnisch da rauskommt ist wie immer Geschmackssache, für den „Standardgebrauch“ reicht es garantiert aus (wie bei eigentlich jedem Smartphone), die Ergebnisse einer Profikamera werden selbsterklärend nicht erreicht.

Hervorragende gehobene Verarbeitung, schlankes 19:9 Display, ordentliche Ausstattung – wer das sucht, wird mit dem Umidigi Z2 glücklich und in dieser Preisklasse aktuell kaum eine Alternative finden. Wem innere Werte wichtiger als Äußerlichkeiten sind, der hat in der China-Smartphone-Mittelklasse natürlich Alternativen, wobei hier beispielsweise der Mittelklassekönig Xiaomi Redmi Note 5 genannt sei (das beim Design aber nicht mit dem Z2 mithalten kann).

Insgesamt bietet Umidigi mit dem Z2 ein sehr gutes Gesamtpaket mit sinnvoller technischer Ausstattung: Gute CPU-Leistung, 6 GByte Arbeitsspeicher, 64 GByte Flashspeicher, vernünftige Display-Auflösung mit 1.080 x 2.246 Pixel (mehr braucht es schlicht nicht wirklich), verpolsichere USB-Typ-C Buchse, Schnellladetechnik. Und dazu eben das sehr hochwertig verarbeitete Gehäuse.

Der Preis des Umidigi schwankte zum Zeitpunkt dieses Berichts enorm, zwischen rund 210 bis fast 240 Euro. Den aktuellen Tagespreis bei Gearbest gibt es hier.

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Schade das es kein DAB+ kann. Das wäre mal etwas besonderes. Das kann nur das LG Stylus 2.

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