"Appsolution" per iPhone
Das Smartphone als Beichtvater
von Anatol Locker
Was es nicht alles gibt: Eine Beicht-App, sogar mit Segen der katholischen Kirche? heute.de macht den Selbsttest und begibt sich in den digitalen Beichtstuhl.
Ob Aktionär, Hobbybastler, Radfahrer, Astrologe, Kitesurfer, Kleinkind, Pilot oder Pendler¿ für ziemlich alles und jeden gibt es eine App. Nur in Sachen Seelenheil sah's in Apples Appstore bislang dürftig aus. Das ändert sich mit "Confession: A Roman Catholic App", die Anfang Februar in den iTunes-Store schwebte. Und das mit kirchlichem Placet: Die Beicht-App bekam das "Nihil Obstat" (lateinisch für "unbedenklich") der amerikanischen Bischofskonferenz.
Das Ziel der App ist klar: Sündige sollen weniger ins Handy glotzen, sondern sich auf den rechten Weg begeben. Da kommt die Beicht-App als GPS fürs Moralische natürlich gelegen. "Der Wunsch Benedikt XVI. ist es, dass junge Menschen moderne Kommunikationsmittel und soziale Netzwerke für ihr persönliches Wachstum nutzen und besser darauf vorbereitet sind, der Gemeinschaft zu dienen", erklärt Entwickler Patrick Leinen. "Dem wollen wir Rechnung tragen. Unsere App hat bereits einen Mann dazu gebracht, nach 20 Jahren das Sakrament anzunehmen. Wir hoffen, dass sich dem viele weitere anschließen."
Nun hat der heute.de-Autor schon allein durch Sonntagsarbeit ein beachtliches Scherflein Sünde auf sich geladen - und ist damit der ideale Proband für die Beicht-App. Also los: Der 1,59-Euro-Appgesandte ist schnell geladen und unkompliziert zu bedienen. Jeder Beichtwillige legt einen passwortgeschützten Account an. Dabei gibt man Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Familienstand und das Datum der letzten Beichte an. Die versehentlich erwischte Kombination "Frau und Priester" geht natürlich nicht, da meckert die App höchst katholisch. Wohin die privaten Daten anschließend gefunkt werden und ob sie dem Beichtgeheimnis unterliegen, gehört in die Rubrik "Gottvertrauen".
"Ego te app-solvo"
Nach der Quasi-Feststellung der Personalien vor dem iBeichtstuhl erforscht nun der Reuige sein Gewissen. Die App liefert dazu einen Fragenkatalog, der sich an den Zehn Geboten orientiert. "Waren Sie zornig oder ärgerlich?" trifft wahrscheinlich auf drei Viertel der Deutschen zu, "Ist materieller Wohlstand der Zweck Ihres Lebens?" schickt die Kaste der Manager ohne Umwege in die Vorhölle. Sollten die vorgeschlagenen Sünden wider Erwarten nicht passen, lassen sich eigene Vergehen ins iPhone tippen - da ist der Sünder doch froh um Passwortschutz.
Mit einem weiteren Fingertipp geht es nun zur Beichte, die recht nüchtern und unspektakulär ausfällt: Das iPhone zeigt einleitenden Text und berechnet den letzten Beichttermin. Anschließend tippt der Reuige auf die ausgewählten Sünden, um sie seinem iPhone zu gestehen. Anschließend nun wird man zu einem Gebet aufgefordert¿ das war's. Ob den Machern eigentlich bewusst war, dass die Beichte auf einem Handy abgelegt wird, dessen Firmenname in der Bibel die Sünde symbolisiert?
Erzkonservative Haltung
Gewissenserforschung, Reue, guter Vorsatz, Bekenntnis und Wiedergutmachung in eine App zu quetschen, mag eine löbliche Idee sein. Auch über den Wert der "iBeichte" mag man streiten - unbestritten ist aber die unerträgliche erzreaktionäre Ausrichtung des mitgelieferten Sündenkatalogs. Schuld durch Homosexualität, Schuld durch Tragen unzüchtiger Kleidung, Schuld durch Masturbation, Schuld durch vorehelichen Sex, Schuld durch das Nutzen von Kondomen, Schuld durch Abtreibung¿ das zeugt von einer höchst erzkonservativen Moralvorstellung der App-Macher. Ob man damit die modernen Schäfchen auf den richtigen Weg bringt? Um das zu diskutieren, gibt es wahrscheinlich auch wieder eine App.
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/0,3672,8210872,00.html
lol ein absolut sinnvolles App :D Himmelherrgottzakrament, da fällt mir doch glatt die Kippe ins Bierglas.
Aber so kann man auch an seine Spenden kommen, da es ja nich mal kostenlos iss
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Neben dem Beichtstuhl wird zukünftig auch die ambulante Behandlung beim Arzt überflüssig. Wozu gibt es moderne Technik!
Zu riesigen Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arsch oder Appotheker :-D
Cheers
Olaf
Es gibt wohl schon Apps in der Richtung, wie auch Überlegungen so etwas für chronisch Kranke zu nutzen. Nicht als eine Art Robodoc, sondern mehr um z.B. kritische Zustände an den behandelnden Arzt übermitteln zu lassen, oder die Daten sofort parat zu haben, wie auch immer. Sicher keine grundsätzlich falsche Überlegung, allerdings wie immer ein Problem von Datenschutz und -Sicherheit.