Hallo, möchte in absehbarer Zeit meinen PC auf (bezahlbare) SCSI-Fest-platte und bootfähigen Controller (DAWI ?) umrüsten. Welche Standards
und welche Geräte sind momentan empfehlenswert.Es müssen keine High-End-Geräte sein,aber ich will mir auch keinen veralteten Kram einbauen.
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Ich führe erst mal die noch empfehlenswerten Standards auf:
- Ultrawide-SCSI bis 40MB/s je nach Geräteanzahl bis 3m, bei nur 2 Geräten 6m Kabellänge (Hostadapter zählt ebenfalls als Gerät)
- Ultra2Wide-SCSI bis 80MB/s bis 12m Kabellänge
- U160-SCSI bis 160MB/s bis 12m Kabellänge
letzteres ist jetzt noch aktuell, muß aber nicht Verwendung finden. Der "normale" 32-bit PCI-Bus kann ja nur 133MB/s übertragen. Außerdem erreicht man die maximale Transferrate nur mit entsprechend vielen Geräten, wenn alle gleichzeitig Daten übertragen wollen.
Noch in diesem Jahr kommt dann U320-SCSI, und ab 2003 dann U640, dafür wäre im Moment selbst 64-bit PCI zu langsam. Nur als kleiner Blick in die Zukunft.
Es bleibt also eigentlich nur Ultrawide (kurz UW-SCSI) und Ultra2Wide-SCSI (U2W) übrig. Ich würde hier allerdings U2W-SCSI empfehlen, da ein SCSI-System mit der Zeit weiter ausgebaut wird und auch mehrere PC-Umbauten überdauern wird. Im realen Betrieb ist U2W-SCSI von Datendurchsatz her auch immer noch schneller als UDMA-100.
Die Sache mit U2W hat allerdings einen Haken: Da kam nämlich eine gravierende Änderung hinzu, auf die ich zum besseren Verständnis näher eingehen möchte.
Alle SCSI-Standards bis UW-SCSI arbeiten nach der SE-Methode (SE = Single Ended), es werden alle positiven Datenleitungen mit Masseleitungen gepaart. Ab U2W-SCSI wird nur noch mit LVD (= Low Voltage Differencial) gearbeitet, hier werden die positiven mit negativen Datenleitungen gepaart. Gemischter Betrieb von SE- und LVD-Geräten ist nicht möglich. Man kann die Geräte zwar verwenden, dann werden aber alle LVD-Geräte nur im SE-Modus betrieben, also mit maximal 40MB/s und der kürzeren Kabellänge.
Es gibt hier 2 Lösungen: entweder ein Dual-Channel-Hostadapter (z.B. der 21002 von LSI Logic mit 2 unabhängigen Kanälen, einer U2W und einer UW). Oder ein Hostadapter mit sogenannter UW-Bridge. Selbiges heißt bei Adaptec "SpeedFlex". Bei diesen Hostadaptern wird ausschließlich nach LVD gearbeitet, aber über einen SE zu LVD-Converter kann man auch SE-Geräte ohne Geschwindigkeitseinbußen anschließen und betreiben. Der Converter selbst ist für das System "unsichtbar", er setzt aber alle SE-Signale der Geräte auf LVD um und umgekehrt. Der Hostadapter "sieht" also alle Geräte als LVD-Geräte. Empfehlenswerte Hostadapter wären hier der DC2980 von Dawicontrol (der hat einen Chip von LSI Logic), oder von Adaptec und anderen. Mit genauen Bezeichnungen muß ich hier erstmal passen, also immer genau die genauen Angaben zum jeweiligen Hostadapter lesen.
Vom Preis her gesehen macht das nicht unbedingt einen großen Unterschied, bisher war ein Adaptec mit Bridge immer noch teurer als der 21002 Dual-Channel von LSI Logic. Den Dawicontrol gibts schon für ca. 330DM.
Zur Festplatte: Da sich SCSI-Geräte, im Gegensatz zu IDE, die Bandbreite des Busses teilen ist es hier besser, mehrere kleine SCSI-Platten zu nutzen als eine Große. Auf diese Weise brauchst Du auch nicht gleich eine große Summe über den Tisch zu schieben.
Wenn Dir also zum Anfang eine 9-er reicht kannst Du später noch eine 9-er zukaufen und das System nach und nach ausbauen.
Empfehlenswerte Platten wären z.B. die Quantum Atlas 4 oder 5 mit 7200 Umdrehungen oder die Atlas 10K-II mit 10000 Umdrehungen. Alle 3 sind relativ leise (die Atlas 4 ist die lauteste) und im realen Betrieb auch deutlich schneller als eine beliebige IDE. Kostenpunkt so ca. 450DM bzw. reichlich 600DM für die 10K-II. Letztere gibts bei www.atrada.de zur Zeit als Festpreisangebot für 490 DM. Empfehlenswert ist ebenfalls Seagate. Hier hat man den Vorteil, das man defekte Platten selbst umtauschen kann, hab ich auch schon gemacht. Bei SCSI-Platten gibts ja 5 Jahre Garantie. Aber hier mußt Du auf jeden Fall ein neues Modell kaufen, die älteren sind leider sehr laut, speziell die 10000-er. Hier ist der große Vergleich der Zeitschrift c't hilfreich, wo die Lautstärke mit angegeben ist. Die gemessenen Dauertransferraten dürften soweit stimmen, nur der gewichtete Mittelwert ist kompletter Unfug. Die messen in einem 6MB großen Bereich in der schnellsten Medienzone, beim Anwender zu Hause gehen die Zugriffe aber schon aufgrund der Partitionierung über die gesamte Datenträgeroberfläche, die tatsächliche Transferrate ist dann erheblich geringer.
Ich hab bei Atrada auch schon Platten gekauft und war immer zufrieden. Atrada ist aber nur der "Marktplatz", deshalb immer die Bewertungen des Anbieters anschauen. Da gibts manchmal auch 18-er relativ billig, aber Vorsicht, ältere 18-er sind meißt 1,6 Zoll (inch) hoch, die normalen sind 1 Zoll hoch.
Platten ab 7200 Umdrehungen mußt Du auf jeden Fall kühlen. Die Lüfter nebst Montagematerial kosten ca. 40 - 60 DM.
Das ist erstmal relativ viel Stoff, hoffentlich sind die "technischen" Details für Dich verständlich. Ich finde aber, das die soweit auch nötig sind. Wenn Du weitere Fragen hast, einfach hier dranhängen.
MfG Pfützner
Vielen Dank für die ganzen Infos. Neue Frage: habe in PC-Direkt einen SCSI-Adapter für IDE-Festplatten von Hantz&Partner gesehen.Taugt so ein Ding, um die bestehende IBM DJNA 351520 Festplatte (laut Dr.Hardware Udma 100-tauglich) in ein SCSI-Sytem zu integrieren? Oder ist es besser (eindeutiger für die Controller) sie weiterhin als IDE-Gerät zu betreiben? Meine bisherigen SCSI-Geräte: CD-ROM Plextor Ultraplex 40 max und externer Brenner Yamaha CRW 4416 SX. Geplant:
Festplatte (siehe 1. Anfrage und Scanner mit Diabelichtungseinheit.
Auf jeden Fall vielen Dank für die schnelle Antwort . Gruß Stappi
Es gibt meines Erachtens nur die Anschlußmöglichkeit für IDE-Platten an SCSI. Im Preis der SCSI-Platten sind schon mal ca. 100 Dollar mehr allein für die nötige Elektronik enthalten und außerdem sind die Fertiggungstoleranzen bei SCSI-Platten geringer als bei IDE. Es ist kein Zufall das es für IDE-Platten nur 3, für SCSI-Platten aber 5 Jahre Garantie gibt. Mehr Garantie gibt ein Hersteller nur dann, wenn er weiß das kaum bzw. sehr selten Garantiefälle auftreten.
Ein weiterer, für Multitasking sehr wichtiger Punkt: eine IDE-Platte kann immer nur einen E/A-Prozeß aktiv ausführen, alle weiteren müssen vom Prozessor verwaltet werden (Prozessorlast!). Praktisch alle multitaskingfähigen Betriebssysteme erzeugen auch mehrere E/A-Prozesse gleichzeitig. Alle U160-SCSI-Platten und die, die im c't-Test unter Interface ein "Q", für tagged command queuing, haben verwalten hostunabhängig 64 gleichzeitige E/A-Prozesse, wobei diese dann auch in einer anderen Reihenfolge ausgeführt werden, nämlich so das möglichst wenige bzw. kurze Zugriffe nötig sind. Übrigens kann die SCSI-Platte dann tatsächlich auch mehrere E/A-Prozesse gleichzeitig bedienen. Deshalb sind selbst ältere SCSI-Platten hier deutlich schneller als aktuelle IDE, die die vorgegebene Reihenfolge einhalten müssen.
Der gewichtete Mittelwert der bei c't gemessen wird berücksichtigt diesen Unterschied nicht, er läuft unter DOS, das immer nur einen E/A-Prozeß zuläßt.
Weiterhin wird der Betrieb bei beiden Systemen völlig unterschiedlich geregelt. Bei IDE bestimmt der Controller weitestgehend wer den Bus benutzen darf, bei SCSI erledigen das die Geräte untereinander selbstständig, unabhängig vom Hostadapter. Deshalb ist der Begriff "SCSI-Controller" auch völlig falsch. Der SCSI-Hostadapter übergibt nur die Befehle an die Geräte und schon nach Abschluß der Übergabe geht die Verfügungsgewalt über den Bus an die Geräte über! Die erste "Amtshandlung" besteht für diese darin, sich sofort wieder für die Dauer des Zugriffs am Bus abzumelden. Hat ein Gerät die angeforderten Daten im Cache, meldet es sich sofort selbständig wieder am Bus an, um diese zu übertragen. Bei SCSI werden die Daten praktisch ausschließlich aus dem Cache übertragen, ist der Cache geleert, meldet sich das Gerät wieder ab. Hier ist ein großer Cache von Vorteil, der macht das Gerät zwar nicht schneller, aber es braucht wesentlich weniger Zeit am Bus um dieselbe Datenmenge zu übertragen. Und läßt damit mehr Zeit für die anderen übrig.
Wird nun eine IDE-Platte mittels Converter an den SCSI-Bus angeschlossen, bringt sie die IDE-Nachteile mit "in die Ehe" ein. Sie führt weiterhin immer nur einen E/A-Prozeß aus, sie wartet mit vollem Cache bis sie vom Hostadapter aufgefordert wird die Daten zu übertragen, was für diesen völlig ungewohnt ist, weil er sich darum normalerweise nicht kümmern muß. Er wartet also selbst zunächst eine ganze Weile und fragt erst relativ spät nach dem Verbleib der angeforderten Daten. In einem Test in irgendeiner PC-Zeitschrift war die gleiche IDE-Platte deshalb bei Betrieb über den Adapter ca. 3-4MB/s langsamer als am IDE-Kanal!
Der Hauptnachteil: Eine IDE-Platte meldet sich während der Zugriffszeit nicht am Bus ab, blockiert diesen also! Diese Fakt sollte man nicht unterschätzen, die Zugriffszeit ist immer noch erheblich länger, als die Zeit die nötig ist um die gelesenen Daten zu übertragen!
Ich werde deshalb auch weiterhin ausschließlich SCSI-Platten verwenden.
IDE-Platten sind aufgrund der diversen Nachteile strenggenommen nicht multitaskingtauglich, Multitasking wird nur mit viel Prozessorlast emuliert, obwohl hier "simuliert" eigentlich der passendere Ausdruck wäre.
Ich würde die IDE deshalb am IDE-Kanal lassen, sie bremst das SCSI-System aus. Wenn am SCSI-Hostadapter nur 1 oder 2 Geräte hängen, fällt das noch nicht weiter ins Gewicht, aber es behindert die Datenübertragung auf SCSI schon.
Für Neuanschaffungen scheidet IDE mit Converter völlig aus, für den Preis IDE-Platte + Converter kann man auch gleich SCSI kaufen.
Wenn der Scanner einen 25-poligen Anschluß hat, ist es besser in am separaten Hostadapter zu betreiben. Im 25-poligen Kabel sind zu wenige Masseleitungen, er ist deshalb nicht Ultra-SCSI-tauglich und verursacht Störungen auf dem Bus. Abgesehen davon wirds dann auch mit der Kabellänge knapp.
MfG
Pfützner