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SCSI oder Raid 0

raverz / 4 Antworten / Baumansicht Nickles

Hallo,
ich stelle mir einen neuen Rechner zusammen und bin am überlegen ob ich eine SCSI Festplatte oder 2 IDE Platten RAID 0 einbauen soll.
Eigendlich 2 vollkommen versch. Dinge aber mir geht es in diesem Fall nicht um Sicherheit sondern rein um die Geschwindigkeit.
Ist eine SCSI Platte 10000/min schneller als 2 IDE Platten im Raid 0 Verbund. Nicht nur der reine MB Transfer sondern auch in der Praxis.

MfG
raverz

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Pfützner raverz „SCSI oder Raid 0“
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Kommt auf die zu verwendenden Platten an. In der maximalen Dauertransferrate kann das IDE-Raid schneller sein. Aber die hat man im Alltagsbetrieb ohnehin nie. Man kann hundertmal hintereinander defragmentieren, beim nächsten booten hat man dann doch wieder zufälligen Zugriff. Es werden ja nur die Dateien zusammengefaßt und die Programmstartdateien (alle exe com u.s.w.) in den schnellsten Medienbereich verschoben, aber alle anderen Dateien (DLL's, Filter und sonstige) die ein Programm zum starten braucht bleiben an der ursprünglichen Position.

Im Praxisbetrieb dürfte deshalb die Transferrate im günstigsten Fall bei beiden gleich sein. Die SCSI-Variante hat allerdings noch einige Vorteile zu bieten. Da alle aktuellen Betriebssysteme Daten in mehreren gleichzeitg laufenden E/A-Prozessen lesen und die SCSI-Platten dies auch hardwareseitig unterstützen, sind sie hier im Vorteil. IDE-Platten können immer nur einen E/A-Prozeß ausführen, alle anderen muß hier der Prozessor verwalten. SCSI-Platten verwalten bis zu 64 E/A-Prozesse selbständig. Diese Funktion nennt sich im englischen Tagged command queuing, und damit in Zusammenhang steht command reordering, welches es der SCSI-Platte erlaubt die E/A-Prozesse in einer anderen Reihenfolge auszuführen als sie vom Rechner angefordert werden. Nämlich in einer Reihenfolge, bei der die geringsten Zugriffszeiten anfallen. In die Berechnung gehen sowohl Zugriffszeit als auch Latenz, die Dauer einer halben Umdrehung, ein.

Zur Erklärung mal ein rein theoretisches Beispiel: Nehmen wir an es sind gleichzeitig 6 E/A-Prozesse aktiv, wobei die zu lesenden Daten der E/A-Prozesse 1, 3 und 5 am Anfang, und die Daten der E/A-Prozesse 2, 4 und 6 am Ende der Platte liegen. Alle EIDE-Platten führen die E/A-Prozessen in der Reihenfolge ihres Eintreffens aus, also nacheinander 1, 2, 3, 4, 5, 6. Dabei macht die Platte mindestens 5 Full Stroke Zugriffe, macht zusammen also etwa 75msec Zugriffszeit für die zu übertragenden Daten.

Eine SCSI-Platte kann, da sie alle aktiven E/A-Prozesse kennt, hier umordnen, sie holt zunächst alle Daten am Anfang der Platte, und danach alle Daten am Ende der Platte. Oder umgekehrt, abhängig von der Position der Leseköpfe vor Beginn der Ausführung. Sie braucht also nur einen Full Stroke Zugriff, bei einer Platte mit 10000 Umdrehungen also grade mal 12msec. Selbst wenn man zu Gute hält das sich Zugriffszeit und Datentransfer beim Raid teilweise überlappen braucht in diesem Beispiel die SCSI-Platte für die gleiche Datenmenge erheblich weniger Zeit.

Zugegeben ein extremes Beispiel das in dieser Form praktisch nie auftreten wird, es war ja auch nur zur Verdeutlichung gedacht. Trotzdem fallt unter vergleichbaren Bedingungen bei einer SCSI-Platte weniger Zugriffszeit an, und damit mehr Transferrate. Die Verwaltung der E/A-Prozesse durch die Festplatte entlastet den Prozessor und sorgt somit für die deutlich bessere Stabilität des Gesamtsystems.

Das Ganze hat aber auch noch eine andere Seite. Das IDE-Raid liest die Daten eines E/A-Prozesses zwar schnell, kann aber in dieser Zeit keinen zweiten E/A-Prozeß ausführen, das wird bestenfalls über erhebliche Systemlast und RAM-Nutzung simuliert. Die SCSI-Platte kann wie schon gesagt bis zu 64 E/A-Prozesse verwalten, und, in Abhängigkeit von der Cacheverwaltung auch mehrere E/A-Prozesse gleichzeitig mit Daten versorgen. Aktuelle SCSI-Platten mit 10000 Umdrehungen sollten keine Probleme haben während eines laufenden Brennprozesses noch andere Anwendungen zu starten. Burn Proof und sonstige "Gehhilfen" braucht man dabei auch nicht. Die Daten des Brennprozesses unterliegen einer Priorität, die SCSI-Platte darf Position und Reihenfolge dieses Prozesses nicht ändern, kann aber andere anfallende Prozesse in der Zwischenzeit bedienen.

Es ist allerdings auch so, das das IDE-Raid billiger ist, in zweierlei Hinsicht. Allerdings ist das neue serielle IDE bereits fertig, könnte also eingeführt werden. Das ist aber nicht kompatibel zum bisherigen IDE. Die Hersteller halten sich hier aber noch zurück, solange das Geschäft mit dem parallelen IDE so gut läuft. Man will halt das alte Zeug noch loswerden. Ich halte es deshalb für unsinnig jetzt noch die alte IDE-Technik zu kaufen.

Bei SCSI ist jetzt Ultra 160 Stand der Dinge, Ultra 320 soll noch dieses Jahr kommen, Festplatten mit Ultra 320 gibts schon, Hostadapter sind in der Testphase. 2003 soll dann Ultra 640 eingeführt werden. Weiterhin kompatibel zu bisherigen Versionen.

Damit haben wir auch noch die Zukunftsicherheit mit in betracht gezogen. Damit hab ich mehr geschrieben als gefragt war, ich halte es aber auch für richtig eine Sache von mehreren Seiten zu beleuchten.

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pxc19 Pfützner „Kommt auf die zu verwendenden Platten an. In der maximalen Dauertransferrate...“
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Ich bin auch für SCSI, aber eine HD 10000rpm ist doch unerträglich in der Lautstärke?

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(Anonym) pxc19 „Ich bin auch für SCSI, aber eine HD 10000rpm ist doch unerträglich in der...“
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jein, in einem unserer serverräume stehen 3 rechner. einer mit 2 neuen lvdplatten mit 10.000rpm, einer mit einem externen scsi-raid und 6 scsiuwplatten und einer mit einem ideraid und 4 platten mit 7.200rpm. jetzt rate mal welcher am lautesten ist ;o)
(der mit den 4*7.200)

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Pfützner pxc19 „Ich bin auch für SCSI, aber eine HD 10000rpm ist doch unerträglich in der...“
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So lautet die allgemeine Behauptung. Ich hab noch eine Quantum Atlas 10k, die ist mit 2,5 sone im Ruhebetrieb (also mit drehender Spindel ohne Zugriffe) gemessen worden. Fakt ist das das geräuscharme 300W-Netzteil von Aconto immer noch lauter ist. Nur das Zugriffsgeräusch ist bei dem Modell sehr laut (7 sone).

Die neueren Platten (z.B. Seagate ST318404LC oder ST336705L) sind selbst im Zugriff kaum hörbar. Ich halte die Lautstärkediskussion für übertrieben. Im normalen PC ist das Netzteil in Verbindung mit dem Blechgehäuse immer noch die größte Lärmquelle, wobei das Blechgehäuse meines Erachtens einen großen Anteil hat.

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