Laufen dürfte eher eine der teuersten Fortbewegungsformen des Menschen sein. Und das wiederum dürfte einer der wichtigsten Gründe dafür sein, dass die Menschen Fahr- und Flugzeuge überhaupt entwickelt haben.
Vor allem für die, welche an den ganzen mobilen Untersätzen oder deren Gebrauch verdienen;-)
Hat zwar mit Wirtschaft nur bedingt zu tun, aber da steht vor allem die Frage, zu welchem Zweck wir uns bewegen. Der größte Teil unserer "Mobilität" besteht doch darin, den Weg von daheim zur Arbeit zu bewältigen und für das Beschaffen der Nahrung.
Es gab Zeiten, da wohnte man am Arbeitsort, konnte die Entfernung locker zu Fuß überbrücken und das wurde sogar von den Firmen gefördert durch Wohnsiedlungen um die Produktionsstätten. Ganz davon ab war an einen Individualverkehr wie heute schon aus finanzieller Sicht gar nicht zu denken. Und weil Laufen so teuer ist, haben das ausgerechnet die Armen dieser Zeit gemacht und die noch Ärmeren haben das teure Laufen durch enorm preiswerte Fortbewegungsmittel wie Pferde oder Automobil ersetzt.
Und auch heute ist der Fußweg zur Arbeit "unbezahlbar".
Der Hauptgrund für die jetzige Situation dürfte doch eher darin liegen, dass die gesamte Gesellschaft auf individuelle Mobilität getrimmt ist und so etwas wie flächendeckender ÖPNV in vielen Gegenden nur Phrase ist und keine Tatsache. Dann kommt dazu, dass Wohnen auch kostet, was viele in die Speckgürtel der Städte drängt und ab einem gewissen Punkt noch der Faktor Zeit in die Rechnung einfliesst. Da soll es tatsächlich Menschen geben, die einfach nicht gewillt sind, für den Weg von und zur Arbeit einen enormen Teil ihrer Freizeit zu opfern. Gelegentlich sprechen auch die Arbeitszeiten und geographische Verhältnisse gegen Laufen oder Radfahren. Da hat man aber noch nichts eingekauft, geschlafen oder anderweitig seine Freizeit ausgekostet mit solch profanen Dingen wie Kultur oder so.
An reinem Unterhalt für´s Laufen brauche ich m.E. neben der dafür nötigen Zeit als Kosten nur noch die für Nahrung und die Zeit für´s Erholen von der körperlichen Anstrengung. Gemessen an den Preisen aktueller Fahrzeuge kann ich mir davon aber jede Menge Futter und Trinkerei besorgen. Da ist der mobile Untersatz aber erst einmal nur angeschafft und noch keinen Meter bewegt worden, denn das kostet weiter für den Unterhalt - Versicherung, Reparaturen, Kraftstoff etcpp.
Aus evolutionärer Sicht war nun auch noch ausgerechnet das Laufen einer der signifikanten Punkte, der uns Menschen zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Ganz am Anfang hatte ein aufrechter Gang den Pluspunkt der besseren Übersicht in den Savannen, mensch konnte sich auf zwei Beinen zwar nicht immer schneller, aber meist ausdauernder fortbewegen und hatte die Vorderhufe für anderen Blödsinn wie Jagdwaffen und später Ackerbau, Werkzeuge usw. frei, was wiederum in immer mehr Arbeitsteilung führte bis zum heutigen Stand der Dinge. Parallel dazu war noch etwas Hirnwachstum im Spiel mit fortlaufender "Intelligenz", die uns neben der für´s Hirnwachstum vorteilhaften Ernährungsweise im Gegensatz zu Tieren dann vorausschauendes Denken und Abschätzen der Folgen unseres Handelns ermöglicht statt nur instinktiv auf den nächsten Moment zu schielen und im Angreifen- oder Abhauenmodus zu verharren. So btw. hatte das teure Laufen den Vorteil, dass mensch relativ schnell seine Jagd- und später Siedlungsgegenden wechseln konnte, um stets dort zu sein, wo es am erfolgversprechendsten war für´s Überleben. Von dieser rein nomadisierenden Lebensweise haben wir uns dann halt über das Planen und Vordenken weitestgehend verabschiedet, waren aber immer noch auf die Beine angewiesen. Den Mobilitätsvorteil durch Untersätze wie Esel, Pferd usw. hatten da auch wieder nicht unbedingt die ärmeren Teile der Gesellschaft.
Jetzt könnte man dank vieler möglicher Helferlein sicher auf Laufen und damit die Beine als überflüssigens Rudiment verzichten. Manchmal ist es aber doch ganz gut, wenn wir uns diese nicht im Vorgriff als überflüssig abhacken lassen, weil wir uns mit Hinterhufen oft doch leichter tun als im Rolli oder so. Städte haben bis heute den Nachteil, dass sie eher für Autos als für Fußgänger oder gar Menschen mit Handicap ausgelegt wären.
In Summe kann das Laufen also so schlecht nicht gewesen sein und ist gemessen an den dafür nötigen Kosten für das reine Fortbewegen imho eher nach wie vor der günstigste Weg. Auf Malle innerhalb von 14 Urlaubstagen oder der u.U. recht lange, tägliche Arbeitsweg sind damit natürlich nicht mehr zu schaffen, wobei Ersteres für die reine Existenz nicht zwingend nötig ist, die Teilnahme am Produktionsprozess aber für ein halbwegs menschenwürdiges Dasein schon.
Aber es gab ja auch schon einmal Thesen, dass wir um die Jahrtausendwende eine Arbeitsproduktivität haben werden, die ein dauerhaftes Wachstum auf gewünschtem Niveau mit 2-3 Stunden Arbeitszeit hätte ermöglichen sollen und wir deshalb jetzt nachgerade in einer reinen Freizeitgesellschaft lebten. Da könnte man sich dann auch wieder den Luxus des Laufens leisten. Aber das hat anscheinend doch nicht so wirklich geklappt.
Jetzt noch über Gründe für Preisschwankungen zu schrieben, wird dann Buchformat. Daher lasse ich das lieber...