Alternativen in Neuland... Sicher, mach mal den Test und versuche, etwas über Hood oder Markt.de zu verkaufen. Diese Plattformen sind so klein, dass es da kaum Kunden gibt. Und, was noch schlimmer ist: Sie sind (während meiner Zeit) fast überhaupt nicht gewachsen. Da ist es auch wenig tröstlich, dass beide zumindest mal komplett kostenlos waren.
Google und Facebook wollten auch mal beim privaten Online-Handel was machen, keine Ahnung, was draus geworden ist.
Für gewerbliche Anbieter in Deutschland scheiterte der Facebook-Shop schon daran, dass man z.B. kein "rechtssicheres" Impressum angeben konnte (AGB & Widerruf auch nicht - also nur ein Abmahnungs-Generator...)
Geweblich oder Privat, alles hängt zusammen. Man muss es nur erst mal sehen.
Wir haben wirklich viel vergeigt, und hoffentlich wacht unsere Politiker-Klasse mal auf, Beispiele gibt es genug:
Warum ist z.B. Paypal so groß geworden? Sicher, Marketing, Zwangs-Paypal für Gewerbliche bei Ebay, Bequemlichkeit, Schnelligkeit...
Aber: Warum haben es alle deutschen (oder auch europäischen) Banken in über 10 Jahren nicht geschafft, ein Konkurrenzprodukt auf den Markt zu bringen? ("Sofortüberweisung" ist ein Witz. Klarna kennt kaum einer. Gibt es sonst noch was von Bedeutung?)
Sicher, die deutsche Großkotzigkeit spielt eine Rolle: "He, was soll das - Micropayment. Wir sind deutsche Banken, wir machen Aktien, Investment, Milliardengeschäfte. Micropayment, igitt, wie sich das schon anhört..." - Ja, wir wissen, was passiert ist: Paypal und Amazon krallen sich das Micropayment, machen Milliarden damit - und die klassichen Banken, vor allem in Deutschland, rutschen in die Krise und müssen mit Steuergeldern gerettet werden.
Elektronik: "Wir Deutschen haben (was auch immer) erfunden (es war wirklich viel, ohne Ironie) - Wir haben Siemens und Telefunken (wirklich mal Firmen von globaler Bedeutung) - usw." In der Tat war z.B. auch Grundig mal ein ganz Großer in der Unterhaltungselektronik. Dank Großkotzigkeit im Management: Absturz, Feierabend. Heute ist Deutschland im Bereich Elektronik nur noch ein Konsument, deutsche Firmennamen sind nur noch "Handelsmarken", und die Rechte daran gehören irgendwelchen internationalen Konzernen.
Autoindustrie: Hier passiert gerade das selbe wie bei Elektronik. Gehört VW in 10 Jahren zur Tata-Holding? Wenn ich wetten könnte - ich würde es tun!
Handel: Ebay & Amazon beherrschen den Markt, aber erst die "Corona-Krise" mit Zwangsschließungen für tausende von lokalen Händlern sorgt bei der lieben Politik für Reaktionen. Die erschöpfen sich dann darin, Geld für "Hilfen" mit der Gießkanne zu verteilen und den Online-Handel als solchen zu verteufeln. Sollte man wirklich auf die Idee kommen, z.B. Amazon mit Steuern zu belegen, wird dieser Posten bis zu den Marketplace-Händlern durchgereicht. Nein, NICHT bis zum Kunden. In der Konkurrenzsituation, in der sich die Marketplace-Händler befinden, können die nämlich nicht einfach so Preise erhöhen. Amazon selbst schluckt die Steuer-Pille einfach so und gibt die erhöhten Betriebskosten dann einfach an die Lieferanten und Logistiker (in Form von niedrigeren Einkaufspreisen) weiter. Marketplace-Händler können das nicht. Also: Noch mehr Amazon "pur", noch weniger Marketplace-Händler, noch mehr Vorherrschaft für einen der großen Global Player. Aufhalten kann man das nicht mehr. Na ja, Internet, Neuland eben... Versuch und Irrtum, es kostet doch nur Steuergelder, wenn Blinde uns was über den Regenbogen erzählen, an dessen Ende alles gut wird. Man hätte Jahrzehnte Zeit gehabt, hier etwas zu tun - aber wozu, alle finden Amazon großartig, sonst wäre es nicht so ein riesiger Laden geworden, oder? Liebe Politiker, nehmt uns Amazon nicht weg!
Import, Export, Diplomatie: Momentan werden wir (und nicht nur wir) gerade von den Chinesen gefressen. Wir merken das nicht, oder wir wollen es nicht merken. Über die neue Seidenstraße kommt die gefräßige Seidenraupe und frisst unsere Bäumchen kahl. Da wir aber ganz dringend die Seide brauchen, stört uns das nicht. China hat zwar nicht gerade wenig Militär, aber wozu Krieg führen, wenn man ganze Länder kaufen kann. Oder zumindest das, was an diesen Ländern wichtig und teuer ist. In Afrika funktioniert das besser als in Europa, aber man sollte sich nicht täuschen lassen: Auch wir sind nicht immun gegen Angebote, die man nicht ablehnen kann. Der Chinese lächelt freundlich, aber das tut er nur, weil er weiß, dass er am Ende gewinnt. Wissen das unsere Politiker? Keine Ahnung. Ich weiß nur: Ich habe 10 Jahre für einen Chinesen gearbeitet. Da lernt man alles, was man nie lernen wollte. Menschenrechte, Wandel durch Annäherung... OK, ging bei der DDR, bei den Russen und dem ganzen anderen Ex-Ostblock. Bei den Chinesen? Wir haben nur einen Versuch. Und der geht gerade schief. Aber Deutschland ist doch immer noch "Weltmeister"... (Ausnahmsweise verweise ich hier mal auf den Fußball, um zu zeigen, wie schnell man das nicht mehr sein kann!)
OK, das war jetzt wieder viel Text. Glückwunsch, wenn irgendjemand es bis hierher geschafft hat.
Zum Thema "Verkäufer bei Ebay" kann ich nur noch einen Rat geben: Ebay kann locker mit den 100 größten Händlern (besser gesagt: Deren Gebührenzahlungen) überleben. Alle anderen (auch die Privaten) könnte man einfach wegrationalisieren. Was deren Support und die notwendigen Server-Kapazitäten angeht, müsste man mal durchrechnen, ob Ebay da nicht Kohle reinbuttert. Wie auch immer: Möglichst viele Händler (und Private) bedeutet: Viele Angebote, Abwechslung, Vielfalt, letztendlich Werbung für die Plattform. Und wenn man die wirklich rausschmeißen sollte, gehen die am Ende zu Hood oder Markt.de...? Nein, der Online-Handel gehört Ebay! Vielleicht noch Amazon, aber dann ist Feierabend. So soll das bleiben.