Hi!
Übrigens kann ich immer noch nicht nachvollziehen, wieso bei den betroffenen japanischen Reaktoren nicht die automatische Notabschaltung gegriffen hat.
Sofern ich die Nachrichten korrekt verfolgt habe, hat die Notabschaltung gegriffen. Durch das Erdbeben wurden 11 Reaktoren automatisch runtergefahren (diese Anzahl meine ich im TV gehört zu haben), das dürfte man als Notabschaltung einstufen können.
Auf den Seiten der NZZ findet sich ein Artikel, der ziemlich gut (und nachvollziehbar) beschreibt, warum das nichts genutzt hat:
http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/explosion_im_reaktor_1.9870703.html
"Nach der automatischen Abschaltung eines Kernkraftwerks liefern die Brennstäbe zunächst noch weiter Wärme («Nachzerfallswärme»), die vom Kühlkreislauf aus dem Reaktor geleitet werden muss. Die sogenannte Nachwärme beträgt nach der Abschaltung noch 6 Prozent der Nennleistung, eine Stunde später noch 1 Prozent. Das tönt nach wenig, genügt bei einem vollkommenen Ausfall der Kühlung aber, dass die Hüllrohre und der darin eingeschlossene Brennstoff schmelzen. Wenn die beschädigten Brennstäbe dann auf den Boden des Reaktorbehälters fallen und diesen durchschmelzen, wird das gesamte Containment (vgl. Grafik) radioaktiv verseucht."
Was da mit Schmelzen und auf den Boden fallen beschrieben wird und nach wenig klingt, ist das, was man GAU nennt.
Das Problem ist, dass selbst bei einer Schnell- oder Notabschaltung, die Energie im Reaktor nicht sofort auf "Null" fällt. Da entsteht weiterhin Wärme die abgeführt werden muss. Daher haben die Kraftwerke alle mehrfache Kühlsysteme. Inzwischen findet man Meldungen, die besagen, dass diese Kühlsysteme auch angelaufen sind, aber da das betroffene Kraftwerk an der Küste steht, die vom Tsunami betroffen war, sind die Kühlsysteme nach etwas 11h ausgefallen, vermutlich durch Beschädigungen, die das Wasser hervorgerufen hat.
Das Problem ist bei dem Reaktortyp wohl nicht zu umgehen. Tragisch ist, dass es schon seit Jahrzehnten einen Reaktortyp gibt, der nicht durchbrennen kann, selbst wenn man die Notkühlung abschaltet (Kugelhaufenreaktor). Diese Reaktoren sind wegen anderer technischer Schwierigkeiten nie in den Praxisbetrieb gegangen.
http://wissen.dradio.de/technikgeschichte-kugelhaufenreaktor.154.de.html?dram:article_id=7099&sid=
Die Idee mit dem Erdenbebenfrühwarnsystem ist gut, nur ist das Problem, dass es das leider immer noch nicht gibt (zumindest nicht so "gut", wie man Regen für die nächsten 12h vorhersagen kann). Man kann den exakten Zeitpunkt nicht vorhersagen, nur einen Zeitraum bestimmen, indem ein Erdbeben. auftreten wird Wir reden da von Monaten oder Jahren, als kleinstem Zeitraum.
http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben#Vorhersage
http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenvorhersage
http://www.donaukurier.de/nachrichten/topnews/Es-bleibt-kaum-Reaktionszeit;art154776,2391776
Die Methode aus Vorbeben ein Hauptbeben vorhersagen zu können, dürfte im Fall von Japan schwierig sein, da Japan im Schnitt von etwa ein bis zwei Tagen leichte kleinere Erdbeben auftreten.
Die Frühwarnung im Zusammenhang mit Erdbeben bezieht sich aus meiner Sicht aktuell (leider) nur auf die Warnung vor einem möglicherweise folgenden Tsunami.
Der Punkt mit dem Atommüll kann ich unterschreiben. Ich rede schon seit Jahren davon, dass ich nicht verstehen kann, warum man Atomkraftwerke nicht nur da baut, wo der erzeugte Abfall auch gleich entgelagert werden kann (also am besten 1km tief in einem Salzbergwergsstollen). Damit würde man die Kosten für die Entsorgung gleich den Betreibern aufladen und es wäre vorbei mit der billigen Atomenergie - das war ja Jahrzehnte lang immer das Hauptargument für den Atomstrom: er ist ja so preiswert...
Bis dann
Andreas