Off Topic 20.481 Themen, 227.568 Beiträge

Milchpreise: Eine endlose Geschichte...

gelöscht_84526 / 11 Antworten / Baumansicht Nickles

Wieso meckern die Bauern jetzt eigentlich schon wieder darüber, dass der Milchpreis fällt? Wenn die Discounter die Milch zu den niedrigeren Preisen verkaufen, dann haben sie die Milch ja ganz offensichtlich irgendwo billig eingekauft. Und wo kauft man Milch normalerweise als Händler ein? Natürlich bei den Molkereien - wo auch sonst? Und woher bekommen die Molkereien die Milch? Natürlich von den Bauern. Und wenn die meinen, dass die Milch zu billig ist, dann sollen die doch die Preise erhöhen - kann doch in der freien Marktwirtschaft jeder das nehmen, was er will!! Aber da bekommen die Bauern wohl nicht alle "Berufsgenossen" unter einen Hut und das ist für mich ein Zeichen, dass an Milch trotzdem noch genug verdient wird.

Ich hatte ja auch Verständnis für die Bauern, als sie höhere Milchpreise forderten - und die Preise wurden ja auch erhöht und die Bauern bekamen mehr. Verständnis hatte ich deswegen, weil die Energiepreise seinerzeit explodiert waren. Mittlerweile sind die Energiepreise aber wieder gesunken - auch für die Bauern! Die Abgabepreise für Milch sollen aber auf dem hohen Niveau bleiben? Merkwürdig. Selbst Benzin wurde wieder billiger.....

Ich kenne keinen Bauern, der nicht meckert und der mir nicht weismachen will, dass es ihm schlecht geht! Wenn man sich allerdings denen ihre Wohnungseinrichtungen mal anschaut oder mal schaut, was für Autos die fahren und wieviele Autos die so in ihrem Fuhrpark haben - eins für Papa, eins für Mama, eins für den Opa, eins für den gerade 18 Jahre alt gewordenen Sohn und für die Tochter, welche demnächst den Führerschein macht, steht auch schon eines bereit (natürlich kein Gebrauchtwagen, sondern ein neues Fahrzeug), dann könnte man doch glatt auf die Idee kommen, dass es denen gar nicht so schlecht gehen kann, wie die es immer darstellen wollen.

Gruß
K.-H.

bei Antwort benachrichtigen
apollo4 gelöscht_84526 „Milchpreise: Eine endlose Geschichte...“
Optionen

na King-Heinz, da kannst mal sehen.
Gehts den Bauer zugut will er noch mehr.

Verständnis für die Michpreiserhöhung habe ich auch gehabt ist aber schnell verschwunden. Kam ja durch die Geschichte welche Molkererei den besten Preis liefert.

Da war die Front der Bauern ja auch zerbröselt.
So viel zur Einigkeit der Bauern.

Nebenbei gibt es ja Milch in unterschiedlichen Preisklassen wo für jeden Geldbeutel was dabei ist.

Gruß
apollo4

Ein Computer ist dafür da, Dir die Arbeit zu erleichtern, die Du ohne Computer nicht hättest.
bei Antwort benachrichtigen
Ventox apollo4 „na King-Heinz, da kannst mal sehen. Gehts den Bauer zugut will er noch mehr....“
Optionen

Ich hatte deswegen mal dem Bauernverband eine Mail geschickt.
Das war zu der Zeit, als die Bauern schon mal auf die Discounter wegen der Preissenkung bei Milch am schimpfen waren.
Ich hatte gefragt, wieso der Einzelhandel denn bestimmen könne, zu welchen Preis die Bauern die Milch verkaufen sollen.
Bis heute keine Antwort.
So viel dazu.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
bei Antwort benachrichtigen
Archaeopteryx apollo4 „na King-Heinz, da kannst mal sehen. Gehts den Bauer zugut will er noch mehr....“
Optionen

Hi Apollo, schön, daß es dich noch gibt. Ist ja ne Ewigkeit her. Ja, ja die Bauern. Ich war noch ein Dreikäsehoch, da lagen sie uns schon in den Ohren, wie schlecht es ihnen doch ginge und die EWG sollte man sonstwohin schießen. Von einem Insiderbauern bei uns in der Gegend weiß ich, daß er und ihm bekannte Landwirte dieses ganze Gejammer überhaupt nicht verstehen. Keinerlei Klagen bei seinen Berufsgenossen. Manchmal habe er das Gefühl, daß dies alles nur Medienmache sei, so seine Worte. Über diese Worte ist man doch zunächst verblüfft und fragt sich, ob da tatsächlich was dran ist. Zumindest habe ich mir meine Vorverurteilung bezüglich Bauern mal durch den Kopf gehen lassen.


Gruß
Archaeopteryx

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.
bei Antwort benachrichtigen
Fernando2 Archaeopteryx „Hi Apollo, schön, daß es dich noch gibt. Ist ja ne Ewigkeit her. Ja, ja die...“
Optionen

An die bisherigen Antworter:
Ihr wißt zuwenige Details über Landwirtschaft und Milchmarkt. Darum solltet Ihr vorsichtiger sein mit harten Meinungen.
Kaum ein Markt ist zer-regelter als der Milchmarkt. Mit Milch ein "aktives Marketing" zu betreiben ist dem Landwirt praktisch unmöglich (Hygienevorschriften, Molkereizwang, Marktferne usw.).
Aufgrund der Riesenzahl an Klein-Milcherzeugern hat der Einzelne keine "Marktmacht". Würde er sagen, "ich verkaufe nur für 40 Cent den Liter", dann würde er von Molkerei und Lidl ausgelacht. "Du bist beliebig ersetzbar" hieße es.
Und bei Preisabsprachen zwischen Landwirten würde das Kartellamt dreinschlagen.

Niemand bestreitet, daß es da und dort reiche Landwirte gibt, aber völlig unsinnig wäre, daraus den Schluß zu ziehen, "den Landwirten gehts gut".
Das wäre genauso abenteuerlich wie der Schluß "Herrn Ackermann gehts gut, also gehts Fernando2 auch gut".

Die durchschnittliche Bestandesgröße bei Milchkühen ist immer noch ca. 25. Das Größenwachstum ist extrem schwierig und extrem teuer in der Milchwirtschaft (Milchquotierung, Aussiedlungskosten...). Daß ein 150-Kuhbetrieb wirtschaftlich anders dasteht als ein 25 Kuh-Betrieb sollte klar sein.

Der Strukturwandel läuft rasant in der Landwirtschaft. Seit 1945 wurden in Dt. von über 1 Mio Bauernhöfen ca.
700 000 aufgegeben.
Man kann aber einem 50 jährigen Landwirt, dem ein Wachstum hin zu "amerikanischen Verhältnissen" nicht möglich ist, nicht einfach sagen, "verkaufe alles und dann schreibe Bewerbungen". Darum haben 100 000de Landwirte das Problem, menschenwürdig noch die Zeit bis zur Altersrente zu überstehen.

sic transit gloria mundi
bei Antwort benachrichtigen
Ventox Fernando2 „An die bisherigen Antworter: Ihr wißt zuwenige Details über Landwirtschaft und...“
Optionen
Darum haben 100 000de Landwirte das Problem, menschenwürdig noch die Zeit bis zur Altersrente zu überstehen.

Nicht nur die ...
Gibt es eigentlich nicht ein Gesetz, welches verbietet, etwas unter den Herstellungskosten zu verkaufen?
Jedenfalls nicht über längere Zeit hinweg.
Von den Mindereinnahmen bei den Steuern der Bauern ganz zu schweigen, was doch ein geringerer Erzeugerpreis sicher mit sich bringt.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
bei Antwort benachrichtigen
Fernando2 Ventox „ Nicht nur die ... Gibt es eigentlich nicht ein Gesetz, welches verbietet, etwas...“
Optionen

>>> Nicht nur die ...

Wenn ein städtischer Bürokaufmann mit 50 Jahren die Stelle wechseln muß, ist das nicht leicht aber machbar. Dagegen ein 50 jähriger Landwirt stünde praktisch chancenlos da, wenn er plötzlich in einen "städtischen Job" wie "Bürokaufmann" wechseln müßte.
Einen Bauernhof aufzugeben ohne daß die Altersrente folgt ist auch äußerst schwierig und verlustreich - die Steuer schlägt da voll zu.

Verkauf unter Herstellungskosten...
Der Begriff Herstellungskosten ist hier nicht anwendbar, da jeder Bauernhof, jede Molkerei stark unterschiedliche Herstellungskosten hat.

Man könnte höchstens reden von "Verkauf unter Einkaufspreis".
Meines Wissens ist solches Dumping innerhalb des EU-Raums nicht verboten. Kurzfristig schädigt Dumping die Erzeuger gar nicht. Es reizt aber konkurrierende Discounter, den Preisdruck auf die Lieferanten zu erhöhen.

Die Verbraucher würden, wenn generell der Milchpreis um z.B. 10 Cent stiege, genausoviel Milch kaufen. Das wäre also kein Problem. Problem ist aber, daß die Supermärkte der EU sich schwerlich einigen können, Milch nicht unter z.B. 70 Cent pro Liter zu verkaufen. Und kartellrechtlich verboten wäre das auch.
Daher kann Milchstreik fast nichts bewirken.
Das einzige, was nachhaltig den Milchpreis erhöhen könnte wäre globale Milch-Knappheit (z.B. durch steigende weltweite Nachfrage oder durch Produktionsrückgang).

sic transit gloria mundi
bei Antwort benachrichtigen
gelöscht_84526 Fernando2 „ Nicht nur die ... Wenn ein städtischer Bürokaufmann mit 50 Jahren die Stelle...“
Optionen
Die Verbraucher würden, wenn generell der Milchpreis um z.B. 10 Cent stiege, genausoviel Milch kaufen.

Aha! Sehr interessant! Und was sagst du zu diesem Bericht: Milch-Absatz nach Preiserhöhung eingebrochen? Das ist dann ja wohl alles nur an den Haaren herbeigezogen....

Gruß
K.-H.
bei Antwort benachrichtigen
Fernando2 gelöscht_84526 „ Aha! Sehr interessant! Und was sagst du zu diesem Bericht: Milch-Absatz nach...“
Optionen

Die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln - das bestätigt Dir jeder Volkswirtschaftler - hat nur geringe Elastizität.
Die Meldung, die Du zitiert hast, basiert auf Zahlen vom AUGUST. Dies ist grundsätzlich ein Monat mit schlechtem Milchverbrauch. Liegt wohl daran, daß viele außerlandes fahren im Urlaub und daß in der Hitze lieber wässrige Getränke wie Sprudel, Cola, Limo getrunken werden.
Du brauchst nur über das Konsumverhalten von Dir und Deinen Bekannten nachdenken.
So weit, daß man den 1 Literpack Milch nicht mehr kauft, weil man das Zehnerl mehr nicht verkraftet, ist es in diesem Land bei wohl 99% der Verbraucher noch nicht gekommen.
Wenn man Milch mit Getränken wie Punika, Fanta etc. vergleicht, ist sie - zumal wenn man den Wertstoffgehalt bedenkt und den Riesenaufwand, bis sie im Kühlregal steht - unglaublich preisgünstig.
Auch in den zahlreichen Interviews äußern Verbraucher ständig: Wir würden das Zehnerl ja zahlen, wenn es zu den Bauern ginge...

sic transit gloria mundi
bei Antwort benachrichtigen
gelöscht_84526 Fernando2 „Die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln - das bestätigt Dir jeder...“
Optionen
...basiert auf Zahlen vom AUGUST.

Natürlich, von wann sonst? Vorher gab es ja noch nie eine solch drastische Erhöhung der Preise, und anschließend wohl auch nicht...

Sicherlich würde man auf das "Zehnerl" nicht schauen - wenn man einen Ein-Personen-Haushalt hat, dann stellen die zehn Cent natürlich keine große Mehrausgabe dar, wenn man einen Liter Milch in der Woche kauft.

Meine Familie z.B. besteht aber aus 7 Personen, da gehen in der Woche schonmal 15 Liter Milch durch. Da merkt man die Preiserhöhung dann aber schon, zumal es ja nicht nur um Milch, sondern auch um die ganze Palette der daraus bestehenden Produkte geht, also Käse, Quark, Joghurt, Butter usw. Und da meinst du, ich halte mich nicht zurück und greife auf andere Produkte zurück, soweit es möglich ist?

Gruß
K.-H.
bei Antwort benachrichtigen
Fernando2 gelöscht_84526 „ Natürlich, von wann sonst? Vorher gab es ja noch nie eine solch drastische...“
Optionen

Ich habe doch gar nicht bestritten, daß es Haushalte gibt, denen selbst "Zehnerl" wehtun. Aber die "Masse" ist das bei weitem nicht. Ich war übrigens schon in einigen asiatischen Ländern und war erschrocken, wie hoch dort manche Lebensmittelpreise sind. Da wäre eine Milchpackung mit deutscher Qualität und deutschem Preis ein "Traum".

Aber genauso wie Du Deine Schmerzgrenze hochhältst, solltest Du auch einem Landwirt eine Schmerzgrenze zubilligen.
Übrigens werden ca. 70% der Bauernhöfe im NEBENERWERB bewirtschaftet, weil man von Landwirtschaft schon längst nicht mehr leben kann.
Wenn da zynisch auf Bauernhöfe gedeutet wird, vor denen vier Autos stehen, dann wird ignoriert, daß das Geld dafür überwiegend aus Lohnarbeit kommt.

In typischer Konstellation arbeitet Bauer tagsüber im Sägewerk, Bäuerin trägt die Post aus, Tochter ist Krankenschwester und Sohn arbeitet als Betriebshelfer. Opa und Oma schauen tagsüber nach dem Stall.
Den Hof nebenbei noch durchzuziehen ist gewaltiger Streß, zu dem Nichtlandwirte meist nicht bereit wären.
Bei Landwirten, die Kuhbestände von 20 bis 40 haben und keine Möglichkeit zu Zueinkünften, gehts unweigerlich in die VERELENDUNG.

Nun sollte nicht weiter über "das Zehnerl" gestritten werden, denn darum gehts eigentlich gar nicht. Das "Zehnerl" können die Bauern LEIDER weder durch Streiks erreichen noch kann es der Staat verordnen.
Die neueste Entwicklung heißt ja LEIDER Ausweitung der Milchquoten und die Auswirkung auf die bäuerlichen Einkommen kann nur deprimierend sein.
Ich weiß zwar sehr genau, was in der Landwirtschaft läuft, bin aber HEILFROH, mein Leben nicht mit Landwirtschaft finanzieren zu müssen. Schuften bis zum Umfallen und trotzdem viel zuwenig im Geldbeutel - wer mag so schon leben?

sic transit gloria mundi
bei Antwort benachrichtigen