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Stigmatisierung wird salonfähig!

Bean / 24 Antworten / Baumansicht Nickles

Stigmatisierung wird salonfähig!

Weil ich mich gerade mächtig ärgere, dass ein Depp ein wichtiges Thema an die Wand fährt, hier mal meine Meinung zum Thema Raucher in unserer Gesellschaft:
Was ist gesund? Was ist politisch, gesellschaftlich ökologisch oder ökonomisch korrekt und wer befindet eigentlich darüber? Die Medien, der Mainstreem oder wir selbst?

Raucher sind neuerdings die erklärten Feinde unseres Ökosystems. Sie sind willensschwach, unverantwortlich, unvernünftig, lasterhaft und ……………abhängig!
Sie sind süchtig! Glaubt hier noch irgendwer an den Genussraucher? Blödsinn, Genussraucher sind Fabelwesen!
Ich habe mit 15 Jahren das Rauchen begonnen, jetzt bin ich 45. Als ich aufwuchs, war es völlig normal, dass Erwachsene auch in Anwesenheit von Kindern rauchten. Sogar im Auto(in meinem Fall ein Käfer) auch wenn auf der Rückbank die Kinder saßen und sogar im Winter bei geschlossenen Fenstern und voller Heizkraft in diesem Fahrzeug meiner Kindheit. Es war eine Zeit, in der es normal war, überall und immer zu rauchen. Fand irgendwo ein privates Fest statt, standen auf den Tischen Zigaretten zur freien Verfügung, so wie heute Chips oder ähnliches. Mit 15 Jahren habe ich dann angefangen. Meine Eltern fanden das nicht toll aber auch nicht schlimm. Beide rauchten damals selbst noch.
Ich weiß seit zig Jahren, was das Rauchen mit mir macht. Ich kenne die Konsequenzen für meinen Körper. Ich kenne die schrecklichen Bilder und ich habe beruflich tausende von durch Rauchen erkrankte erlebt. Ich rauche trotzdem noch, weil ich definitiv süchtig bin. Ich habe es schon öfter versucht, den Mist zu lassen. Akupunktur, Allan Carr, usw. Die längste rauchfreie Phase meines Lebens hielt ein halbes Jahr.
Ich rauche nicht gerne. Meine Kinder finden er eklig, den Rauch zu riechen, meine Frau sicher auch – auch wenn ich nur in unserem Hauswirtschaftsraum und im Auto alleine rauche.
Diese Antiraucherkampagne hilft vielleicht meinen und anderen Kindern. Sie finden Rauchen uncool und das ist als Erfolg dieser Kampagne nicht gering zu schätzen. Was macht dieser Dauerbeschuss gegen die Raucher aber mit mir und den anderen Nikotintrotteln?
Was macht uns krank? Das Rauchen selbst oder die Gewissheit, was uns alles Schlimmes blüht, wenn wir weiterrauchen? Hilft es uns, täglich die Botschaften auf den Zigarettenpackungen, die Ausgrenzung aus öffentlichen Lebensräumen und die schlimmen Botschaften der Medien zu vernehmen? Was ist denn die Hilfestellung der Gesellschaft an uns? Welche Krankenkasse zahlt denn für sinnstiftende ärztliche Hilfe zum Entzug von der Zigarette? Wir werden stigmatisiert, weil unser Laster sichtbar und riechbar ist!
Wir verhalten uns nicht regelkonform und deswegen straft man uns ab. Ist das sozial, ethisch oder menschlich korrekt?
Rauchen ist ein sichtbarer Makel geworden, was ist aber mit den anderen menschlichen Fehlleistungen? Rauchen, Trinken, Esssucht, Spielsucht – alles noch einigermaßen offensichtlich erkennbar. Was ist aber mit Selbstsucht, mit Arbeitssucht mit Geltungssucht? Es gibt viele Süchte, die eher im Verborgenen blühen! Die sieht man nicht, die machen aber auch krank.
Wenn so jemand zum Arzt oder ins Krankenhaus kommt, steht ihm jede Tür zur besten Behandlung offen. Als Raucher oder Trinker oder Dicker aber droht sofort der Stigma-Stempel. Auf dem steht in Sperrschrift „Vorsicht Unvernunft“ (Nur im Bild gesprochen – den gibt es nicht wirklich). Der Mensch hat einen Herzinfarkt. Dann folgt die Abwägung, der als sinnvoll zu erachtenden Maßnahmen. Anamnese: Trucker, 54 Jahre, übergewichtig, Raucher, Coffeinabusus – im Grunde die fleischgewordene Unvernunft. Tja, nun ist er krank, ist ja auch selbst Schuld. Was machen wir denn da? Akutbehandlung, klar. Und dann? Wie weit gehen die medizinischen Maßnahmen? Als würde es nicht schon reichen, dass die Zweiklassenmedizin längst Realität ist.
Wird alles angewendet, was möglich ist? Kann man das der Solidargemeinschaft aller Krankenversicherten zumuten? Fragen über Fragen – ausgesprochen oder unausgesprochen!
Wer aber ist das, der da krank geworden ist? War das ein netter, liebevoller Ehemann und Vater, fleißiger Arbeiter, humorvoller, lebenslustiger Mensch? Fragen, die immer seltener gestellt werden solange man Menschen weiterhin nach Äußerlichkeiten beurteilt. Und genau dies scheint momentan ganz schwer in Mode zu kommen.
Vorsicht! Mal einen Gang zurückschalten, sich selbst prüfen und mal über eigene soziale und ethische Grundhaltung nachdenken.
Raucher haben ein schlimmes Laster aber sie sind auch Menschen. Sie zu stigmatisieren, hilft ihnen nicht und Euch auch nicht!
Mal abwarten, welche Sau nach den Rauchern durchs Dorf getrieben wird.

Übrigens starte ich Anfang April wieder mal einen Versuch, das Rauchen zu lassen. Diesmal mit einem neuen Medikament, das angeblich sehr gut helfen soll. Ich habe es von einem Arzt zum Geburtstag bekommen, der meiner Argumentation offensichtlich partiell folgen konnte.

Als letztes hier noch mal ein interessanter Link aus einer Richtung, die verwirrt:
http://www.aeksh.de/shae/2006/200608/h068035a.html

Gruß und schönes, tolerantes Wochenende
Bean

Zum Glück gibt´s kein Gesetz gegen Unvernunft!
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olliver1977 Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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Bean,
Ich rauch nun auch schon seit meinem 15. Lebensjahr und rauche auch nicht gerne.
Diese ganze Kampagne der Politischen Profilneurotiker ist doch im endeffekt doch nur spinnerei.
Was meinst du was die Herren und Damen in Berlin rumheulen würden wenn alle deutschen Raucher auf einem Schlag aufhören würden zu Rauchen und die Autofahrer im gleichen zug aus Sympatie ihre Autos mal ein paar Tage stehen lassen würden. Die Steuereinnahmen die durchs Rauchen und Autofahren kommen können die auf keinen anderen Weg so leich kompensieren.
Und komischerweise müssen wir deutsche in allen sachen immer die Vorreiter sein und andere Länder sperren sich voll dagegen.
Ich könnte bei so sachen garnicht so viel Fressen wie ich kotzen könnte.
gruß Oliver
P.S. Wenn das mit dem Medikament klappt sag mir bitte wie es heißt und was es kostet würde auch gerne mal wieder aufhören!
:-)

Zu meinem Bedauern stell ich fest, dass du nichts hinterlässt. Und was du sagst,ist nutzlos wie die Hoden vom Papst
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neanderix olliver1977 „Bean, Ich rauch nun auch schon seit meinem 15. Lebensjahr und rauche auch nicht...“
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Und komischerweise müssen wir deutsche in allen sachen immer die Vorreiter sein und andere Länder sperren sich voll dagegen.

Das ist Deutschland beim Thema Rauchen ganz sicher nicht - da zählt D in der EU eher zu den Nachzüglern -- und das Gesetz, wenn es so kommt, wie es gerade erst abgesegnet wurde, wir eines der laschesten zu diesem Theam nicht nur in der EU sondern weltweit sein.

Volker
Computers are like airconditioners - they stop working properly when you open Windows Ich bin unschuldig, ich habe sie nicht gewählt!
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cpuquäler neanderix „ Das ist Deutschland beim Thema Rauchen ganz sicher nicht - da zählt D in der...“
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Wie so viele *kopfschüttel*

Ich glaube da sind wir schon seit einiger Zeit Vorreiter, im erstellen schwachsinniger Gesetze, die das Leben bis zum letzten Pfurtz - wortwörtlich - zu reglementieren versuchen. Oder sind wir Deutschen wirklich so dumme kleine Kinder, dass man uns jeden Schritt zweimal vorbeten und mit Gesetzen einmauern muss?

Zum Rauchen: Ich rauche selbst nicht regelmäßig, aber deshalb würde ich mich noch nicht als Nichtraucher bezeichnen, der bin ich nämlich nicht. Ich finde es auch nicht schlimm wenn jemand raucht, va. wenn er es zwischen anderen Rauchern tut. Was mich aber an mehr als einem Raucher gestört hat war die absolute Rücksichtslosigkeit. Das beste Beispiel: Mein alter Schachverein. Im alten Gebäude durften alle rauchen. Das hat zwar uns Jugendliche damals ziemlich gestört (Man stelle sich vor Schachzuspielen über fünf und mehr Stunden in einem Raum, der wie ne Kneipe nach Qualm stinkt) aber den Erwachsenen wars egal. Dann ist der Verein umgezogen in einen Saal an dessen Tür ein Schild mit der Aufschrifft "Rauchen verboten" hing (Nicht von uns, vom Saalbesitzer). Das Ding wurde sehr elegant übersehen und alle haben, trotz mehrfachen daraufhinweisens, munter weitergeraucht. Aber was will man da als 12-Jähriger schon machen? Du wirst ja nicht ernst genommen. Aber dann gehts Gejammer los, wenn einer geht, pah...

Diese Rücksichtslosigkeit ist meiner Meinung nach ein Zug, den man nur bei Rauchern findet (lange nicht bei allen!) und der definitiv bekämpft gehört. Aber das kann kein Gesetz erreichen, was sich gegen alle Raucher richtet, dass kann nur die Gesellschaft.

Gruß CPUQuäler

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neanderix cpuquäler „Wie so viele kopfschüttel Ich glaube da sind wir schon seit einiger Zeit...“
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Aber das kann kein Gesetz erreichen, was sich gegen alle Raucher richtet, dass kann nur die Gesellschaft.

Das Problem ist, dass es der Gesellschaft - besser: der Mehrheit ihrer Mitglieder - egal ist oder zumindest egal zu sein scheint.
Verwundert ja auch nicht weiter; ich las mal vor einige jahren eine Videotext-Info - da hatte eine Mutter gegen Ihre Tochter geklagt, weil diese im Beisein ihres Säuglings rauchte (und vernünftigen Argumenten nicht zugänglich war).

Die Klage wurde abgewiesen das Rauchen gehöre (man höre erstaunt) zum Recht der Eltern auf freie Selbstentfaltung.

Ich wollte damals eigentlich shcon laut rufen:
Hallo liebe Richter, wo bleibt das Recht des Kindes auf Körperliche Unversehrtheit? Seit wann, bitte, muss selbiges hinter dem Recht der Eltern auf freie Selbstentfaltung zurückstehen, ist also die Gesundheit des Kindes weniger Wert, als dieses?

Volker
Computers are like airconditioners - they stop working properly when you open Windows Ich bin unschuldig, ich habe sie nicht gewählt!
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cpuquäler neanderix „Aber das kann kein Gesetz erreichen, was sich gegen alle Raucher richtet, dass...“
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Ja, die Wichtigkeit der verschiedenen Rechte wird immer wieder durcheinander gebracht. Erst recht in solchen fällen, wo das Kind noch nicht als vollwertige Person angesehen wird und sich leider auch selbst nicht dazu äußern kann.

Dass der Gesallschaft einiges egal ist ist mir klar, aber dass unsere Politiker dann Gesetze regnen lassen müssen ist meiner Meinung nach ebenfalls falsch. Aber wahrscheinlich muss einfach der totale Zerfall kommen, bevor die Gesellschaft und dieses Land die fehler erkennt und wieder auf die Beine kommt. Traurig die Vorstellung.

Gruß CPUQuäler

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apollo4 Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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@olliver1977

Und komischerweise müssen wir deutsche in allen sachen immer die Vorreiter sein und andere Länder sperren sich voll dagegen.

Das stimmt nicht.
Wir sind nicht vorreiter.
Andere Länder sind da schon weiter.
Beispiel gefällig?

Irland war da schneller gewesen.

Gruß
apollo4

Ein Computer ist dafür da, Dir die Arbeit zu erleichtern, die Du ohne Computer nicht hättest.
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out-freyn Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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Es geht nicht um Stigmatisierung von Rauchern, sondern um den Schutz von Nichtrauchern. Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, die rauchenden Typen am Nebentisch in der Kneipe würden saufen oder Heroin spritzen - das müsste ich wenigstens nicht ungefragt mitkonsumieren.

The conspiracy theory of society [...] comes from abandoning God and then asking: »Who is in his place?« (Sir Karl Popper, Conjectures and Refutations, 1963)
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Tom West out-freyn „Es geht nicht um Stigmatisierung von Rauchern, sondern um den Schutz von...“
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Tja, aber warum soll den Wirten, die selber rauchen, verboten werden eine Raucherkneipe einzurichten? Natürlich klar gekennzeichnet. Dann kommt auch kein Nichtraucher auf die Idee, den Laden aufzusuchen. Oder soll der Wirt gezwungen werden...?

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out-freyn Tom West „Tja, aber warum soll den Wirten, die selber rauchen, verboten werden eine...“
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Nun ja, es gab ja bisher bereits den Versuch, Nichtraucherschutz auf dem Weg einer "freiwilligen Selbstverpflichtung" der Gastronomie voranzubringen - sozusagen der Versuch, statt mit Gesetzen mit dem gesunden Menschenverstand zu arbeiten. Der Erfolg war wohl eher bescheiden. Was soll man also machen, wenn das Prinzip "Vernunft" nicht fruchtet?

The conspiracy theory of society [...] comes from abandoning God and then asking: »Who is in his place?« (Sir Karl Popper, Conjectures and Refutations, 1963)
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Tom West out-freyn „Nun ja, es gab ja bisher bereits den Versuch, Nichtraucherschutz auf dem Weg...“
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Das meinte ich eigentlich nicht.

Ich bring es mal auf einen Punkt:

- Ich bin Wirt
- Ich möchte ein Angebot für Raucher machen, nicht für Nichtraucher, weil ich selber rauche
- Ich kennzeichne meine Gastronomie mit einem Zeichen "hier wird geraucht"

Was spricht dagegen?

Warum soll ich mich freiwillig selbstverpflichten? Ich biete doch nur für eine bestimmte Klientel an!

Genauso wie es vegetarische, spanische, italienische, griechische, deutsche, türkische, litauische (viel zu selten), etc. Küche gibt, ist bei mir halt Rauchen erlaubt.

So lange jeder Gast weiß, dass Rauchen in dieser Gaststätte erlaubt ist, muss ein Nichtraucher sie doch nicht aufsuchen! Wie auch ein Raucher die Nichtrauchergaststätten meiden kann oder sich den Gepflogenheiten anzupassen hat. Wie ein Fleischfutterer keine Vegetarierküche aufsuchen muss, weil er da nichts Vernünftiges - für seinen Gaumen - zu essen bekommt.

Sowie Du auch zwischen gespritzt, genmanipuliert, Bio, Inhaltsstoffen etc. - mit Kennzeichnung - wählen kannst.

Warum willst Du mir die Wahl verbieten?

Erwarte eine wirklich fundierte Antwort.

Greets
Tom

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charlie62 Tom West „Das meinte ich eigentlich nicht. Ich bring es mal auf einen Punkt: - Ich bin...“
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Was spricht dagegen?

Falls vorhanden eigentlich nur nichtrauchendes Bewirtungs-/Bedienungspersonal.
Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: -Das ist mein!- und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: -Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.- (Jean-Jacques Rousseau)
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Olaf19 charlie62 „ Falls vorhanden eigentlich nur nichtrauchendes Bewirtungs-/Bedienungspersonal.“
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...könnte man dann aber sagen: dann muss sich das nichtrauchende Personal einen anderen Arbeitgeber suchen - niemand muss in einer Raucherkneipe anheuern, wenn er vorher weiß, dass es eine ist. Problematisch wäre das allenfalls bei der Umwandlung einer Nichtraucher- in eine Raucherkneipe.

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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charlie62 Olaf19 „Mit der gleichen Logik...“
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...könnte man dann aber sagen: dann muss sich das nichtrauchende Personal einen anderen Arbeitgeber suchen

Das werden dann bestimmt interessante Prozesse vor dem Arbeitsgericht.
Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: -Das ist mein!- und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: -Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.- (Jean-Jacques Rousseau)
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fbe Tom West „Tja, aber warum soll den Wirten, die selber rauchen, verboten werden eine...“
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Oder soll der Wirt gezwungen werden...?
Und was ist mit den dort Beschäftigten?
fbe
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jueki Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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Naja, ich habe über 20 Jahre geraucht, zuletzt fast 3 Schachteln täglich. Irgendwann hat es im Gehirn mal "Klicklack!" gemacht. Da hab ich aufgehört, von einem Tag auf den anderen.
Es war eine Schinderei, eine schlimme Schinderei. Ohne Medikamente.
Es muß am 9ten oder 10ten Tag gewesen sein. Da mach ich meine Hausbar auf - und was lacht mich an? Eine fast volle Schachtel Cabinet. Mich hat es bald auseinander genommen vor Gier, ehrlich. Aber dann hab ich die Schachtel lange angeschaut, mindestens 10 Sekunden. Hab ihr gesagt: "Ich bin stärker als Du!" und hab die Schachtel aus dem Fenster geschmissen.
Und heut? Der Rauch, der kalte vor allem, der ekelt mich. Kommt Besuch, gut, ich stelle einen Aschebecher hin, erinnere mich noch an meine Zeit als Raucher.
Aber dann lüfte ich stundenlang. Hab sogar schon mal die Gardinen anschließend gewaschen.
Rauchen, rauchen als Mittel, seine persönlichen Genußvorstellung zu befriedigen, oder ganz einfach, weil man seiner Sucht nicht widerstehen kann - gut. "...der werfe den ersten Stein!".
Aber andere zwingen, andere, die nicht dieser Sucht unterlegen sind, dieser widerstehen können, zu zwingen, diesen Qualm mitzuatmen?
Denkt mal drann, Ihr Raucher, wie es wäre in einer Gaststätte zum Beispiel oder in einem öffentlichen Raum, wo rings um Euch knoblauchatmende Menschen sind.
Und Ihr nichts dagegen machen könnt!
Und Knoblauch ist, im Gegensatz zu Nikotin, sogar gesund.
Jürgen

- Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen "NEIN!" Kurt Tucholsky
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apollo4 jueki „Naja, ich habe über 20 Jahre geraucht, zuletzt fast 3 Schachteln täglich....“
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@jüki

full ACK

das stimmt zu 100%
So habe ich das auch erlebt, nur hatte ich ein einschneidendes Erlebnis, was mich veranlaste damit auf zuhören.
Eben so von ein auf den anderen Tag

Das war vor 4 Jahren und mir gehts doch noch besser, wenn nicht an jeder Eckke oder vor einen so einer mit ner Zigarette rumlaufen würde.
Ist echt grass.

Kann ausweichen aber manch mal eben auch nicht.
Pfui! ;-))

Gruß
apollo4

Ein Computer ist dafür da, Dir die Arbeit zu erleichtern, die Du ohne Computer nicht hättest.
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Zaphod Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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Schönes Statement, danke dafür!
Ich bin jetzt seit ~13 Jahren rauchfrei, vorher starker Raucher. Die Argumente gegen das Rauchen sind klar, ich bin froh, dass ich es (bis jetzt) geschafft habe.
Mein Vater wurde von seinem Vater mehr oder weniger zu Rauchen erzogen - weil der es für unhöflich hielt, eine angebotene Zigarette abzulehnen. Dadurch wurde er zum Raucher, bis er es sich während einer schweren Krankheit abgewöhnt hatte und es danach ganz gelassen hatte.
Angesichts der Tatsache, dass es noch in den 70er Jahren Mediziner gab, die Rauchen für der Gesundheit förderlich hielten, und der Tatasache, dass der Staat nicht zu knapp an der ganzen Geschichte mitverdient, sollte man jetzt auch nicht aus einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung ein persönliches Problem machen.
Das ist alles erst 30 Jahre her ...
Also: Förderung des Nichtrauchens: gerne. Stigmatisierung der Raucher: klares Nein.
Eine Gesellschaft sollte auch solidarisch mit den Folgen einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung umgehen. Die zunehmende Indiviualisierung von Risken ist pervers, insbesondere, wenn man damit Jahrzehnte lang nicht unerhebliche Gewinne gemacht hat.

HTH, Z.

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jueki Zaphod „Schönes Statement, danke dafür! Ich bin jetzt seit 13 Jahren rauchfrei, vorher...“
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>>...dass es noch in den 70er Jahren Mediziner gab, die Rauchen für der Gesundheit förderlich hielten Was - sowas gab es tatsächlich?
Jürgen

- Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen "NEIN!" Kurt Tucholsky
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Xdata jueki „ ...dass es noch in den 70er Jahren Mediziner gab, die Rauchen für der...“
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Hallo , -- war noch nie Raucher , nur die Sache mit dem Passivrauchen wird momentan maßlos übertrieben.

Zum Vergleich , ein Industrieschornstein dürfte mit einem Schub die Zigmillonenfache Rauchmenge ausstoßen wie Unmengen von Rauchern.

Habe schon Nichtraucher erlebt , die schon gehustet haben wo der Rauch physikalisch noch garnicht angekommen sein konnte.
Zumindest gibt es da einige denen es garnicht ums Passivrauchen selbst , sondern ums Verbieten selbst geht.

Jedenfalls ist eine Hexenjagt gegen Raucher übertrieben.

Auch unter den Rauchern gibt es jedoch dreiste , zb sogar einen Personaler der bei einem Einstellungsgepräch dem Aspiranten
den Rauch um die Ohren gepustet hat.



Was wirlich stimmt ist die gesteigerte Empfindung von Ekel (bei Nichtrauchern die vorher mittlere oder starke Raucher waren )
sobald im Umfeld geraucht wird . -- auch kalte Zigarettenasche wird als besonders negativ empfunden.

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dl7awl Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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Zunächst mal danke für das Eröffnungsposting - es ist angenehm, statt platter Polemik mal einen differenzierten und nachdenklichen Beitrag zu lesen (das Thema ist so gesehen fast egal).

Zum Rauchen-Aufhören: ich habe kein Rezept, aber wenn es glatt geht, ist das imho im Wesentlichen eine Kopfsache.
Mir ging es (fast) wie Jüki. Ich habe in jungen Jahren gequalmt wie ein Schlot, mehrere Versuche des Aufhörens scheiterten. Und dann, eines Tages, völlig ungeplant, hat es im Kopf irgendwie "klick" gemacht. Wollte ich es mit Worten beschreiben, müsste ich sowas sagen wie: plötzlich wurde mir klar, was ich mir und meinem Körper da permanent antue. Aber das trifft es nicht wirklich, denn natürlich wusste ich das auch vorher schon. Aber auf einmal war es wie eine neue Art der Klarheit: die innere Zerrissenheit, der Konflikt zwischen Bedürfnis und schlechtem Gewissen, waren plötzlich wie weggeblasen. Was der Anlass war, weiß ich nicht, bzw. es gab keinen. Ich war, rückblickend gesagt, plötzlich durch und durch eins mit mir, so wie es im Leben wohl nur selten vorkommt. Manche nennen sowas Bewusstseinserweiterung, manche Grenzerfahrung, manche "Erleuchtung". Ich musste mir also gar nichts vornehmen, nichts einreden, mich zu nichts zwingen - vielmehr wusste ich auf einmal: Ich werde nie wieder rauchen. Es war kein Vorsatz, sondern eine Feststellung. Und mir war im gleichen Moment auch völlig klar, dass ich (etwas anders als Jüki) nie wieder das Bedürfnis danach haben würde - andererseits aber auch keinerlei Ekel, so wie es bei manchen Autosuggestions-Entwöhnungen der Fall sein soll oder sogar angestrebt wird. Mit großer Leichtigkeit warf ich die halbvolle Schachtel weg, weil es nicht den geringsten Zweifel gab, dass ich sie nicht mehr brauchen würde. Anders als bei früheren Aufhör-Versuchen war es kein gemeinsamer Versuch mit Freunden, und ich schloss auch keine Wetten ab, was im Falle eines Rückfalls zu tun sei, denn es würde ja keinen geben. Meine Freunde und deren Meinung waren egal, sie waren diesmal bloß Statisten. Denn das war allein mein Ding.
Es kam dann genau so wie vorausgesehen: von einem Moment auf den anderen nie wieder geraucht, nie wieder etwas vermisst, nie wieder das Bedürfnis danach verspürt. Nur noch einige wenige Male vom Rauchen geträumt und im Traum gedacht: Mist, jetzt hast du doch wieder angefangen. Das ist nun Jahrzehnte her, und ich bin wirklich lückenlos Nichtraucher geblieben. Übrigens kein "militanter"; Raucher haben mich zu keinem Zeitpunkt wirklich gestört. (Nur wenn z.B. Eltern auf ihre Kinder keinerlei Rücksicht nehmen und ihnen tagaus-tagein die Bude vollqualmen, macht mich das wütend.)

Was ich hier beschrieben habe, ist gewiss keine "Methode" - und deshalb dürfte der Nutzen für andere Aufhörwillige auch eher gering sein. Eine "Methode" setzt immer von außen an, aber dieser Schritt kam offensichtlich von innen. Das scheint das eigentliche Erfolgsgeheimnis zu sein. Aber es bedeutet auch: selbst wenn jemand es perfekt nachahmen wollte, wäre es doch nicht das Gleiche. Deshalb erzähle ich das hier auch nicht aus missionarischem Eifer, sondern weil es eins beweist: es ist eine Kopfsache. Es mag Nikotinsucht und wissenschaftlich nachweisbare körperliche Abhängigkeit geben, aber der Kopf kann stärker sein und das alles mühelos, unangestrengt und mir großer Leichtigkeit außer Kraft setzen. Quod erat demonstrandum. Aber erzwingen kann man das wohl nicht - es kann nur "von innen" kommen. Vielleicht waren so gesehen auch die gescheiterten Versuche vorher notwendig - immerhin war das ja bereits eine Auseinandersetzung mit dem Thema, und man weiß ja, dass einmal angegriffene Dinge im Unterbewusstsein auch selbstständig "weiterköcheln" und unbewusst verarbeitet werden können. Irgendwann können sie "gar" sein und dann scheinbar ohne äußeren Anlass mit dem "Ergebnis" der Verarbeitung wieder an die Oberfläche kommen...

Genug der Erklärungsversuche, ich wollte eigentlich nur schildern, wie es bei mir damals gelaufen ist... Jetzt, Jahrzehnte später, könnte ich eigentlich ganz gut eine ähnliche "Erleuchtung" in puncto Abnehmen gebrauchen, aber die wollte sich bisher partout nicht einstellen... ;-)

Gruß, Manfred

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cpuquäler Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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Ein großes Problem beim aufhören ist wohl auch die schlichte Langeweile. Ich kenne viele Schüler und Studenten, die mal angefangen haben zu rauchen und es nicht schaffen damit aufzuhören, weil sie immer wieder an der Bushaltestelle stehen und die wartezeit mit ner Zigarette schneller vergeht. Und auch ein gewisses Gruppengefühl gehört meiner Meinung nach dazu. Wenn man zusammen in der Kneipe hockt und die ganze Truppe raucht, das ist einfach was, was einen Verbindet. Selbst wenn es eine Sucht ist, die alle gemeinsam haben und ausüben, aber sie verbindet. Das sind wohl vorgänge, die so tief in das menschliche Unterbewusstsein dringen, dass man sich nur sehr schwer von ihnen lösen kann.

Ich kenne auch einige, die einfach von einem Tag auf den anderen aufgehört haben, teilweise ohne Probleme, teilweise mit.

Ob aber diese ganzen Medikamente wirklich helfen, ich weiß nicht. Am wichtigsten ist meiner Meinung nach der eigene Wille, man kämpft in der ersten Zeit des aufhörens gegen sich, nicht gegen den eigenen Körper, sondern gegen den Geist. Und dass ist ein harter Kampf, den viele nicht durchstehen. Ich selbst habe zum Glück noch nie richtig angefangen rauche aber ab und zu mal eine mit Freunden. Da habe ich selbst schon nach wenigen Zigaretten gemerkt, dass ich mir am liebsten ein Päckchen geholt hätte. Seit dem habe ich mein rauchen drastisch zurückgeschraubt, aber die Erfahrung hat mir gezeigt wie schwer es eigentlich ist aufzuhören. Etwas was viele Neuraucher gar nicht glauben. Die meinen immer "ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will", ich kannte bisher keinen, der wirklich jederzeit aufhören konnte.

Dennoch empfinde ich diesen, ja fast schon Raucherhass als falsch. Aber er ist wohl nur das Ergebnis der oftmals fehlenden Rücksichtnahme von Rauchern und Nichtrauchern aufeinander.

@ Bean: Das finde ich übrigens einen netten Zug von dem Arzt, dass er dir so ein Medikament schenkt. Viel Glück schon mal bei deinem nächsten Versuch. Hoffentlich schaffst dus! *Daumendrück*

Gruß CPUQuäler

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fbe cpuquäler „Ein großes Problem beim aufhören ist wohl auch die schlichte Langeweile. Ich...“
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..oftmals fehlenden Rücksichtnahme von Rauchern und Nichtrauchern aufeinander.
Die fehlt wohl bei den Rauchern - ein Nichtraucher stinkt nicht nach kaltem Rauch.
fbe
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jueki Bean „Stigmatisierung wird salonfähig!“
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"Ich lasse mir von nichts und niemanden etwas sagen!" -
rief er aus.
Und zündete sich, beherrscht von seiner Sucht, fast fiepend vor Gier nach Nikotin eine Zigarette an...
Ich spreche (leider) aus Erfahrung.
Jürgen
- Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen "NEIN!" Kurt Tucholsky
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